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Vieles ist möglich - nichts ist unmöglich von alledem! Was es zu sagen gilt, um dieses Buch zu beschließen, ist so vor allem dies: Die Leute der Thule- und Vril-Gesellschaft verfolgten ungewöhnliche Ziele, besondere Ziele von einer sowohl geistigen wie substantiellen Reichweite, die der kleine Verstand kaum zu ermessen vermag. Wer verstehen will - muß das weite Denken lernen.

Anhang 1

Nachtrag

1. Der „Isais-Faktor“

Der Isais-Faktor Der wahre Kern der Isais-Mythe

Die Mythe um die „Göttin Isais” hat im Laufe der Zeit das gleiche Schicksal erlitten, wie viele andere Mythen auch. Zeitaktuelle Umstände haben Einfluß genommen und Veränderungen bewirkt. Einzelne

Aspekte wurden herausgegriffen, in den Vordergrund gerückt und schließlich zum Hauptsächlichen erklärt. Allmählich führte dergleichen dann immer weiter vom wahren Kern weg. Wie sieht nun der wahre Kern der Mythe aus:

Isais

Isais stammt aus Kuthärach (oder Kuthagracht), dem Reich der Dämonen, das sich in den dunklen Zonen des Jenseits befindet (jedoch nicht in den finsteren, was unterschieden wird). Sie ist ursprünglich also keine Göttin, sondern eine Dämonin. Da sie jedoch ein sehr lichtes Naturell hat, zieht es sie zur Götterwelt hin. Wegen ihres reinen Geistes - aber auch wegen ihrer großen weiblichen Schönheit - wird Isais dort aufgenommen.

In einem für die Götterwelt besonders schwierigen Moment, erweist Isais ihre Dankbarkeit. Sie holt den magischen schwarz -violetten Stein aus der Hölle zurück, der von deren finsteren Geistern geraubt worden war.

Dieser Stein (oder Kristall) ist von besonderer Bedeutung, weil sich in ihm göttliche Kraftschwingungen angesammelt und geballt haben; und zwar weibliche, also Schwingungen der Göttinnen. Dieser weibliche Stein heißt „Ilua”. Er hat ein männliches Gegenstück, in dem Schwingungen der Götter geballt sind. Dieser männliche Stein heißt „Garil” (Gral). Erst diese beiden Steine zusammen können jene höchste Schwingung der göttlichen „Iluhe” bewirken, die über Herrschaftsansprüche entscheidet - etc.

Da die finstere Macht der Hölle eine nur männliche ist, wollte sie den Stein mit der weiblichen Schwingung in ihren Besitz bringen, um damit zugleich auch die Herrschaft der dem Teufel verhaßten weiblichen Gottheit im neuen Zeitalter auf der Erde zu verhindern.

Da das Reich der Hölle ein nur männliches ist - der Hölle verfallene Frauen werden in den höllischen Vorhöfen gefangen gehalten -, kann eine weibliche Kraft sie am besten bekämpfen (dieses Motiv hat sich auch im Christentum noch vage erhalten; viele Darstellungen Mariens´ zeigen unter ihren Füßen die zertretene Schlange, den besiegten Teufel). Um unerkannt in die Hölle hineinschleichen zu können, wie es ihr Plan war, mußte Isais sich für diese Mission als Knabe verkleiden und auch ihre bis zum Boden reichenden Haare bis auf Hüftlänge schneiden, damit sie sich unter einer Kapuze verstecken lassen. Das wollte sie nicht tun. Die Götter versprachen ihr aber die vollkommene Vergöttlichung, so daß sie ihre Haare gleich nach der Mission in vollständiger Länge wieder erhalten konnte. Daraufhin war Isais einverstanden. Sie nahm die Verkleidung an, schlich sich in die Hölle und entwendete den Teufeln den gestohlenen magischen Stein. Dabei wurde sie jedoch erkannt, es kam zu einer dramatischen Flucht. Am Rande der Hölle hätte man sie beinahe gepackt, wäre ihr nicht der Dämon Malok (=>Moloch?) zu Hilfe geeilt. Dieser wurde seither ihr treuer Freund.

Als Isais erfolgreich in die Götterwelt (das Mittelreich/ Walhall/ Olymp) zurückkehrte, hielten die Götter ihr Versprechen. Damit sie aber in der Götterwelt bleiben könne, müsse sie sich von dem

schrecklichen Dämon Malok trennen. Dies wollte Isais nicht. Sie irrte eine Weile ratlos durch die Sphären und entdeckte dabei auf der Erde den Ritter Hubertus. Sie entschloß sich, diesem und seinen Getreuen zur Herrschaft über die Erde zu verhelfen, wenn das neue Zeitalter komme. Deswegen eilte sie zur Götterwelt zurück und sprach mit der Göttin Istara (Ischtar/ Venus/ Ostara/ Aphrodite/ Aschera/  Freyja/ Inanna/ Aramati etc.). Die Göttin Istara sagte, es sei ohnehin beschlossen, die beiden wichtigen Steine geeigneten Menschen zu übergeben, damit zur rechten Zeit die weibliche Ilu - Schwingung zur Erde hin angezogen werde etc..

Den männlichen Stein „Garil” werde der Gott Wodin (Odin/ Wotan/ Jupiter/ Zeus/ Marduk/ Indra) im geheimen zur Erde bringen, den weiblichen „Ilua” solle sie, Isais, bringen und für ein sicheres Versteck sorgen.

Isais brachte Ilua, den magischen „schwarz-lila Stein”, zum Untersberg (zwischen Berchtesgaden und Salzburg), wo sie den Ritter Hubertus veranlaßt hatte, ein Quartier zu errichten, und weihte ihn nun in die Geheimnisse ein etc.. Isais erschien jener Ritterschaft dann mehrfach. Unterdessen hatte Wodin (Odin) einer anderen Rittergruppe, die sich im Norden Italiens ein Quartier geschaffen hatte, den Garil, den anderen magischen Stein übergeben. Istara (Venus) hatte bereits Jahre zuvor den Geist des einstigen römischen Imperators Octavian Augustus veranlaßt, sich in einem deutschen Ritter erneut auf der Erde zu verkörpern. In dessen Gestalt sollte er seine spätere Wiedergeburt als Kaiser im neuen Weltzeitalter vorbereiten. Dazu mußte er, nach genauen Anweisungen der Göttin, heimlich eine goldene Figur schaffen lassen, die ein männlich/ weibliches Doppelhaupt darstellte, welches von dem Frauenzopf wie von einer Säule getragen wurde (den „Großen Baphomet von Wien”, genannt auch, die „Figura”).

Isais fiel ferner die Aufgabe zu, jene Ritterschaften zusammenzubringen und für die Vollendung des Werks zu sorgen, wenn das neue Zeitalter (das Wassermannzeitalter) kommt.

In der gegenwärtigen Zeit, während der Umformung des alten Fischezeitalters zum neuen Wassermannzeitalter, gewinnt die Isais - Mythe - zumindest mittelbar - an Aktualität.

Den Äußerungen geheimer Vorstellungen zufolge, müßte die „Belebung” jener goldenen Figur mit dem männlich/ weiblichen Doppelhaupt entweder 1983/ 84 oder 1989/ 90 erfolgt sein, oder aber 1997/ 98 stattfinden, resp. irgendwo im Geheimen stattgefunden haben.

Allerletzter Gewißheit sicher ist, daß jenes Doppelhaupt der Baphomet der Tempelritter war, soll diese Bezeichnung hier nicht verwendet werden, obschon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann.

Die hinter alledem stehende Idee ist wohl im Kern, daß durch die magische Verbindung der beiden Steine „Ilua” und „Garil” eine besondere Schwingung hervorgerufen wird, welche nach dem Prinzip der Affinität von Schwingungen den göttlichen „Ilu-Strahl” anzieht. Dieser wiederum nimmt seinen Weg vom Jenseits ins Diesseits durch eine spezielle „Schleuse”, welche „Ilum” genannt wird und mit der oft mißdeuteten (und auch mißbrauchten) „schwarzen Sonne” gleichzusetzen ist. Wenn der „Ilu -Strahl”, der Strahl des absoluten göttlichen Lichts, die Erde erreicht, dann endet die Ära des grausamen Bibel-Gottes und des unduldsamen Monotheismus. Die weibliche Gottheit übernimmt die Herrschaft, verkörpert in der Liebesgöttin Ischtar/  Venus. Zugleich wird ein weiser Mann das Cäsarentum wieder errichten und im Geiste der Göttin die Welt erneuern. Dieser Mann wird die Wiedergeburt einer großen Herrscherpersönlichkeit der Vergangenheit sein. Das wahre Frauentum wird wieder in seiner Weiblichkeit geehrt werden; alle alten, göttlichen und natürlichen Prinzipien triumphieren.

Isais hat ihre Mission in dem Augenblick erfüllt, wo alles dazu Nötige vorbereitet ist - also wohl in dieser Zeit. Dann tritt sie in den Hintergrund, die Liebesgöttin überstrahlt alles.

2. Das richtige und das falsche Isais-Bild

Das Wesen der ISAIS (Göttin Isais vom Untersberg etc.) hat in den vergangenen Jahrzehnten wieder Interesse hervorgerufen. Dabei sind falsche Schilderungen und Darstellungen jedoch nicht ausgeblieben, solche werden in verschiedener Weise gehandelt.

Dies ist leider geeignet, Menschen in die Irre zu führen, die sich mit diesem Aspekt näher beschäftigen wollen.

Sei zunächst am Rande von der irrigen Auffassung Gustav Meyrinks in dessen Roman „Der Engel vom westlichen Fenster“ gesprochen. In diesem Buch konstruiert der Dichter eine wenig historische Handlung um den englischen Alchimisten John Dee. Sowohl zeitverschoben wie auch sinnverwirrt, bringt Meyring Motive aus dem Umfeld der Templer-Gruppierung „Die Herren vom Schwarzen Stein,“ welche der deutsch-italienischen „geheimwissenschaftliche Sektion“ des Ordens (SIGNUM SECRETUM TEMPLI) unterstand, ins Spiel. So taucht auch ein magischer „schwarzer Stein“ auf, jedoch völlig verschieden vom Schwarzen Stein der Templer. Als Widersacherin des Alchimisten läßt Meyrink eine „Schwarze Isais“ auftauchen, die mit der quasi-historische richtigen Form nichts gemeinsam hat. Wie wenig der Dichter sich an wahre Grundlagen hält, zeigt auch, daß er Kaiser Rudolph II. zur Zeit des Auftauchens von John Dee an dessen Hof als Greis schildert, während der Kaiser damals gerade 31 Jahre alt war. Einer „Adaptation“ unterzieht Meyrink auch den 'Isais-Hymnus' („Aus dem Lichte des Mondes ...).

Wenigstens hinsichtlich der Beschreibung des Äußern der „Isais“ vermeidet er offenkundige Fehler. Dafür läßt sein geschilderter „Isais-Kult“ keinen Fehler aus, da der Dichter die bizarren Rituale einer gnostischen Sekte mit dem tatsächlichen Isais-Aspekt verwechselt.

All dies kann jedoch nicht schwerwiegend genannt werden, denn der Dichter Gustav Meyrink beansprucht keine Authentizität für sein Werk.

Anders verhält es sich mit verschiedenen neueren Publikationen, die den Anspruch der „Dokumentation“ für sich erheben, aber ein durchaus falsches Isais-Bild vermitteln (z.B. Isais mit kurzer Frisur etc.).

Über den Ursprung dieser Fehlerhaftigkeit, der auf die 1920er Jahre zurückgeht, soll an dieser Stelle Aufklärung erfolgen.

Die wiederentdeckte Isais.

In der Neuzeit wurde der Isais-Mythos im Jahre 1903 von der damaligen „Panbabylonischen Gesellschaft“ zu Wien aufgegriffen, aus welcher unter der Leitung der jungen Wienerin Maria Orschitsch 1919 die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ mit Hauptsitz in München hervorging. Bald wurde diese Gesellschaft auch „Vri-Il“- oder „Vril-Gesellschaft“ genannt.

Diese Vereinigung verfügte über direkten einen Kontakt zur „Templer-Erbengemeinschaft“ in Wien, von welcher ihr Originalunterlagen übergeben worden waren; insbesondere durch die Archivverwaltung DHvSS („Die Herren vom Schwarzen Stein“) zu Salzburg.

Die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ beschäftigte sich fortan u.a. mit der Wiederbelebung und Weiterführung der alten Mythen um Isais und den magischen „Schwarzen Stein“ sowie die Ideen des Templer-Komturs Hubertus, welcher im Auftrag des Wiener Großkomturs Hugo von Weitenegg die Ettenberg-Komturei am Fuße des Untersbergs bei Berchtesgaden leitete; 1938 nahm die Gesellschaft auch alte Fäden zum venezianischen Bucintoro-Orden auf.

Der Isais-Aspekt galt für die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ als ein wichtiger Bestandteil eines größeren Gefüges, zu welchem auch die Mythe um die „Große Figura“ und die kommende Herrschaft der Göttin Ischtar (Venus) im neuen Äon gehörte.

Für die „Vril-Gesellschaft“ ist der Isais-Mythos zwar offenbar nicht von zentraler Bedeutung gewesen; er bildete jedoch einen wichtigen Baustein des größeren Gesamtgefüges. So ist es vielleicht kein purer

Zufall gewesen, wenn sowohl die Farben der Isais (Schwarz-Silber-Violett) wie auch das dieser zuzuordnende Blitz-Signét in diesem Kreise Verwendung fand. Ein damals besonders aktuelles Anliegen dieser überwiegend aus jungen Damen bestehenden Gemeinschaft war der Kulturkampf gegen die Entwürdigung der Frau durch Vermännlichung, etwa durch kurze Frisuren u.s.w. Daher wurde nach einer Abstimmung im Jahre 1922 die Verpflichtung zu langen Haaren für alle weiblichen Mitglieder der Gemeinschaft festgelegt.

An der Peripherie der Gesellschaft kam es zur Abspaltung einer kleinen Gruppe, welche sich der herrschenden Mode dennoch unterwerfen wollte. Durch diese gelangten Unterlagen aus dem Archiv in die Hände einer geschäftstüchtigen okkultistischen Gruppe, die unbedarften Menschen mittels Hokus-Pokus Geld aus den Taschen zog. Jene Gruppe präsentierte eine „modernisierte Isais“ mit kurzer Frisur. Ende 1923, nach dem die 'Templer-Erbengemeinschaft' alle Originaldarstellungen, Siegel u.s.w. mit Hilfe des Bildmarkenrechts juristisch hatte schützen lassen, wurden die falschen Darstellungen verboten.

Im Jahre 1926 benutzte ein anderer okkultistischer Verein nochmals falsche Isais-Darstellungen, wenngleich nur am Rande anderer Dinge. Dieser Verein wurde 1934 aufgrund von Privatklagen mehrerer finanziell geschädigter Personen aufgelöst. Die falschen Isais-Bilder und Texte waren damit vorerst verschwunden.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg gelangten falsche „Isais“-Darstellungen erneut an die Öffentlichkeit und wurden abermals verwendet -zunächst von Menschen, die tatsächlich nicht wußten, es mit Fälschungen zu tun zu haben. Es bestand dort also anfangs keine Betrugsabsicht.

Das nach dem zweiten Weltkrieg neu entstandene falsche Isais-Bild ging übrigens auf ein sehr hübsches Berufs-Fotomodell zurück, welches dafür die optische Vorlage bot, ohne davon zu wissen.

Der Grund für die „Modernisierung“ ist sicherlich einfach erklärt:

Zur geschäftlichen Ausnutzung eignet sich ein „Isais-Bild“, mit dem möglichst viele Frauen sich identifizieren können, besser als das korrekte mit hüftlangen Haaren.

Der Fehler ist über mehrere Jahre nicht durchschaut, bzw. von Kennern der Materie gar nicht bemerkt worden, weil solche kaum in Verbindung zum „Esoterikgeschäft“ standen. Dazu kam noch, daß sich auch in den informierten Kreisen längst niemand näher mit dem Isais-Aspekt beschäftige, diese Angelegenheit daher auch über Jahre hinweg kein Aufsehen erregte. Schließlich wäre es auch nicht allzu schlimm gewesen, gewissermaßen „zwei Ausführungen“ zu präsentieren, wäre der dabei die historisch richtige nicht unterschlagen worden. Denn für Menschen mit ernsthaftem Interesse konnte natürlich allein das richtige Bild einen Wert haben.

Später aber, etwa Mitte der 1990er Jahre, wurde die Verbreitung des Fehlers erkannt; es wurden korrigierende Unterrichtungen an alle relevanten Firmen versandt. Offenbar wurde dies aber nicht bei allen wahrgenommen, bzw. nicht respektiert.

Die einzige richtige Isais-Darstellung ist die der Isais mit langen Haaren, wobei es die Ausformung vor der Dichtung „Höllenreise“ mit bodenlangem Haar gibt und seit der „Höllenreise“ mit hüftlangem Haar. Sämtliche Darstellungen einer „Isais“ mit kurzer Frisur sind falsch.

Nicht immer muß es sich dabei um bewußte Fälschung gehandelt haben. Ein Ursprung des Irrtums lag womöglich in der Schilderung, daß Isais ihre bodenlangen Göttinnenhaare ein Stück schneiden ließ, wodurch sie auch den irdischen Frauen ähnlicher wurde - freilich den irdischen Freuen des Mittelalters, nicht denen des XX. Jahrhunderts.

An Originaldarstellungen der Isais sind heute noch vorhanden:

Eine aus Holz geschnitzte Figur (um 1235), Isais stehend mit dem Schwarzen Stein und wehenden hüftlangen Haaren. Von dieser Figur gibt es eine sehr genaue Zeichnung, angefertigt nach dem

Original von dem Historiker Dr. H. Reiterich, sowie eine gelungene Kopie von dem Holzschnitzer Erwin Reiff. Die Originalfigur ist unbeschädigt erhalten, allein der Sockel ging im Laufe der Zeit verloren.

Ferner gibt es eine Zeichnung in Holz (um 1230) mit noch längerem Haar, sowie ein Tonrelief (um 1235), wiederum mit hüftlangen Haaren.

Das Isais-Amulett sowie das Malok-Siegel sind wahrscheinlich rekonstruiert worden, allerdings schon in verhältnismäßig früher Zeit (vermutlich um 1550).

Aus späterer Zeit (ca. 1870) gibt es Illustrationen zu der Dichtung „Höllenreise,“ die nicht zu den Originaldarstellungen gezählt werden können, obschon sie sich an die Schilderungen halten.

Aus jüngerer Zeit sind mehrere 'medial' angefertigte Zeichnungen verfügbar, die Isais teils mit offenen hüftlangen Haaren, teils auch mit einem Zopf zeigen. (solche Medialzeichnungen können zwar nicht als historisch gelten, sind jedoch durchaus bemerkenswert).

Als ungewiß muß gelten, ob das Frauenbild in einem Siegel des Ordo Bucintoro (Venedig um 1520) Isais abbildet. Die Ähnlichkeit zu einigen der 'Medialzeichnungen' erscheint aber äußerst verblüffend.

Hinsichtlich der Isais-Schriften können als echt, resp. originalgetreu in Gegenwartsdeutsch übertragen, folgende gelten:

Die „Isais-Offenbarung“ Vers 1-86 (von da an streckenweise ungewiß) sowie der kleine Text „Hoffnung“. Die Dichtung „Isais Höllenreise“ (nicht zu verwechseln mit der in Ich-Form verfaßten Fälschung!) darf als aussagekräftig angesehen werden.

Gut übertragen ist der als „Hymnus“ bekannte Originaltext:

Aus dem Lichte des Mondes, aus dem Dunkel der Nacht, kommst Du herbei, Schwester Isai', die Du immer uns gesehen, die Du unser stets gedacht.

Diese Aufzählung will jedoch nicht behaupten, sämtliche anderen bekannten Textfragmente müßten von Anfang bis Ende falsch sein. Eine gründliche Aufarbeitung sämtlicher relevanten Schriften und Textfragmente steht noch an.

3. Isais-Erscheinungen

Die im Originaltext erhaltenen Schilderungen von Isais - Erscheinungen aus dem Mittelalter sind rar. Die Textsammlung „Isais Erdenwandern“ ist nicht erhalten, die meisten unter diesem Titel später veröffentlichten Texte sind günstigstenfalls vage Rekonstruktionen, wenn nicht gar Erfindungen. Von den vier noch vorhandenen echten Schilderungen sind wiederum nur zwei vollständig.

Die vier erhaltenen Originalschilderungen beschreiben das Erscheinen der Isais wie folgt: Zweimal in schlichten Frauenkleidern, einmal die Haare vor der rechten Schulter zu einem Zopf geflochten, ein andermal vor der Schulter zu einem Schweif zusammengebunden. Ferner einmal in Knappenkleidung, mit offenen, hüftlangen Haaren. Örtlich fanden diese drei Erscheinungen beim Brunnen der Ettenberg

-Komturei statt. Eine vierte Beschreibung schildert Isais in prunkvoller Frauenkleidung, mit offenen Haaren und mit Schmuck versehen; diese Erscheinung ist im Inneren des Komtureigebäudes beschrieben.

Eine bemerkenswerte Besonderheit findet sich in alten grundsätzlichen Beschreibungen der Isais. Danach wechselt auf Erden die Farbe ihrer Haare mit dem Tageslauf. Obwohl Isais 'jenseitig' mit kupferfarben Haaren beschrieben wird, erscheinen diese im Irdischen am Morgen rot, am Tage blond, am Nachmittag braun und in der Nacht schwarz.

Der Überlieferung nach sollte Isais sich im Jahre 1996 abermals persönlich zeigen. Aus diesem Jahr gibt es tatsächlich eine ganze Reihe von Erscheinungen, zum Teil von Menschen, die nichts von der Isais - Mythe wußten. Diese Erlebnisse wurden in Wien gesichtet, einige wurden als ernstzunehmend eingestuft. Diese Isais - Erscheinungen sind nachstehend wiedergegeben, im Wortlaut jener Personen, von denen die Schilderungen stammen (teilweise gestrafft).

ISAIS - Erscheinungen im Jahre 1996

17. August 1996, gegen 16,oo Uhr nachmittags, Steiermark:

ISAIS erschien groß und schlank. Ihre Augen waren bernsteinfarben. Sie trug ein boden-langes tailliertes Kleid, das bis zu den Oberschenkeln eng war und dann weit wurde, es hatte auch lange Ärmel, die zunächst eng waren und beim Unterarm weit wurden. Das Kleid war rötlich braun und hatte einen mit Silber verzierten Gürtel. An den Handgelenken hatte sie Silberschmuck. Die Haare

hatte sie offen und rechts gescheitelt. An beiden Seiten staken silberne Kämme darin. Die Haare waren hell rotbraun, mehr als hüftlang und sehr dick, sie wirkten massig, fast metallisch glänzend und nur ganz leicht wellig. Unten waren die Spitzen dicht, aber es sah nicht wie geschnitten aus.

24. August, gegen 8,oo Uhr morgens, Nähe Tulln, Niederösterreich:

ISAIS erschien, ziemlich groß, schlank, etwas zierlich. Sie hatte braune Augen. Ihre Haare waren rotblond, hell, nur ein bißchen wellig, schon fast glatt und stark glänzend. Die Haare gingen gut bis zu den Hüften und waren sehr dicht, so daß sie die Figur fast umhüllten. Goldene oder silberne Kämme steckten oben in den Haaren. Das Kleid, das Isais trug, war teils silbrig und teils golden, wie Brokat, es ging bis zum Boden und hatte einen breiten Gürtel sowie lange Ärmel.

8. September, gegen 14,oo nachmittags, Raum Salzburg:

ISAIS war mittelgroß und schlank. Sie hatte ein langes, ziemlich weites hellbraunes Kleid an, mit einem etwas dunkleren Gürtel. Ihre Haare waren dunkelblond und schimmernd. Der Scheitel lag rechts, und vor der linken Schulter hatte sie ihre Haare zu einem dicken und sehr langen Roßschweif zusammengebunden, sie waren nicht stramm gebunden, vom Scheitel rutschten sie ihr weit in das Gesicht. Ihre Augen waren hellbraun, und sie hatte fast leuchtend rote Lippen.

21. September, gegen 22,oo Uhr abends, Klosterneuburg:

Die Frau (ISAIS) war groß und sehr schlank und trug ein langes, weites Kleid mit langen Ärmeln. Es war violett und hatte schwarze und silberne Verzierungen sowie einen breiten schwarz-silbernen Gürtel. In den Haaren hatte sie einen silbernen Haarreifen, sonst waren sie offen. Ihre Haare waren dunkelbraun, fast schwarz, sie glänzten so, daß es wie Leuchten aussah. Sie gingen reichlich bis zur Hüfte und sahen schwer aus, fast glatt. Sie hatte dunkle Augen, man konnte nicht genau die Farbe erkennen.

23. Oktober, gegen 20.oo Uhr abends, Nähe Bad Harzburg:

ISAIS war ziemlich groß, schlank und sehr schön. Sie hatte ein langes silbernes Kleid mit langen Ärmeln und einem breiten Gürtel an. Ihre Haare waren braun, sehr lang, vielleicht bis zu den Hüften, und sehr füllig und glänzend, vielleicht wie polierte Kastanien. Sie hatte sie ganz offen, ziemlich wild, so daß sie ihr in das Gesicht hingen, denn sie trug einen Seitenscheitel. Ihre wahrscheinlich dunklen Augen waren darum beschattet.

24. Oktober, gegen 20.oo Uhr abends, Nähe Bad Harzburg:

Es war am selben Ort und ISAIS sah wie am Tage davor aus, bloß daß diesmal ein silberner Haarreifen ihre Haare etwas zurückhielt, mit denen sie aber trotzdem noch verwegen wirkte.

29. November, gegen 11.00 Uhr vormittags, Nähe Bielefeld:

ISAIS war ziemlich groß und sehr schlank. Sie trug ein langes, hellblaues Kleid. Ihre Haare waren blond und zu einem enorm dicken Zopf geflochten, der vor ihrer linken Schulter hing, fast bis zum Schoß. In der Hand hielt Isais einen schmalen goldenen Stab, aber den konnte ich nicht genau erkennen. Alles war sehr hell um sie. Welche Farbe ihre Augen haben, weiß ich nicht, ich glaube, ein beinahe gelbliches Braun, vielleicht auch grün.

1. Dezember, gegen 21.oo Uhr abends, Nähe Berchtesgaden:

ISAIS ist eine große, aber vielleicht überschlanke, Frau, sehr schön ist sie. Sie hat warme braune Augen und füllige dunkelbraune, glänzende, unbändig wirkende Haare von großer Länge, mehr als bis zu den Hüften, aber unten an den Spitzen fast gerade. Sie trug ein dunkles lila Kleid, das oben eng war und nach unten hin weit wurde. Bei den Ärmeln, die auch lang waren, ähnlich. Das Kleid hatte einen breiten silbernen Gürtel mit Schwarz in der Mitte, der ihre Taille hervorhob. Es hatte auch noch silberne Verzie-rungen. In Ihren Haaren, oben auf der Seite gegenüber dem Scheitel, hatte Isais einen silbernen Schmuckkamm. Isais sah sehr wie eine schöne Frau aus, die auf ihr Äußeres hält.

Die Braut des Baphomet

Agnes S.-N.

Diese Geschichte steht zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Wirklichkeit ist das Tagebuch der Agnes,auf dem die Geschichte hauptsächlich beruht, wie auch in der Beschreibung des Äußeren jener schönen jungen Frau, an dem sich Tag nichts geändert hat. Die erwähnten Schauplätze sind zutreffend. Allerdings befand sich das Atelier der Malerin (die eine Freundin, nicht die Schwester der Agnes war), in einer anderen Gasse der Wiener Innenstadt. Hinsichtlich dieses Schauplatzes nimmt sich die Geschichte eine Freiheit, weil eben dieser Ort, die Wiener Blutgasse, den Tempelritterorden betreffend wiederum historisch ist. Im übrigen steht fest, daß gerade dort schon vor Zerschlagung des Ordens sehr eigenständige Wege gegangen worden sind. Reale Hintergründe haben auch die Mythen, von denen die Rede ist, sowie viele Einzelheiten. Dies betrifft etwa die durchaus nicht auf der Luft gegriffene Legende um den „großen Baphomet“, die „Welt der ewigen Morgenröte“, das Reich der Göttin Venus, an welches der Kaiser Augustus glaubte, eine wichtige Rolle spielt. Zutreffend ist auch die Verbindung all dessen mit dem Untersberg. Bei Salzburg. Richtig sind auch die Schilderungen der lichten Magie, der Bedeutung der langen Haare der Frauen sowie die angedeutete quasi sexual­magische Komponente. So weit es die Perspektive der Agnes anbelangt, sind alle magischen Aspekte richtig und auf sicheren Boden bauend geschildert. Was hingegen die schwarzmagischen Angriffe anbelangt, wurden durch Zuhilfenahme fremder Quellen Eventualitäten rekonstruiert. Erfunden sind auch die widerstreitenden Organisationen, was nicht unbedingt bedeuten muß, es könne solche nicht vielleicht geben. Alles in allem steckt jedoch in dieser Geschichte - insbesondere im Hinblick auf die geistig-magischen Details - womöglich mehr Wahrheit als Dichtung!

„Die Braut des Baphomet“

(Textskizze nach dem Tagebuch der Agnes S.-N.) Autorisierte Originalfassung, Dez. 1997 Prolog Wien im Jahre 1243

Mitternacht in einer engen Gasse des mittelalterlichen Wien, die nach den Ereignissen der kommenden Stunden vom Volksmund einen Namen erhalten wird, der heute auf dem Straßenschild steht: Die „Blutgasse”.

 

An den hohen Wänden des Kellergewölbes unter dem Wiener Ordenshaus der Tempelritter loderten Fackeln. Von der Decke herab hingen an Ketten große schmiedeeiserne Schalen, von denen ausbrennendes Öl helles Licht verbreitete. Die gewölbte Decke des großen grottenartigen Raums hatteder Ruß der Ölfeuer geschwärzt. In dieser Nacht sollte hier eine Zeremonie stattfinden, eine Zeremonie von ganz besonderer Art: Die „Figura” des ”Großen Baphomet” würde für den Aufgang eines noch fernen neuen Zeitalters magisch aufgeladen werden, das sich mit Beginn des XXI. Jahrhunderts ausbreiten und die Erde beherrschen würde. Alle Vorbereitungen für die Zeremonie sind getroffen worden. Um Mitternacht, wenn der Stern Venus eine ganz bestimmte Position am Himmel eingenommen haben würde, mußte das hohe Ritual vollzogen werden. Zwei Ritter enthüllen die hohe Figur, die bis dahin von einem violetten Tuch verdeckt gewesen war. Jetzt erstrahlte der große Baphomet. Es war eine merkwürdig anzuschauende Figur aus purem Gold. Sie zeigte ein Doppelhaupt mit einem weiblichen und einem männlichen Gesicht. Von der weiblichen Kopfhälfte ging ein langer, starker Zopf aus, der das Doppelhaupt wie eine Säule trug. Unten ging das Zopfende über einem gewölbten, mit Edelsteinen verzierten achtkantigen Sockel auseinander. Der große Baphomet war ein Sinnbild für die ewige Gottheit, welche aus den Kräften Männlich und Weiblich besteht. Die als Frauenzopf ausgebildete Säule wies auf die Bedeutung jener weiblichen Kräfte hin, welche, in Gestalt der Liebesgöttin, zur Vereinigung der beiden göttlichen Bestandteile leiten und somit zum schöpferischen Akt. Diese „Figura” stand auf einem runden, siebenstufigen Sockel aus poliertem Basaltgestein. An der nach Norden weisenden Wand gab es einen geschmückten Altar. Auch dieserwar aus glänzendem Basalt. Über dem Altar ragte die goldene Statue einer Göttin auf. Ihr Unterleib glich einer Lilie, aus der sie herauszuwachsen schien. Die langen Haare der Göttin breiteten sich aus wie im Winde wehend, so daß sie an Flügel erinnerten. Es waren die geistigen Schwingen der Göttin Ischtar, der Venus, durch welche sie gleichsam ihre Kräfte ausstrahlte. Vor diesem Altar standen drei

junge Frauen in langen lachsroten Gewändern, die mit silbernen Lilien verziert waren. Die Frau in der Mitte trug ihre bis unter die Hüften reichenden braunen Haare offen, die beiden anderen hatten die ihren zu ebenso langen Zöpfen geflochten. Eine der beiden war blond, die andere schwarzhaarig. Diese drei schönen Frauen standen völlig still. Zweiundvierzig Männer formierten sich in der Grotte um die Baphomet-Figur herum und blickten schweigend auf die drei Frauen bei dem Altar. Die Männer trugen weiße Mäntel mit schwarzumrandeten roten Dornenkreuzen darauf. Sie warteten still, bis die brünette Frau mit den offenen Haaren, die Priesterin der Göttin, zu sprechen begann. Ihre Stimme war hell und sanft, doch der Hall in der Grotte gab ihr einen kräftigen Klang, als sie sprach: „Jetzt naht die erste Stunde der Göttin. Doch noch fern ist ihre zweite, die zur Vollendung führt. Zunächst wird es gelten, die Zeit der Finsternis durchzustehen - durch manche Generationen - bis das Licht erwacht und die Göttin ihre Kräfte auf Erden entfaltet. Dies wird erst sein, wenn sich der Wasserkrug öffnet(das Wasserkrugzeitalter/  Wassermannzeitalter kommt) auf dem Grat vom zwanzigsten zum einundzwanzigsten Jahrhundert. Bevor das neue Licht kommt, wird die Finsternis fürchterlich wüten. Doch gewiß ist schließlich der Sieg unserer heiligen Göttin.” Die zweiundvierzig Männer riefen im Chor: „Es wird sein!” Und nun sprachen auch die blonde und die schwarzhaarige Frau: ”Es wird sein.” Die Priesterin sagte dieselben Worte noch einmal und griff dabei mit einer Hand in ihre schimmernden nußbraunen Haare. Mit der anderen Hand gab sie zugleich den Männern im Kreise ein Zeichen. Diese alle neigten für einen Augenblick die Köpfe. Es war, als müßten sie etwas verinnerlichen, was ihnen nicht leicht fiel. Dann wendeten die Ritter ihre Umhänge. Diese waren nun schwarz mit weißumrandeten roten Dornenkreuzen. Und die Männer sprachen im Chor: „In den finsteren Zeiten wird vorherrschen das Schwarz der Trauer.” Die drei Frauen sprachen: „Wenn aber die Morgenröte der Göttin aufsteigt am Himmel der Zeit, dann wird ihre rosige Farbe überall herrschen, die blutigen Kreuze werden weichen der leuchtenden Lilie der heiligen Göttin der Liebe. „Und die Männer wiederholten: ”Wenn aber die Morgenröte der Göttin aufsteigt am Himmel der Zeit, dann wird ihre rosige Farbe überall herrschen, die blutigen Kreuze werden weichen der leuchtenden Lilie der heiligen Göttin der Liebe.” Der Nachhall der Worte verklingt. Abermals herrscht Schweigen in dem Gewölbe. Nun streckte die Priesterin ihre Arme aus und sagte: „Der erste der Ritter komme zu mir, der auserkorene für den Einherierweg. „Ein stattlicher Mann von wohl vierzig Jahren trat vor und ging bis an den Altar heran. Die Priesterin sprach: „Nun wird der Geist des Großen Kaisers in den Baphomet hineingerufen werden für manche Jahrhunderte, damit er einst neu erstehen möge, um diese Welt zu regieren im Geiste und im Namen der Göttin.” Damit reichte sie dem vorgetretenen Ritter ihre Hände, und dieser ergriff sie. Die beiden anderen Frauen bereiteten ein purpurnes Lager zwischen dem Altar der Göttin und der Baphomet-Figur. Unterdessen sprach die Priesterin - und ihre Worte schienen sowohl an den vor ihr stehenden Ritter wie auch an alle Anwesenden gerichtet zu sein: „Die ewigen Kräfte des Ilu, des Männlichen und des Weiblichen, allen Göttlichens Gipfel und höchste Macht, sollen jetzt zeugend werden zum anderen mal.” Damit ließ sie die Hände des Ritters los. Die beiden Assistentinnen traten heran. Der Ritter übergab der einen seinen Mantel, Gurt und Schwert, die andere entkleideten ihn sodann vollständig. Die erste Asisstentin legte das Schwert des Ritters vor den Altar. Mit einer Flasche Rosenöl kam sie wieder und salbte damit den nun unbekleideten Körper des Ritters. Die andere Assistentin löste inzwischen mehrere mit silbernen Lilien verzierte Spangen an dem Gewand der Priesterin. Die Hülle aus lachsrotem Samt fiel von ihr, und unbekleidet stand die Priesterin dar. Die Assistentinnen zogen sich zurück, und nur zwei Menschen standen sich vor dem Altar gegenüber: Der erste Ritter und die Priesterin -ein Mann und eine Frau. Der Widerschein offenen Lichts schimmerte auf ihrer Haut, zeichnete die Formen der zwei Körper wie mit einem rötlich­goldenem Pinsel. Die langen braunen Haare der Priesterin aber glänzten nun wie blankes Kupfer. Die Priesterin sprach: „Im Angesicht der Göttin wird gleich der Geist des Kaisers, des großen Augustus, erstehen im astralen Liebesakt. So wird er seinen Weg nehmen.” Eine der beiden anderen Frauen, die blonde, nahm nun vom Altar einen breiten, scharfen Dolch und schnitt sich damit die unterrsten Spitzen ihrer Zopfenden ab, nur wenige Zentimeter. An den Schnittstellen erschien sogleich der Hauch eines rötlichen Lichts. Sie übergab den Dolch der schwarzhaarigen Frau, und auch diese schnitt sich die äußersten Enden ihrer Zopfspitzen damit ab. Auch bei ihr begannen die Schnittstellen leicht rötlich zu leuchten. Sodann legte sie den Dolch auf den Altar zurück und gab ihre Zopfspitzenenden der anderen Blonden. Diese ging zur Figur des Baphomet und zog in deren Sockel eine kleine Schublade auf. Sie nahm einen funkelnden Kristall heraus und streute die Haarspitzenschnipsel hinein. Den Kristall indes brachte sie der Priesterin. Diese hielt ihn dem entkleideten Ritter hin und sagte: „In diesen männlichen Stein, den Garil(Gral), wird nun des Kaisers Geist Einzug halten. Ilua, das weibliche Gegenstück, liege sicher verborgen im heiligen Berg Wodins(Odin/ Wotan) und harrt der neuen Zeit. Für deren Geburt werden dann die beiden Kristalle im Großen Baphomet vereinigt werden durch eine würdige Frau.” Die Priesterin hielt sich nun den Kristall zwischen ihre Brüste, und der Ritter küßt ihn

dort. Die Assistentinnen hoben der Priesterin deren lange Haare vom Rücken vor die Schultern. Die Priesterin hielt den Kristall jetzt unten in die Enden ihrer Haare und sagte: „Die Ströme des göttlichen Lichtes Ilu fließen!”. Ihre Haare begannen auf ganzer Länge in einem hellen rötlich-violetten Schimmer zu leuchten. Dieses Leuchten erfaßte bald ihre ganze Gestalt. Der Ritter kniete vor ihr nieder und küßte die Spitzen der langen Haare der Priesterin. Auch auf ihn ging dadurch das rötlich­violette Leuchten über. Der Ritter erhob sich wieder. Die Priesterin reichte jetzt ihm den Kristall. Er hielt ihn für einen Augenblick empor. Das rötlich-violette Leuchten erfaßte den ganzen Raum. Jetzt lösten die beiden Assistentinnen ihre Haare auf, und auch aus diesen erstrahlte nun das rötlich­violette Leuchten, es durchflutete das gesamte Gewölbe und überstrahlte gleichsam das Licht derFackeln und aus den Ölschalen. Eine der Assistentinnen nahm dem Ritter den Kristall aus der Hand, hüllte ihn in die Enden ihrer Haare und brachte ihn zur Figur des Großen Baphomet. Dort wartete die andere Assistentin. Diese übernahm den Kristall und legte ihn im Sockel der Figur auf die Zopfspitzenenden. Jetzt entkleiden sich auch die beiden Assistentinnen und stellten sich auf die dritte Stufe des Sockels. Sie zogen ihre Haare nach vorn und flochten sie sich zu einem einzigen dicken Zopf, durch den sie nun miteinander verbunden waren. Das Schwarz und das Blond ihrer Haare in einem einzigen Zopf gab diesem ein besonderes Aussehen: Es versinnbildlichte, daß zwei verscheidende Kräfte, die sich im großen Baphomet vereinigten. So blieben die beiden Frauen still stehen. Auf einmal begann sich die Baphomet-Figur mit einem leisen mahlenden Geräusch zu drehen ­und die männliche Gesichtshälfte blickte jetzt zum Altar und auf das dort zusammenstehende Paar, den ersten Ritter und die Priesterin. Die Runde der Ritter begann ein leises melodisches Summen, und die beiden Frauen auf dem Sockel des Baphomet griffen an ihren starken gemeinsamen Zopf und riefen dazu die göttlichen Mächte an. Die Priesterin und der erste Ritter umarmten einander, sie vollzogen den Liebesakt vor dem Altar der Liebesgöttin. Dabei wurde das Leuchten um sie herum immer stärker und rötlicher - bis sich die beiden Gestalten in ein purpurnes Licht auflösten. Die Strahlen dieses Purpurlichts ballten sich und wurde von dem doppelten Zopf der beiden Frauen bei der Baphomet-Figur angezogen. Es hüllte auch diese beiden völlig in Purpurschein, sammelte sich in dem starken Zopf und ging von dort aus in die Figur des großen Baphomet ein. Die Priesterin und der erste Ritter indes waren für diese Welt verschwunden. Ihre letzte Spur war ein rötlicher Schimmer in den zusammengeflochtenen Haaren der beiden Frauen auf dem Sockel des Baphomet.

Draußen rückten unterdessen die Truppen der Inquisition an und stürmten dieses letzte noch bestehende Ordenshaus der Tempelritter. Die oben im Gebäude gebliebenen Templer, die nicht an der Zeremonie des Großen Baphomet teilgenommen hatten, setzten sich zur Wehr. Binnen Augenblicken war die Gasse vom Klirren der Schwerter erfüllt. Ein Templer eilte in das Kellergewölbe, um die anderen zu warnen. Aber der Waffenlärm war ohnehin schon selbst dort drunten zu hören. Soeben war die Zeremonie vollendet. Die meisten der Ritter eilten nach oben zum Kampf. Trotz derfeindlichen Übermacht gelang es ihnen, die ersten Angreifer wieder aus dem Haus hinaus zu drängen und weitere zunächst am Eindringen in das Gebäude zu hindern. Um so heftiger entwickelte sich der Kampf auf der Gasse. Unten in der Andachtsgrotte wurden indessen die wichtigsten Heiligtümer in Sicherheit gebracht: Die Statue der Göttin und der große Baphomet. Mühsam hoben drei Ritter den großen Baphomet von dessen steinernem Sockel, andere nahmen die Statue der Göttin. Die beiden durch den gemeinsamen Zopf aneinander gefesselten Frauen betätigten einen verborgenen Mechanismus. Sie konnten sich noch nicht voneinander lösen, die Kraft der Ilu-Schwingungen machte sie bis zu einem gewissen Grade zum Bestandteil einer anderen Sphäre. Sie wären in diesem Zustand auch unverwundbar gewesen. Das konnte jedoch nur einige Minuten anhalten. Dann würde das rötliche Licht aus ihren Haaren weichen, der gemeinsame Zopf würde sich dann auflösen lassen, und die beiden Frauen wieder ganz dieser Welt angehören. Zwar blieben ihre Haare noch unverletzlich, doch gegen einen Lanzenstich wären sie nicht mehr gefeit. Sie mußte sich daher schnell in Sicherheit bringen. Dies um so mehr, wie sie noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatten: Mit ihnen würden die tapfersten der überlebenden Templer Kinder zeugen, deren Blutslinie über viele Jahrhunderte fortbestehen sollte. Eine Wand öffnete sich in einen breiten und hohen Gang. Ein Ritter ergreift eine Fackel. Die Frauen, die den geheimen Gang kannten, gingen im Dunklen voran. Hinter ihnen und den Männern, die die beiden Figuren trugen, schloß sich die Wand wieder; keine Spur blieb mehr von diesem Geheimnis zu sehen.

Auf der Gasse wurden die anzahlmäßig weit unterlegenen Templer nach und nach nieder-gehauen. Auf Befehl des Inquisitors werden sogar noch den Gefallenen die Kehlen durch-geschnitten, wie nach alttestamentarischem Opferritus, so daß das Blut der Templer über das Pflaster der Gasse strömte,

wonach sie ihren Namen erhalten sollte: Blutgasse. Als die Soldaten der Inquisition den unterirdischen Kultraum erreichten, war dort nichts mehr außer brennenden Fackeln und leeren Podesten.

Auf Anordnung des Inquisitors hin, der das Schlachten unbeteiligt beobachtet hatte, wurde der letzte Templer am Leben gelassen und zum Verhör in die Folterkammer gebracht. Nur sieben Männer und die zwei Frauen waren aus dem Ordenshause entkommen. Jetzt standen sie in einem anderen, größeren Gewölbe. Auch hier gab es einen runden siebenstufigen Sockel aus Basaltgestein, welche jenem in dem anderen Keller glich, und ebenso einen gleichen Altar. Die Männer hatten die Statue und die Figur des großen Baphomet plaziert. Sie verhüllten diese Figur und dann auch die Statue der Göttin. Die beiden Frauen konnten ihre Haare nun wieder auseinander lösen und sich bereitliegende Kleider anziehen. Ein Blick in das Gewölbe zeigte, daß dieser Raum häufig benutzt wurde und wohl den eigentlichen Aufbewahrungsort der Heiligtümer darstellte. Die neun Überlebenden begaben sich in einen an das große Gewölbe anschließenden kleineren Raum. Dort gab es einen Tisch und Stühle. Einer der Ritter entzündete bereitstehende Kerzen. Die neun setzten sich an den Tisch, ohne zu sprechen. Mehrere Minuten verstrichen in Schweigen. Schließlich sagte einer der Ritter mit kräftiger Stimme: „Es wird sein!” Alle anderen wiederholten diese drei Worte. In der Folterkammer der Inquisition lag der gefangene Templer auf den Streckbrett. Daneben standen zwei Folterkechte und brachten über einem von Blasebälgen angefachten Feuer ihre Foltereisen zum glühen. Der Inquisitor befahl den Beginn der Tortur. Nach einer Weile fragte er den geschundenen Templer: „Sage, wohin habt ihr eure Götzenbilder verbracht?” Ein Mönch in Dominikanerkutte stand mit Feder und Pergament bereit, um eventuelle Aussagen zu protokollieren. Der Inquisitor fragte nun: „Sage, wessen Geist steckt in eurem greulichen Baphomet? Ist es der von Nebukadnezar, dem König von Babylon? Oder vielleicht der von Julius Cäsar? Oder der des Kaiser Augusts? Oder des ketzerische Friedrich II.? Oder wer sonst?” Der Templer gibt keine Antwort. Dies treibt den Inquisitor in gesteigerten Zorn. Die Adern auf seiner Stirn schwellen an, seine Stimme jedoch bleibt vorerst beherrscht: „Sage, was habt ihr mit den Weibern in eurem Heidentempel getrieben? Sprich! Uns ist schon vieles bekannt!” Und was sie mit den Weibern in ihrem heidnischen Tempel getrieben hätten. ­Der gequälte Templer gibt keine Antwort. - Nun fragt der Inquisitor, wo der große Baphomet versteckt sei und wie er belebt werden solle. Der Tempelritter rafft seine letzten Kräfte zusammen und sagt, die Zeit werde kommen, da der Baphomet selbst alle Antworten geben und Gericht halten werde! Dann werde sich auch der neue Kaiser zeigen! Der Ritter hob noch einmal den Kopf von der Folterbank und spuckte dem Inquisitor Blut ins Gesicht. Von Grauen gepackt, wich der Inquisitor zurück und befahl, den Templer sofort zu töten. Der Dominikaner neben ihm bekreuzigt sich mit bebender Hand. Der Inquisitor bekreuzigt sich ebenfalls und sagt mit belegter Stimme, ihnen allen werde es noch schlimmer ergehen wie jenem dort auf der Folterbank, wenn der große Baphomet zum Leben erwache und das Cäsarentum, die Herrschaft des alten Heidentums, wieder errichte. Die alten Abgötter seien nicht tot, und niemand wisse wirklich, ob sie nicht stärker seien als der Gott der Bibel - und welche Macht sie womöglich in jener Welt haben, die hinter dem irdischen Sterben stehe. Verhaltene Furcht klang in diesen Worten mit. Das Gesicht des Inqusitors war so blaß wie die Kutte des Dominikaners neben ihm, allein der Widerschein brennender Feuer gab seinem Gesicht eine Farbe.

Jahrhunderte vergehen.

Einige der überlebenden Ritter haben mit den Frauen der Gemeinschaft Kinder gezeugt.

Ihre Blutslinie begründet die geheime Erbengemeinschaft der Tempelritter.

Gegenwart

Berlin

 

In einer nicht ganz unähnlichen Lage wie weiland der gefangene Tempelritter, befindet sich nun der Wissenschaftler Dr. Arnold Wendelin vom Institut für mittelalterliche Kultur und Geschichte in Berlin. Er wird von einem jungen Mann verhört wie der Gefangene eines nicht eben zimperlichen Geheimdiensts. Auf dem Tisch vor Dr. Wendelin liegen Skizzen ausgebreitet. Diese zeigen ein merkwürdiges Gebilde: Ein Doppelhaupt, einem Januskopf ähnlich, jedoch mit einem weiblichen und einem männlichen Gesicht. Von der weiblichen Kopfhälfte geht ein langer dicker Zopf aus, der unten

über einem achtkantigen Sockel auseinandergeht und das Doppelhaupt wie eine Säule trägt. Es sind Zeichnungen des „großen Baphomet” der Tempelritter. Dr. Wendelin erklärt, unwissende Leute hielten immer wieder einen bocks- oder teufelsköpfigen Engel für Baphomet, ein Irrtum, den Elifas Lévy im vorigen Jahrhundert aufgebracht habe, nicht wissend, daß dies die verschlüsselte templerische Darstellung der „Eklesias” sei, nicht aber Baphomet... Im Hintergrund steht ein stämmiger Mann von Mitte fünfzig. Dieser Mann ist Edward Kolling, polizeilichen Behörden in Europa wie in Übersee ausreichend bekannt, wenngleich ihm noch nie ein Verbrechen unmittelbar nachgewiesen werden konnte. Doch daß Kolling der Kopf einer Organisation ist, die gegen Geld jedem dient und auch alles tut, steht außer Zweifel. Wenn Kolling nie etwas angelastet werden konnte, so mag das auch daran liegen, daß sogar westliche Geheimdienste mitunter zu seinen Kunden gehören sollen und er über dementsprechend gute Kontakte verfügt. Das jedenfalls wird in Polizeikreisen gemunkelt. Momentan ist Kollings Kunde eine Vereinigung aus mehreren Geheimlogen mit mehr oder minder esoterischem Anstrich und sehr viel Geld. Diese Vereinigung fürchtet, eine verborgene „Erbengemeinschaft der Tempelritter” könne den „großen Baphomet” in Funktion versetzen wie eine magische Apparatur. Wenn dies gelinge, so meinen jene Kreise, werde es zu einer umsichgreifenden Schwingung führen, die das gegenwärtige Wirtschafts- und Gesellschaftssystem umgestürzt und durch ein rein idealistisches ersetzt würde - was für die Angehörigen jener Vereinigung das Ende all ihren Einflusses bedeuten müßte. Kollings Auftraggeber haben diesem sogar eine „Magierin” an die Seite gestellt, eine Frau namens Sybille, die ihn immer wieder an die angeblich so wichtigen Ziele ihrer Vereinigung erinnert. Kolling kann diese Frau nicht ausstehen, zumal sie ihn womöglich sogar kontrollieren soll. Erglaubt nicht an Übersinnliches, er glaubt allein an das Geld, das ihm für seine Dienste gezahlt wird. Jetzt hört er zu, wie Dr. Wendelin von seinem Mitarbeiter immer wieder die selben zwei Fragen gestellt werden: Wo sich der „große Baphomet” befinden könne und wie zu verhindern sei, daß dessen magische Wirkung sich entfalte. Dr. Wendelin kann die geforderten Antworten trotz angedrohter Gewalt nur zu einem geringen Teil geben. Seinen jüngsten Forschungen zufolge, so sagt er, dürfte der große Baphomet sich in Wien befinden. Dort habe sich nach der Zerschlagung des Ordens in Frankreich und dann überall, dessen letztes Refugium befunden. In Funktion gesetzt werde die Figur durch die ergänzende Aufladung mit speziellen weiblichen Schwingungskräften. Wie das vonstatten zu gehen habe, sei ihm nicht bekannt, so beteuert Dr. Wendelin. Er wisse nur, daß in den alten Schriften stehe, allein die edelste junge Frau mit dem reinsten Geist und den schönsten Haaren könne die Kräfte des großen Baphomet erwecken. Außerdem, so heiße es, ziehe jener männliche Teil, der dem großen Baphomet bereits innewohne, den weiblichen Teil selbst an. Jetzt tritt Kolling dicht an Dr. Wendelin heran. Der jüngere Mann, der bisher das Verhör durchgeführt hatte, verfällt sogleich in respektvolles Schweigen. Kolling stellt die gleichen beiden Fragen. Als darauf Dr. Wendelin nicht sofort antwortet, packt Kolling ihn urplötzlich beim Kopf und rammt diesen auf die Tischplatte. Dr. Wendelins Brille zersplittert; er blutet aus der Nase. Kolling wiederholt die erste Frage: Wo der große Baphomet sei oder sein könne. Und Dr. Wendelin antwortet abermals: In Wien; er glaube, daß sich diese Figur sich nur etwa ein halbes Jahr in Tempelhof, hier in Berlin, befunden habe, und 1244 heimlich nach Wien zurückgeschafft worden sei - eventuell an einen verborgenen Platz unter der Erde in der Nähe des alten Templer-Ordenshauses in der Blutgasse. Kolling stellt nun die zweite Frage. Dr. Wendelin versichert, er wisse nicht mehr, als er schon gesagt habe: Es sei eine bestimmte weibliche Kraft für die Aktivierung des großen Baphomet erforderlich. Wahrscheinlich in Gestalt einer jungen Frau mit sehr langen Haaren. Auch die Zopfform der Säule, die das Doppelhaupt trage, könne als ein Hinweis darauf gelten. Kolling fragt, was genau unter dem männlichen Teil des Baphomet zu verstehen sei. Dr. Wendelin antwortet, er vermute, ein besonderer Edelstein, wahrscheinlich ein großer Amethyst, der die Wesensschwingungen eines einstigen Kaisers enthalte - vielleicht auch diejenige verstorbener Ritter... Doch das sei lediglich eine Vermutung. Dieser Amethyst wäre dann der Träger der männlichen Schwingungen, und die langen Haare der Frau quasi das Medium für die weiblichen... Es gehe ja auch darum, die Wiederkehr der weiblichen Gottheit als Herrscherin des neuen Weltzeitalters einzuleiten... Kolling läßt von dem Wissenschaftler ab und sagt seinem Mitarbeiter, es würde gut sein, wenn Dr. Wendelin die selben absonderlichen Auskünfte niemandem sonst mehr geben könne. Der junge Mann weiß, was damit gemeint ist. Kolling verläßt den engen Raum. Im Nebenzimmer erwartet ihn eine Frau, die auf der ersten Blick attraktiv erscheint. Sie ist schwarz gekleidet, und hat glänzende schwarze Haare, die bis auf den Rücken reichen, und sich an ihren Enden zu großen Locken ringeln. Doch beim zweiten Blick wirken diese Haare unecht oder gefärbt, und das hübsche Gesicht der Frau ist von steinerner Härte. Trotz einer zierlichen, wohlproportionierten Figur und vordergründiger Schönheit, fehlt dieser sonderbaren Frau die weibliche Ausstrahlung. Diese Frau nennt sich Sybille. Sie spricht zu Kolling mit einer strengen Stimme, die von mal zu mal in einen beinahe herrischen Ton umschlägt. Sie wirft ihm vor, mit seinen banalen Methoden zu viel Zeit zu vergeuden. Sie und ihr Kreis

zahlten ihm viel Geld, damit er den großen Baphomet auffinde und vernichte. Kolling geht nicht darauf ein, sondern läßt die schwarzgekleidete Frau nach einer schroffen Verabschiedung stehen.

Eine große Limousine fährt durch das nächtliche Berlin. Die Fahrt führt zum Stadtteil Tempelhof. Der große Wagen biegt in eine Nebenstraße und dann in eine unauffällige Hofeinfahrt. Alles ist dunkel und wirkt verlassen. Der große Wagen fährt direkt durch ein offenstehendes Garagentor. Das Garagentor schließt sich hinter ihm, und in der gegenüberliegenden Wand wird eine Tür geöffnet, hinter der mattes Licht scheint. Der Fahrer des Wagens steigt aus und geht auf die offene Tür zu. Dort begrüßt ihn ein großer hagerer Mann, der sehr alt ist, jedoch äußerst vital wirkt. Dieser Mann ist Lothar vonBlanchefort, der „Älteste” der geheimen Erbengemeinschaft der Tempelritter. Offenkundig bringt ihm der Ankömmling hohen Respekt entgegen. Er begrüßt Blanchefort mit der Andeutung einer Verbeugung. Die beiden Männer gehen durch einen gewöhnlichen Keller, bis sie in einen weitläufigen Raum gelangen, dessen hintere Wände bei dem schwachen Licht bloß zu erahnen sind. Der vordere Teil des Raums ist inetwa so ausgestattet, wie das Büro des Vorstandsdirektors eines Weltunternehmens. Die einzige erkennbare Dekoration besteht in dem vage erkennbaren lebensgroße Bildnis einer Göttin mit sehr langen, flügelartig ausgebreiteten Haaren. Daneben befindet sich in einem Rahmen unter Glas eine sichtlich sehr alte Fahne mit dem Templerkreuz darauf. Auf dem Schreibtisch steht eine kleine Marmorbüste des Kaisers Augustus. Dies ist das Hauptquartier der Erbengemeinschaft der Tempelritter, deren Ahnen einst „Tempelhof” - Berlin - gegründet hatten. Blanchefort läßt sich hinter seinem breiten Schreibtisch nieder und deutet dem Gast an, in einem gegenüberstehenden Sessel Platz zu nehmen. Die Schreibtischlampe ist die einzige Lichtquelle im ganzen Raum. Blanchefort fragt den Mann gegenüber, wie weit die Dinge in Wien gediehen seien. Immerhin lasse ihnen der Gestirnenstand nur noch wenige Tage Zeit. Der Gast sagt, er wisse dies, falls es jetzt nicht gelinge, den Baphomet zu beleben, dann würde man ganze neun Jahre warten müssen. Doch er sei zuversichtlich, alles werde gelingen. Das Haus in der Blutgasse habe er schon vor anderthalb Jahren ankaufen können. Eine genaue Überprüfung der örtlichen Gegebenheiten habe gezeigt, daß sich alles in bester Ordnung befinde. Blanchefort legt die Hände unter dem Kinn zusammen und nickt zufrieden. Nun fragt Blanchefort mit seiner ruhigen, ernsten Stimme, wie es um die Trägerin der weiblichen Kraft stehe. Der Besucher antwortet, auch in dieser Hinsicht könne er Gutes berichten. Die ins Auge gefaßte junge Frau sie so ideal, wie man sie sich geeigneter nicht ausmalen könne. Der Gast reicht ein Foto über den Tisch, das Blanchefort mit viel Wohlgefallen betrachtet. Seine Miene nimmt dennoch den Hauch eines kritischen Ausdruck an. Er fragt den Mann gegenüber, ob er dessen Formulierung zu entnehmen habe, die bestimmte junge Frau sei noch gar nicht eingeweiht? So sei es, bestätigt der Gast; dies solle im richtigen Augenblick geschehen. Blanchefort nickt abermals, doch diesmal ist es eher ein nachdenkliches als ein zufriedenes Nicken. Er ist mit dieser Lage unzufrieden. Besonders deshalb, weil jene junge Frau sich schnell in großer Gefahr befinden könne, falls die Gegenkräfte in ihr den kommenden weiblichen Teil des Baphomet erkennen sollten. Es müsse insbesondere auch ganz sicher sein, daß die junge Dame ihre Haare in der schönen Länge behalte. Dessen, so sagt der andere Mann, sei er sicher. Blanchefort ermahnt den anderen, den er Bruder Walther nennt, sich sehr um die junge Dame zu kümmern, weil von ihr alles abhängen werde. Der Gast versichert, es bestehe kein Grund zur Besorgnis. Blanchefort behält dennoch seine nachdenkliche Miene bei.

Gegenwart

Wien

Eine kleine freundliche Wohnung in einem Wiener Altbau. Die Sonne eines warmen Nachmittags schien durch die Fenster. Es war die Wohnung der neunzehnjährigen Studentin Agnes Lenz. Agnes ist noch in ihrem lachsroten Bademantel. Den hatte ihr Walther einmal geschenkt, Walther, der jetzt grade anrief. Ob er in einer halben Stunde kommen könne, um sie abzuholen. „Ja, in Ordnung,“ sagte Agnes, sie werde rechtzeitig vor der Tür sein. Agnes legte auf und band ihre aschblonden Haare im Nacken zu einem langen Schweif zusammen, ungewöhnlich schöne und kräftige, mehr als hüftlange Haare. Jetzt waren sie frisch gewaschen und gerade getrocknet. Das hatte wieder eine ganze Weile gedauert. Die Mutter drängte Agnes in jüngster Zeit heftig, die langen Haare abschneiden zu lassen. Nicht ganz kurz, aber bis auf eine praktische Schulterlänge. Aber das kam nicht in Frage. Agnes war groß und von biegsamer Schlankheit. Eine außergewöhnlich schöne junge Frau, wie schon Homer sie

mit Freuden besungen haben würde. Die langen Haare trugen zu dieser Schönheit viel bei, das wußte Agnes sehr wohl. Vor vielen Jahrhunderten war ein normannischer Ritter unter ihren Vorfahren gewesen. Doch davon ahnte die junge Agnes nichts. Eines aber war von kleinauf ganz tief in ihrem Empfinden verankert: Das Gefühl, eigentlich nicht der gegenwärtigen Zeit anzugehören, sondern einer anderen, längst vergangenen Epoche. Ungeachtet ihres naturwissenschaftlichen Studienfachs -Chemie -, kann und will Agnes eine romantische Ader in ihrem Wesen nicht verleugnen. Sie schreibt Gedichte und führt auch ein Tagebuch, und die gerahmte Radierung von E.T.A. Hoffmann hängt bei ihr nicht wahllos an der Wand. Ihre ältere Schwester Lydia ist Malerin geworden und fühlt sich der Wiener Schule des phantastischen Realismus besonders verbunden. Irgendwie muß es in der Familie liegen: Der Vater ist Bratschist bei den Wiener Philharmonikern, und die Mutter schreibt nebenbei Fortsetzungsromane für Zeitschriften. Agnes bindet noch einmal das Band fester, das ihre langen schweren Haare nicht sonderlich stramm zusammenhalten will. Sie sind nun wirklich sehr lang. Früher hatte sich Agnes hin und wieder von Lydia die Spitzen nachschneiden lassen. Aber es tat ihr jedesmal weh, und darum war es schon seit Jahren nicht mehr geschehen. Mittlerweile waren ihre Haare so lang und so schwer, daß sie sich nicht mehr aufstecken ließen. Schweif oder Zopf blieben die einzigen möglichen Frisuren. Vielleicht, dachte Agnes, sollte sie doch einmal eine Schere heranlassen; nicht sehr viel, aber ein bißchen - oder doch lieber nicht. Agnes machte ihre Haare wieder auf und kämmte sich träumerisch vor ihrem großen elliptischen Spiegel. Sie waren auf ganzer Länge dicht und schön und glänzten wie poliertes Anthrazit. Agnes liebt das Gefühl, die schweren, glatten Haare auf der bloßen Haut zu spüren, auf der jetzt, im Sommer, ein Hauch von Sonnenbräune lag. Agnes zog den Bademantel aus und genoß dieses Gefühl auf ein paar Augenblicke.

Das Spiegelbild zeigte ihr eine außergewöhnlich schöne Frau. Agnes wußte sich diesbezüglich sehr gut einzuschätzen, ohne deshalb eitel oder gar überheblich zu sein. Sie schließt die Augen und legt den Kopf in den Nacken. Am liebsten würde sie so stehenbleiben und ihren Träumen nachgehen. Doch das geht heute nicht. Agnes bindet sich die Haare wieder zu einem Schweif zusammen und zieht sich an. Der Rock ist wadenlang, viel von ihren Beinen wird Agnes heute nicht viel zeigen. Dafür bietet die Bluse einen schönen Ausschnitt. Diese Aufmachung würden von ferne an spanische Folklore erinnern, wären die Farben nicht in hellen Pastelltönen gehalten. Agnes wirft einen Blick auf die Uhr und verläßt ihre Wohnung.

Unten wartet ein großer Mercedes. Am Steuer sitzt Dr. Walther Goethinger-Wergenheim. Er entstammt einer alten österreichischen Beamtenfamilie und hat es inzwischen auch schon zu einer leitenden Stellung gebracht. Trotzdem würde er sich seinen Lebensstil nicht leisten können, hätte er nicht schon vor Jahren von entfernten Verwandten aus Norddeutschland eine erhebliche Erbschaft gemacht. Walther ist gut doppelt so alt wie Agnes. Dennoch herrscht zwischen ihm und ihr ein besonders vertrautes Verhältnis, daß wohl allein aus einem Grunde bei einem rein freundschaftlichen bleibt: Walther ist mit Agnes´ älterer Schwester Lydia verlobt. Trotzdem hat es mitunter den Anschein, als würde Walther sich viel lieber Agnes zuwenden. Agnes fördert diese Tendenz jedoch in keiner Weise, obschon sie Walther gern mag. Außerdem hat sie einen lieben Freund, Gerold, der allerdings jetzt die meiste Zeit in Brüssel bei der EU zutun hat. Agnes steigt zu Walther in den Wagen. Die Fahrt geht in die Blutgasse. Dort hat Lydia ihr Atelier. Heute soll ihr Agnes für ein neues Gemälde Modell sitzen. Sie brauche sie wegen ihrer langen Haare, hatte Lydia beteuert, und Agnes sagte schließlich zu, sich also von ihrer Schwester malen zu lassen. Gern hatte sie das nicht, mochte aber Lydia nicht kränken. Walther hält vor dem Haus, von Lydias Atelier. Agnes verspricht, sich nach der Male-reisitzung mit ihm und Lydia zum Essen zu treffen. Walther fährt weiter, und Agnes geht in das Haus.

Fast zur selben Zeit hält beim Haus gegenüber ein Taxi. Kolling steigt aus. Er blickt sich um, als wolle er prüfen, ob ihn jemand beobachte. Er faßt nach der Türklinke - es ist offen. Kolling verschwindet in dem gegenüberliegenden Haus, dem ehemaligen Ordenshaus der Tempelritter. Lydia erwartet ihre Schwester schon in ihrem Atelier und begrüßt sie mit lebhaften Gesten. Sie zeigt ihr sofort das schon teilweise fertige Bild. Es ist großformatig und erinnert sehr an den Baphomet. Die männliche Kopfhälfte ist fertig, ebenso der Hintergrund. Der weibliche Kopfteil und der lange Zopf, der das Doppelhaupt trägt, sind erst vage skizziert. Lydia erklärt, dieses Motiv sei ihr durch eine Inspiration gekommen. Lydia beschäftigt sich mit allen möglichen esoterischen Dingen, und das spiegelt sich auch in zahlreichen Dekorationselementen in ihrer Atelierwohnung wider. Räucherstäbchen glimmen irgendwo, chinesischer Tee wird trotz dünnwandiger Porzellan-tassen allmählich schon kalt. Auch Rotwein mit zwei Gläsern steht bereit. Das männliche Gesicht ist streng und schön. Agnes meint,

Lydia solle doch als die weibliche Hälfte einfach ihr eigenes Gesicht malen. Lydia widerspricht, das gehe nicht, weil es nicht ”stimmen” würde. Bei einem magischen Bild, wie sie ihr neues Werk nennt, sei das aber ausschlaggebend. Agnes habe die richtige Haarlänge, darum werde mit ihr das Bild stimmen. Sie bittet Agnes, sich auf einen zweckentfremdet darstehenden Barhocker zu setzen und ihre Haare aufzulösen. Agnes tut es und scherzt, die seien schon so lang, daß sie sich auf sie setzen könne. Lydia sagt, für ihren Zweck sei das jetzt genau richtig, aber nachher könnte sie ihr die Haare ja abschneiden, falls sie das wolle. Agnes will das ganz und gar nicht. Lydia behauptet, ein Stück könnte Agnes sich ruhig abschneiden lassen. Aber wenn sie das nicht wolle, solle sie nicht klagen, sondern sich vor der linken Schulter einen Zopf flechten, denn so möchte sie sie malen. Sie erklärt genau, wie der Zopf liegen und Agnes den Kopf halten soll. Agnes tut alles so, wie Lydia es haben möchte. Sie fühlt sich dabei nicht besonders gut. Aber Lydia hatte darauf bestanden, Agnes müsse ihr für dieses neue Gemälde unbedingt Modell sitzen, und sie mochte ihre Schwester nicht kränken.

Unterdessen ist Kolling dabei, das ehemalige Templerhaus zu inspizieren, so weit möglich. Er gelangt am Dachboden an. Kolling ist sichtlich enttäuscht, nichts von alledem entdeckt zu haben, was er sich womöglich versprochen hatte. Durch eines der kleinen Fenster, reicht der Blick durch die großen Glasscheiben der Atelierwohnung gegenüber. Mühelos kann Kolling das Treiben der beiden Schwestern dort drüben beobachten. Dies verändert seine Miene. Wie gebannt strengt er seine Augen an. Er erkennt das mehr als halbfertige Bild des Baphomet und die junge Frau mit den außergewöhnlich langen Haaren. All dies wirkt geradezu elektrisierend auf ihn. Er telefoniert mit seinem Handy und gibt in knappen Worten durch, wo er sich befindet. Er sagt, jetzt könne diese Sybille zeigen, was sie mit ihren Methoden auszurichten vermöge; sie solle herkommen und ihren Hokuspokus unter Beweis stellen.

Im Haus gegenüber flicht Agnes den Zopf fertig und läßt sich von Lydia genau instruieren, wie sie sitzen und wie wohin schauen solle. Lydia zieht eine leichte weiße Jacke über, der anzusehen ist, daßsie vor Ölfarbe am falschen Ort zu schützen hat, und bindet sich ihre reichlich mittellangen Haare zusammen. Dabei erklärt sie, die Haare von Frauen seien so etwas wie magische Antennen, mit denen sich Botschaften aus dem Jenseits empfangen und auch dorthin senden ließen, wenn man sich darauf verstehe. Sogar mit ihren nur mittellangen Haaren könne sie da einiges bewirken. Wenn Agnes nicht so desinteressiert an dem okkulten Wissen wäre, würde sie sehr viel mehr vermögen. Agnes ist zwar nicht völlig desinteressiert, verspürt aber in der Tat keine Neigung dazu, sich magisch zu betätigen. Lydia malt und kommt gut voran, und Agnes hört ihren Ausführungen geduldig zu.

Vom Dachbodenfenster des gegenüberliegenden Hauses aus sieht Kolling mit Ungeduld ein Taxi in der Blutgasse halten. Eine schwarz gekleidete Frau steigt aus. Es ist Sybille. Bald darauf öffnet sich die Tür zum Dachboden, und die schwarzgekleidete Frau tritt ein. Kolling spricht sie mit höflicher Distanz an. Er fordert sie auf, aus dem Fenster zu schauen und in das gegenüberliegende Atelier zu sehen. Die Frau namens Sybille braucht keine weiteren Erläuterungen. Sie sagt mit ruhiger Stimme, die Langhaarige müsse sterben, und zwar sehr schnell. Und auf alle Fälle müßten ihr die Haare abgeschnitten werden, sogar noch nach dem Tode, weil sie sonst womöglich wieder Lebensstoffe aus dem Jenseits anziehen könnten. Sogar der hartgesottene Kolling erschauert vor Sybilles Eiseskälte. Er sagt nur knapp und nicht ohne Skepsis in der Stimme, sie möge das Nötige tun, falls sie es wirklich könne, und geht. Die Frau namens Sybille steht vor der schmalen Fensterbank. Sie öffnet einen kleinen Koffer und packt Utensilien aus. Ein Fläschchen kommt zum Vorschein, ein Stück Kohle und ein kleines schmales Messer in einer verzierten Scheide.

Die beiden Schwestern im Haus gegenüber sind gut gelaunt. Lydia ist mit dem Malen flott vorangekommen. Sie möchte eine Pause einlegen und ein Glas Wein trinken. Agnes verläßt ihren Sitz auf dem Barhocker und setzt sich zu Lydia auf ein Sofa bei einem niedrigen Tisch, wo Lydia zwei Gläser voll Wein schenkt. Sie sprechen jetzt gut gestimmt über alltägliche Dinge. Lydia fordert Agnes auf, Walthers Angebot anzunehmen, ihr ein Auto zu kaufen. Es sei dumm, sich da zu zieren. Schließlich habe sie, Lydia, sich die komplette Atelierwohnung von Walther einrichten und de facto schenken lassen. Agnes hält entgegen, dafür sei sie ja auch mit ihm verlobt, und das Haus gehöre ohnehin ihm.

Die schwarzgekleidete Frau steht weiterhin am Fenster. Sie hat mit Kohle sonderbare Zeichen auf die Fensterbank gemalt. Nun öffnet sie das Fläschchen und läßt mehrere Tropfen einer dunkelroten Flüssigkeit auf die bizarren Symbole fallen. Jetzt packt sie Kohle und Fläschchen wieder in den kleinen

Koffer und entnimmt diesem eine Puppe, die nicht viel größer als ihre Hand ist. Es ist die Puppe eines Mädchens mit einem langen Zopf. Sybille legt den Koffer beiseite und konzentriert sich auf ihre Zeichen. Draußen zieht Abendrot auf, aber es ist noch hell. Sybille beobachtet die beiden jungen Frauen hinter den großen Scheiben der Atelierfenster gegenüber. Ihre Miene verzieht sich ärgerlich, da Lydia so sitzt, daß sie zumeist den Blick auf Agnes versperrt.

Doch immer wieder ergeben sich Momente, in denen der Blick auf Agnes frei wird. Die Frau namens Sybille zieht das kleine Messer aus der Scheide. Das Abendrot färbt die blanke Klinge blutrot. Sybille hält mit einer Hand die kleine Puppe auf der Fensterbank fest und legt mit der anderen die scharfe Klinge des Messers an den Zopf der Puppe. Sybilles Blick ist mit äußerster Konzentration auf die beiden Frauen hinter dem gegenüberliegenden Fenster gerichtet, sie wartet darauf, Agnes voll im Blickfeld zu haben. Dann drückt sie das kleine Messer nieder und schneidet der Puppe den Zopf ab. Sybille verzieht ärgerlich das Gesicht, denn in diesem Moment hatte Lydia nach dem Weinglas gegriffen und Agnes verdeckt. Sybille holt wieder das Fläschchen und läßt erneut rote Flüssigkeit auf die Fensterbank tropfen. Ohne eine Miene zu verziehen, sticht sich die schwarzgekleidete Frau mit dem kleinen Messer in die Hand und läßt frische Blutstropfen auf die Fensterbank rinnen. Sie wechselt die Tätigkeit der Hände und setzt die Spitze des Messers auf den Kopf der Puppe. Sybilles Augen sind angestrengt vom Lauern auf den richtigen Moment. Lydias Rücken verdeckt Agnes fast immer. Doch dann dreht sie sich, um auf das Bild zu zeigen und gibt den Blick auf Agnes frei. Die Frau namens Sybille sticht der Puppe das Messer in den Kopf. Aber Agnes hatte Lydias Bewegung hin zu dem Bild gleich nachvollzogen und war daher sofort wieder verdeckt gewesen. Und jetzt gehen beide in die Küche und entschwinden damit völlig dem Gesichtsfeld der schwarzgekleideten Frau. Diese gibt ärgerlich auf. Sie wischt die Zeichen von der Fensterbank und verläßt den Dachboden und das Haus.

Die beiden Schwestern haben sich einen Kaffee aufgesetzt und gehen jetzt zum Sofa zurück. Lydia ist mit ihrem Tagewerk zufrieden und beischließt, für heute Feierabend zu machen. Das Gemälde ist, bis auf kleine Feinheiten, fertig. Agnes löst sich den Zopf wieder auf. Lydia schenkt Wein nach und sagt, es würde sensationell sein, wenn sie den echten Zopf in das Bild einfügen könnte. Lydia hantiert an Agnes´ Haaren herum und spricht ganz offen aus, sie würde sie ihr am liebsten abschneiden. Manchmal mache es sie richtig neidisch, wenn ihr Verlobter mit leuchtenden Augen nach den schönen Haaren ihrer Schwester schiele. Ob Agnes sich nicht wenigstens ein Stück abschneiden lassen wolle, vielleicht bis zur Taille, dann seien sie, magisch gesehen, immer noch lang genug. Agnes will auf gar keinen Fall etwas von ihren Haaren hergeben, sie seien vollständig ein Teil von ihr, und schließlich schnitte sie sich ja auch keinen Arm ab! Die beiden Schwestern haben schon ein paar Gläser getrunken, woran Agnes nicht gewöhnt ist. Sie läßt sich auf ein Gespräch über ihre Haare ein und, ganz gegen ihr Gefühl, sogar darüber, eventuell etwas an ihnen zu schneiden, obschon ihr dieser Gedanke fremd und zuwider ist. Lydia kommt auf eines ihrer bevorzugten Themen zurück. Sie spricht über Magie und die Wirkung gewisser Schwingungen in den weiblichen Haaren: ”Bei Frauen”, so erklärt sie, ”reicht der Astralkörper nämlich bis in die Haare. Jeder Mensch hat ja einen Astralkörper in sich. Das ist sozusagen der wirkliche unsterbliche Körper, um den sich während des Erdendaseins der globstoffliche Leib bildet. Die Astralkörper von Frauen sind aber ganz anders aufgebaut als die von Männern. Sogar die Feinstoffe, aus denen sie bestehen, sind verschiedenartig. So reichen die Astralkörper der Frauen über einen Meter weit bis in die Haare hinein. Darum fallen sie ihnen auch nicht aus, wie den meisten Männern. Frauenhaare ziehen durch diesen lebendigen Astralkörper lichte Schwingungen an, die wichtige Kräfte geben - gewissermaßen den Atem des Astralkörpers. Der funktioniert natürlich bloß, wenn die Haare lang genug sind. Darum dürften Mädchen-und Frauenhaare eigentlich gar nicht geschnitten werden, weil das immer den lebendigen Astralkörper verletzt und darüber hinaus die astrale Atmung behindert. Nur zu dünn gewordene Spitzen dürften hin und wieder geschnitten werden, da der Astralkörper sich in diesen nicht mehr richtig entfaltet.” All das hat Lydia durchaus ernstzunehmenden alten Wissensschriften entnommen, ohne aber für selber viel daraus gelernt zu haben, wie sie auch sagt; sie sei immer wieder verschiedenen Moden nachgelaufen, habe ihre Haare schneiden und blondieren lassen und dadurch ihren Astralkörper arg geschädigt. Wenigstens gut taillenlang hätte sie ihre Haare immer bewahren müssen. Die Taillenlänge sei auch praktisch. Ganz lang würde ihr zu mühsam sein - aber das sei selbstverständlich ein Fehler. Agnes mache das bei sich schon richtig! Agnes erwidert, so mühsam sei das gar nicht, wenn man sich einmal daran gewöhnt habe. Ein paar Minuten starrt Lydia schweigend vor sich hin - als ob etwas sonderbar Fremdartiges in ihr vorgehe. Urplötzlich schlägt sie Agnes vor, sie sollten sich gleich jetzt gegenseitig ihre Haare kurz schneiden. Agnes hält das für einen schlechten Scherz, obwohl Lydia tatsächlich aufsteht, ihren großen auf Rollen gelagerten Standspiegel herbeischafft und einen Kamm samt einer

Schere holt. Agnes erinnert Lydia daran, daß sie doch noch eben erst gesagt habe, schon wegen der Astralkörper sollte man Frauenhaare immer lang lassen! Lydia schaut verwirrt und verwundert zugleich, sie scheint das alles völlig vergessen zu haben. Einige Gläser Wein zuviel, lassen Agnes die Lage nicht richtig einschätzen. Lydia ist es sehr ernst. Da Agnes sich standhaft weigert, sich ihre Haare schneiden zu lassen, schlägt Lydia vor, Streichhölzer entscheiden zu lassen, wie sie das schon als Kinder in Streitfällen getan hätten. Falls Agnes das kurze ziehe, müsse sie sich ihre Haare abschneiden lassen; ziehe sie das lange, verspreche Lydia, nie mehr davon zu reden. Nach noch einem Glas Wein, stimmt Agnes zu, sich ihre Haare dann ein Stückchen schneiden zu lassen, aber nur die untersten Spitzen. Lydia bereitet die Streichhölzer vor und hält sie Agnes hin. Agnes zieht das kurze. Durch die Wirkung des Weins wird ihr nicht gleich klar, was das für sie bedeuten soll. Lydia sagt, Agnes solle sich auf den Barhocker setzen. Agnes tut das und schaut sich ihre Haarenden an, auf die sie wieder zu sitzen gekommen war. Sie reichen rund zwanzig Zentimeter unter die Sitzfläche. Es ist ungefähr das Stück, um das Agnes selbst ihre Haare manchmal zu lang findet. Obwohl Agnes schon jetzt jedes eventuelle Schneiden an ihren Haaren weh tut, sagt sie Lydia doch, dieses unterste Stück könne sie ihr abschneiden, so daß sie sich nicht mehr immer wieder darauf setzen würde. Wohl ist Agnes nicht dabei. Am liebsten würde sie von dem Barhocker springen und davonlaufen. Aber etwas, das sie selbst nicht versteht, hindert sie daran, das zu tun. Lydia kämmt Agnes‘ Haare vom Scheitel bis zu den Spitzen glatt. Agnes von dem Barhocker und schaut ihre Schwester ebenso vorwurfsvoll wie verständnislos an. Jede Weinwirkung ist mit einem male verflogen. Lydias Blich ist starr und zunehmend zornig. Agnes erkennt ein unheimliches, urfremdes Funkeln in den Augen ihrer Schwester. Lydia steht ihr steif gegenüber, die Schere in der Hand. Sie bleibt reglos auf der Stelle stehen. Es ist, als ginge etwas Grauenhaftes in ihr vor. Der wutsprühende Blick läßt Agnes erschauern. Sie dreht sich schnell um und verläßt fluchtartig die Atelierwohnung.

Wie von unsichtbaren Wölfen gehetzt, eilt Agnes die Treppen hinunter, läuft durch den Hauseingang und hält erst inne, als sie die Blutgasse hinter sich gelassen hat. Mit großer Erleichterung sieht sie ein freies Taxi kommen. Sie winkt ihm und steigt schnell ein. Jetzt fällt ihr auf, daß sie ihre Handtasche vergessen hat. Aber Walther muß ohnehin schon seit über einer viertel Stunde im Restaurant, in den „Drei Husaren”, warten. Agnes dirigiert das Taxi dort hin. Allmählich fängt sie sich wieder und kommt zur Ruhe.

In den „Drei Husaren” wartet Walther geduldig. Von Lydia ist er Verspätungen gewöhnt, und es verwundert ihn nicht sonderlich, daß in deren Schlepptau auch die sonst zuverlässige Agnes auf sich warten läßt. Dann sieht er Agnes mit offenen Haaren kommen. Das ist so ungewöhnlich, daß er ein wenig staunt, ohne jedoch an Schlimmes zu denken. Es gefällt ihm, Agnes so zu sehen, wozu sie ihm nicht oft Gelegenheit bietet. Agnes entschuldigt sich und bittet um Geld für das vor der Tür wartende Taxi. Walter rückt ihr den Stuhl zurecht, sie möge sich ruhig setzen, er werde zu dem Taxifahrer hinausgehen. Nach ein paar Minuten kommt Walther zurück und setzt sich zu Agnes an den Tisch. Er nimmt an, daß die mitunter launische Lydia diese Verabredung nicht mehr wahrnehmen werde; dergleichen geschähe nicht zum erstenmal. Agnes erzählt, wie sonderbar sich Lydia verhalten habe, ohne sofort auf Einzelheiten einzugehen. Sie streicht sich die aus ihrem seitlichen Scheitel vorgleitenden Haare zurück und bittet Walther, ihr entweder seine Schnürsenkel oder die Krawatte zu leihen. Schmunzelnd gibt er ihr seine Krawatte, und sie bindet sich damit ihre Haare zusammen. Sie tut es gegen ihre Gewohnheit vor der Schulter, als fürchte sie einen plötzlichen Angriff von hinten. Der Ober kommt, Agnes und Walther bestellen. Anschließend berichtet Agnes in undramatischer Form, was in der vergangenen Stunde in Lydias Atelier vorgefallen war. Der sonst so ruhige Walther wird darüber ungewöhnlich wütend. Er sagt offen, er sei froh, daß Lydia nicht mitgekommen sei, denn sonst würde es einen ernsthaften Streit gegeben haben, der wegen dieser Sache ohnehin noch bevorstehe. Agnes versucht ihn zu besänftigen, so gut sie es vermag, doch Walther glüht vor Zorn.

Lydia hat die elektrische Beleuchtung ausgeschaltet und im ganzen Atelier eine Menge Kerzen angezündet. Sie kniet auf dem Boden und zeichnet mit schwarzer Kohle einen doppelten Kreis um sich herum. Außerhalb des Kreises liegt ein aufgeschlagenes Manuskript, das ihr offensichtlich zur Anleitung dient. Zwischen die beiden Kreislinien malt Lydia mit roter Ölfarbe bizarre Symbole und murmelt dazu unverstehbare Worte. Der große Spiegel auf Rollen steht dicht bei dem Kohlekreis. Aufdas Spiegelglas ist mit wenigen gekonnten Ölpinselstrichen ein Bild gemalt, das unverkennbar Agnes darstellen soll. Lydia steht auf, holt ein Dutzend brennender Kerzen und stellt diese in jene Hälfte ihres magischen Kreises, die an den Spiegel grenzt. Als nächstes nimmt Lydia aus der Handtasche, die Agnes vergessen hat, deren Kamm und holt die noch von vorhin bereitliegende Schere. Damit stellt

Lydia sich in die freie Hälfte des magischen Kreises. Sie murmelt wieder wirre Worte und kämmt sich dabei mit Agnes´ Kamm. Lydia wirft den Kamm zur Seite und neigt der Kopf über die Flammen der Kerzen. Nun schneidet sie sich bedächtig eine große Locken ab und läßt diese in die Flammen der Kerzen fallen. Dabei spricht Lydia zunehmend lauter, zwischendurch grell schreiend, bizarr klingende Worte. Dann hebt sie den Kopf und läßt die Schere sinken. Abermals stößt sie einen irren Schrei aus. Unterdessen klingeln und klopfen schon Nachbarn an Lydias Tür, um sich wegen des Lärms des Brandgeruchs zu beschweren. Die Tür ist nicht abgeschlossen. Einer der Nachbarn öffnet und tritt ein, da er Feuer sieht. Lydia packt die Schere wie einen Dolch und geht, wild kreischend, auf den Nachbarn los. Sie verwundet ihn schwer und greift sofort den nächsten an, der zu Hilfe zu eilen versucht. Andere Nachbarn flüchten und rufen die Polizei, die auch schnell kommt. Die rasende Lydia wird von den Polizisten überwältigt. Einer von ihnen ruft über Funk einen Wagen der Psychiatrie, denn er hat die Lage schnell richtig erkannt. Nachbarn löschen inzwischen das Feuer, das sich von dem magischen Kreis her auszubreiten droht. Kolling sitzt mit der Frau namens Sybille in einer entlegenen Nische der exklusiven Hotelbar. Auf Sybilles linkem Handrücken klebt ein Heftpflaster. Kolling zeigt sich unzufrieden. Er habe, so betont er, immer mehr von soliden irdischen Methoden gehalten als von Hokuspokus (bei diesem Ausdruck zuckt Sybille zusammen), doch er habe eben zu tun, was sein Auftraggeber wünsche. Die Frau namens Sybille sagt, sie habe zwar die Frau mit den ganz langen Haaren verfehlt, dafür aber die Malerin zweimal getroffen, und diese werde der Langhaarigen sowieso bald den Rest geben. Kolling läßt ein Zweifel andeutende Murren hören. Die schwarzgeleidete Frau sagt daraufhin mit einem rechthaberischen Unterton in der Stimme, sie habe die Schwingung der Langhaarigen eindeutig erfaßt und werde ihr zur Sicherheit noch in dieser Nacht die Haare schwer wie Blei machen und ihr die grausamsten Kopfschmerzen senden, so daß sie sich die langen Haare selber abschneiden würde. Kolling könne unbesorgt sein, die Haare dieses Mädchens würden rechtzeitig fallen und den Templererben also nicht für die Aktivierung des großen Baphomet zur Verfügung stehen. Kolling sagt, er habe die Order, das Mädchen müsse unbedingt sterben. Denn wenn sie wirklich unmittelbar von der sogenannten baphometischen Schwingung erwählt sei, wie jene Leute das nennten, könnten sie in einigen Jahren vor dem gleichen Problem stehen wie jetzt, falls die Baphomet-Figur vielleicht doch nicht gefunden und zerstört werden könne. Diese Agnes würde dann nämlich vielleicht dreißig sein und wieder so lange Haare haben wie jetzt. Die Frau namens Sybille versichert, sie wolle dafür sorgen, daß diese Agnes schnell sterbe. Ohnehin würde, aufgrund der Schwingungskonstellation, bereits ein einziger Schnitt in den Haaren jener jungen Frau zu Irrsinn und Tod führen. Abermals muß Kolling einen Anflug von Grauen abschütteln. Er spricht seiner Helferin höflichen, aber betont distanziert, Dank für ihre Bemühungen aus, die, wie er hoffe, zum Ziel führen würden.

In Berlin sitzt Blanchefort hinter seinem großen Schreibtisch und lauscht mit regungsloser Miene am Telefonhörer. Schließlich sagt er, er werde schon morgen früh in Wien sein. Offenkundig habe sich der Baphomet jene junge Frau wirklich unmittelbar zu Braut erwählt, habe der dem Baphomet innewohnende Geist also in ihr seine Geliebte aus ewiger Ehe entdeckt und angezogen. Sie müsse perfekt geschützt werden! Sie dürfe nicht dem allergeringsten Risiko ausgesetzt sein.

In ihrem geräumigen Zimmer eines Wiener Hotel nimmt die Frau namens Sybille in eine schwarzmagische Handlung vor. Auf den Tisch hat sie einen Kohlekreis voller bizarrer Symbole gezeichnet und sticht sich jetzt mit dem kleinen Messer erneut in die Hand, so daß Blut in den Kohlekreis tropft. Dann holt sie wiederum eine kleine Puppe hervor, die ein Mädchen mit sehr langen Haaren darstellen soll. Sybille legt die Puppe mit den Gesicht nach unten in den Kohlekreis und hält sie dort fest. Mit der anderen Hand zieht sie an den Haaren der Puppe und spricht dazu zischend unverständliche Worte. Die schwarzgekleidete Frau zieht so stark an den Haaren der Puppe, daß deren Kopf sich immer weiter nach hinten biegt und schließlich vom Rumpf abreißt. Sybille hält den abgerissenen Puppenkopf an dessen Haaren in der Hand. Sie holt aus und schmettert ihn auf die Tischplatte.

Agnes zuckt im Bett zusammen. Sie erwacht aus einem unruhigen Schlaf. Der Spiegel an der Wand gegenüber zeigt ein Abbild des Fensters. Draußen steht ein heller Mond, beinahe Vollmond. Agnes setzt sich im Bett auf. Der Spiegel zeigt ihr ihre Silhouette. Agnes steht auf und macht Licht. Sie tastet sich an den Kopf und massiert die Schläfen. Sie wird von ungewohnten Kopfschmerzen geplagt. Sie geht ins Badezimmer. Dort sucht und findet sie eine Tablette. Agnes schaut in den Spiegel und hebt ihre Haare an, als wolle sie deren Gewicht prüfen. Dann nimmt sie die Tablette und legt sich mit einem leisen Seufzer wieder ins Bett. Aber sie kann nicht einschlafen. Das Glas des

gegenüberliegenden Spiegels scheint rötlich zu leuchten. Agnes steht nochmals auf und tritt vor den Spiegel. Sie nimmt einen Kamm und fährt sich damit durch ihre glatten langen Haare, auf denen das durchs Fenster strahlende Mondlicht schimmert. Jetzt läßt der Kopfschmerz nach. Aber noch immer kommt es Agnes so vor, als zeige der Spiegel sie in einem zarten rötlichen Licht. Sie wendet sich dem Fenster zu, geht hin und öffnet es. Dann tritt sie abermals vor den Spiegel. Jetzt scheint alles normal zu sein. Agnes legt sich wieder ins Bett.

In einem dunklen Einzelzimmer liegt Lydia in einem Gitterbett. Sie liegt völlig starr, aber sie schläft nicht. Ihre Augen bewegen sich immerzu hin und her, und ihre Lippen formen ununterbrochen tonlose Worte.

Agnes erwacht abermals aus dem Schlaf. Ihr ist heiß. Auch die Kopfschmerzen melden sich wieder. Agnes zieht sich aus und geht ins Badezimmer. Sie steckt ihre Haare unter eine große Badehaube und duscht. Anschließend wirft sie sich einen Bademantel über und bürstet ihre Haare. Sie kommen ihr noch viel schwerer vor als sonst. Das Gewicht Ihrer Haare direkt auf der Haut ist besonders angenehm. Agnes liebt dieses Gefühl. Sie zieht sich aus, macht Licht, setzt sich an den kleinen Tisch beim Schlafzimmerfenster. Es gibt gegenüber kein Fenster, von dem aus sie jemand beobachten könnte. Agnes schiebt ihre offenen Haare hinter die Schultern, nimmt das Tagebuch, das auf diesem Tischchen liegt, schlägt es auf und schreibt.

In Berlin macht sich Lothar von Blanchefort in seiner Wohnung am Stadtrand reisefertig. Er packt nicht viel ein. Es klingelt an der Tür. Blanchefort geht zuerst in sein Arbeitszimmer und steckt eine alte 08-Pistole zu sich, eher er öffnet. Die Vorsicht war unnötig. Eine brünette Dame steht im Türrahmen. Blanchefort spricht sie mit dem Namen Julietta an. Die beiden begrüßen sich mit verhaltener Herzlichkeit. Die Dame mag Anfang dreißig sein. Sie ist sehr schön. Sie kommt aus Wien, um Blanchefort über die bisher feststellbaren Aktionen von Kolling und dessen Leuten zu unterrichten. Julietta hat kein Gepäck bei sich. Sie wird bei Blanchefort übernachten und am kommenden morgen mit ihm nach Wien zurückfliegen. Offensichtlich kennt sie sich in Blancheforts Wohnung aus und hat auch die nötigsten Toilettsachen da. Während Blanchefort zuende packt, macht es sich Julietta leicht. Bald erscheint sie im Morgenmantel und mit aufgelösten Haaren, die beinahe die Länge von Agnes‘ Haaren haben. Zwischen ihr und Blanchefort scheint ein besonders persönliches Verhältnis zu bestehen, obschon der Mann sehr alt ist. Wie sie sich aber näher kommen, ist es, als leuchte der Hauch eines rötlichen Strahlens aus den Haaren der Frau. Dadurch geht mit Blanchefort eine geheimnisvolle Wandlung vor sich: Aus einem wohl Achtzigjährigen wird ein Mann von Mitte vierzig, mit starken Muskeln und straffer Haut und einem Gesicht von strenger männlicher Schönheit. Wie die Lampen verlöschen, bleibt um die nun nackten Körper der beiden jener Hauch eines rötlichen Strahlens, der von den langen Haaren der Frau ausgegangen war. Und sie lieben einander wie zwei Menschenwesen, über die die Zeit keine Macht hat. Agnes hat sich gerade eine Tasse Frühstückskaffee eingeschenkt, als das Telefon klingelt. Walther ist dran. Er berichtet in wenigen Worten, was mit Lydia geschehen sei. Die Eltern, die sich auf Urlaub im Ausland befinden, habe er noch nicht unterrichtet, um eine womöglich unnötige Aufregung zu vermeiden. Wahrscheinlich habe Lydia nichts wirklich gar so Schlimmes. Er telefoniert aus dem Auto auf dem Wege zur psychiatrischenKlinik, um Lydia zu besuchen und mit den dortigen Ärzten zu reden. Agnes drängt ihn, sie mitzunehmen. Das ist Walther nicht recht, doch er gibt nach und sagt, dann werde er sie in gleich abzuholen. Agnes beendet ihr kaum begonnenes Frühstück und macht sich zurecht. Ihre Haare flicht sie heute vor der linken Schulter zu einem Zopf. Schon wieder wird sie von Kopfschmerzen geplagt. Sie nimmt gleich zwei Tabletten auf einmal und geht dann, um Walther vor der Haustür zu erwarten. Der fährt auch schon vor, und Agnes steigt zu in den Wagen.

Am Flughafen Wien-Schwechat landet zur selben Zeit Lothar von Blanchefort zusammen mit seiner Begleiterin mit dem ersten Flugzeug aus Berlin. Er ist wieder der alte Herr, rüstig und äußerlich doch im Greisenalter. Die Dame hat ihre Haare wieder zu einem dicken Nackenknoten geschlungen. Sie nehmen ein Taxi, und Blanchefort nennt dem Fahrer das Ziel: Die Blutgasse im 1. Bezirk. Offenkundig kennt sich Blanchefort in Wien aus.

In der psychiatrischen Klinik an der Baumgarter Höhe bei Wien sprechen Walther und Agnes zunächst mit dem Primarius und dem Lydia behandelnden Arzt. Man sagt ihnen, Lydia leide unter absonderlichen Wahnvorstellungen mit Neigung zur Gewalttätigkeit. Immerhin habe sie gestern einen Nachbarn angegriffen und ernstlich verletzt. Es sei aber durchaus denkbar, das dieser Zustand sehr

bald vergehe; eine gewisse Besserung sei bereits eingetreten. Dennoch lassen die Ärzte nur einen sehr kurzen Besuch zu. Lydia ist durch Medikamente beruhigt worden. Trotzdem fängt sie sofort an zu schreien, als sie Walther und Agnes sieht. Sie zeigt mit ausgestrecktem Arm auf Agnes und ruft, diese trage die Schwingungen der apoka-lyptischen Engel in sich. Wie ein verwirrtes Raubtier, daß sich vor der Maßregelung durch seinen Dompteur fürchtet, weicht Lydia in die äußerste Ecke des Raums zurück. Agnes durchrieselt ein eiskalter Schauer, und Walther ergeht es kaum anders. Der behandelnde Arzt drängt auf sofortigen Abbruch des Besuchs, versichert jedoch, Lydia habe keinerlei schwere Krankheit, es sei sicherlich nur ein vorübergehendes Gestörtsein. Walther und Agnes verlassen den Pavillon in gedrückter Stimmung. Agnes ist erschüttert. Walter bemüht sich, sie mit Hinweis auf die Worte des Arztes zu beruhigen.

Sie fahren zurück in die Stadt. Dort wollen sie auch nach Lydias Atelier schauen. Walther, der als Besitzer des Hauses und der Wohnung von der Polizei informiert worden war, hat sich schon in aller Frühe von dem schlimmen Zustand des Ateliers überzeugt und seine Putzfrau zum Aufräumen dorthin geschickt.

Blanchefort und Julietta steigen vor dem ehemaligen Templerhaus aus dem Taxi und betreten durch die unverschlossene Tür das alte Gebäude. Sie begeben sich ohne Umwege in den Keller. Julietta öffnet eine schmale Tür, zu der sie einen Schlüssel besitzt. Hinter dieser Tür befindet sich eine enge Wendeltreppe. Blanchefort zieht eine Taschenlampe hervor. Sie verschließen hinter sich wieder die Tür. Es geht die Wendeltreppe hinunter. Diese mündet im unteren Kellergewölbe. Es ist jenes Gewölbe, in dem einst der große Baphomet gestanden hat. Auch dort halten sich Blanchefort und Julietta nicht auf. Sie gehen zu der Wand, die sich auf einen geheimen Druck zu einem unterirdischen Gang hin öffnen läßt. Julietta betätigt den verborgenen Mechanismus, und die beiden verschwinden in dem geheimen Gang. Die Wand schließt sich hinter ihnen -wie schon weiland vor Jahrhunderten hinter anderen Mitgliedern ihrer Gemeinschaft.

Walther und Agnes betreten Lydias Atelier. Dort ist schon die von Walter beorderte Putzfrau am Werke. Trotzdem sieht es noch immer wüst aus. Agnes sieht ihren Kamm und ihre Handtasche am Boden liegen und hebt beides auf. Sie entdeckt das kurze Streichholz, das sie gestern gezogen hatte, und sie findet auch das zweite - es ist ebenfalls kurz. Dann erkennt sie auf dem großen Standspiegel die Zeichnung mit schwarzen Pinselstrichen, die offensichtlich sie darstellen soll. Einige rote Pinselstriche durchkreuzen auf Kinnhöhe die Haare. Auch Walhter nimmt dies wahr. Agnes beginnt unwillkürlich zu zittern. Sie sagt, Lydia glaube, in ihren Haaren seien irgendwelche magischen Schwingungen; und tatsächlich habe sie seit gestern Nacht schlimme Kopfschmerzen und es komme ihr so vor, als ob ihre Haare mit dem Gewicht von hundert Telefonbüchern in ihrem Nacken zögen. Walther legt einen Arm um ihre Schultern und sagt, das komme bloß von dem Wein, den sie gestern in ungewohnter Menge getrunken habe, dafür könnten ihre schönen Haare bestimmt nichts. Sie verlassen das Atelier und das Haus.

Blanchefort steht in einem alten unterirdischen Gewölbe, das jenem unter dem ehemaligen Templerhaus ähnelt, jedoch wesentlich größer ist. Das wird erkennbar, als Blanchefort Licht anschaltet. Die elektrische Beleuchtung ist ganz offensichtlich erst unlängst provisorisch angebracht worden. Lauter kleine Scheinwerfer, welche die Mitte der Gewölbes bestrahlen. Blanchefort betätigt einen verdeckten Hebel an der Wand neben dem Ausgang des Geheimgangs. Ein dumpfes Grollen und Mahlen von Gestein auf Gestein ertönt. In der Mitte des Gewölbes wälzen sich die Steinplatten des Bodens auseinander, und aus der Tiefe schiebt sich ein dunkles, über zwei Meter hohes Gebilde empor. Es dauert eine Weile, bis dieses Gebilde seinen Platz voll eingenommen hat und die mahlenden Geräusche verstummen. Blanchefort geht zu dem sonderbaren Gebilde. Es besteht unten aus einem runden siebenstufigen Sockel aus blankpoliertem Basaltgestein. Was sich darauf befindet, ist von einem zerschlissenen violetten Tuch verhüllt. Blanchefort bleibt davor stehen und sieht es nachdenklich an. Unterdessen geht Julietta zur gegenüber befindlichen Wand. Auch dort ist, wie jetzt zu erkennbar wird, Verschiedenes unter dunklen Tüchern verborgen. Julietta zieht die Tücher weg. Ein steinerner Altar kommt zum Vorschein und dahinter die lebensgroße goldene Statue einer prachtvollen Göttin mit sehr langen Haaren, die sie wie gespreizte Flügel umgeben. Julietta verweilt vor dem Standbild der Göttin, Blanchefort tritt neben sie. Beide schauen die Figur der Göttin an: Ischtar, Venus

-die Göttin der Liebe. Julietta entzündet zwei Kerzen, die auf dem Altar bereitstehen, Nach einer Weile des Schweigens vor dem Standbild der Göttin, wenden sie sich dann dem merkwürdigen Gebilde

zu, aus das dem Boden aufgetaucht war. Blanchefort steigt auf die unteren Stufen des runden Sockels und zieht das violette Tuch ab: Strahlend und funkelnd steht da: Der große Baphomet.

Agnes versucht, sich auf ein Buch zu konzentrieren. Es gelingt ihr nicht. Von ihrem Gesicht sind starke Schmerzen abzulesen. Sie geht ins Badezimmer, um noch eine Kopfschmerztablette zu nehmen. Die Schachtel ist leer. Agnes quält sich. Sie nimmt nochmals das Buch, läßt es auf den Tisch zurück fallen und geht im Zimmer hin und her. Sie stützt den Kopf in die Hände und greift schließlich zumTelefonbuch. Im Erdgeschoß des Hauses praktiziert eine Ärztin. Diese ruft Agnes an und fragt, ob sie auf einen Sprung hinunter kommen könne. Es ist dafür zeitlich gerade günstig.

Die Ärztin hört Agnes nicht lange zu. Sie hebt Agnes‘ Zopf an. Die langen Haare seien schuld,behauptet die Ärztin, sie seien zu schwer und verursachten dadurch die Kopfschmerzen. So etwas komme zwar bloß sehr selten vor, aber manchmal eben doch. Die langen Haare müßten herunter. Agnes schüttelt entschieden den Kopf und zuckt sogleich wegen der durch diese heftige Bewegungverstärkt stechenden Kopfschmerzen zusammen. Agnes entzieht ihre Haare den Händen der Ärztin.Sie sei überzeugt, sagt Agnes, die Kopfschmerzen werden auch so wieder vergehen. Die Ärztin versteht Agnes‘ Gefühle und macht sich die Mühe einer weiteren Untersuchung, kann jedoch nichtsfinden, was die Kopfschmerzen hervorrufen könnte. Sie gibt Agnes eine größere Menge Ärztemuster-Tabletten gegen Kopfschmerzen. mit und wünscht ihr alles Gute. Julietta mietet sich in demselben Hotel ein, in dem auch Kolling mit seinen Leuten Quartier bezogen hat. Julietta betritt das Hotelrestaurant. Dort sitzt Kolling mit Sybille. Julietta erkennt Kolling aufgrund eines Fotos, das sie von ihm gesehen hat. Aber auch sonst würde sie ihn erkannt haben - denn sie erfühlt sofort die finstere Macht, die ihm in der Person von Sybille gegenüber sitzt. Auch Sybille scheint eine Gegnerin in der Nähe zu spüren, sie späht um sich, fixiert verschiedene Gäste, vor allem Frauen, die in Frage kommen könnten. Sybilles Blick trifft auch auf Julietta, ist sich aber offenbar nicht sicher, ob diese ihre Gegnerin ist oder eine andere, mehrere Frauen im Raum tragen aufgesteckte Haare, die eine magisch wirksame Länge haben könnten. Sybille wird sich offenkundig nicht sicher, ihre Unruhe steigt. Sie sagt Kolling, sie bemerke gegnerische Schwingungen in nächster Nähe. Kolling unterdrückt ein Murren, er hält das für Unfug. Julietta nimmt an einem freien Tisch Platz, der den beiden Gegnern nicht nahe steht, ihr aber einen guten Blick auf diese ermöglicht. Sybille erhebt sich. Sie sagt zu Kolling, sie wolle noch etwas zur doppelten Sicherheit unternehmen, obwohl sie davon ausgehe, die Haare der Betreffenden würden geschnitten und sie dadurch zugleich getötet werden. Sybille verläßt den Tisch und geht. Julietta behält vorerst Kolling im Auge, wie es ihr Auftrag ist, obschon sie gefühlsmäßig eher Sybille folgen würde.

Walther sitzt mit Blanchefort im Wintergarten seiner Villa in Wien-Hietzing zusammen. Walter hört still dem zu, was Blanchefort ihm zu sagen hat. Es sind nicht bloß freundliche Worte. Blanchefort wirft Walter in ruhiger aber bestimmter Weise vor, die junge Agnes nicht frühzeitig in das Geheimnis eingeweiht zu haben. So befinde sie sich jetzt in höchster Gefahr, ohne davon eine Ahnung zu haben und ohne sich wehren zu können. Das sei unverantwortlich gegenüber diesem Mädchen - aber auch im Hinblick auf das Werk, die Belebung der „Figura” des Baphomet. Walther gibt Blanchefort in allem recht und versucht, sich zu entschuldigen, er habe die Dinge in der Tat nicht richtig eingeschätzt. Blanchefort akzeptiert die Ent-schuldigung, betont jedoch, von nun an dürften keine Fehler mehr unterlaufen. Die Figur des großen Baphomet sei bereit, alle oberen Brüder und Schwestern der Templer-Erbengemeinschaft würden bis morgen Mittag in Wien eingetroffen sein, so daß in der kommenden Nacht die Belebung des Baphomet stattfinden könne. Alles werde nun an Fräulein Agnes liegen! Sie allein besitze jetzt den Schlüssel zur baphometischen Kraft, denn sie sei die auserkorene weibliche Hälfte. Insofern habe Walther ausgezeichnete Arbeit geleistet. Jetzt aber heiße es, das Werk sicher zu vollenden. Dabei gelte es vor allem, die junge Agnes zu schützen. Der große Baphomet sei kaum in Gefahr. Falls überhaupt in der Blutgasse, würden die Gegner im falschen Haus nach ihm suchen. Aber die junge Frau befinde sich in Gefahr! Blanchefort fordert Walther in strengem Ton auf, sofort alles Nötige für deren vollkommene Sicherheit zu unternehmen. Walther bietet einen zerknirschten Eindruck und entwickelt zugleich allen Eifer, für Agnes´ Sicherheit alle irgendwie erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen.

Die Frau namens Sybille verschafft sich unterdessen geschickt Einlaß zu jenem Pavillon der psychiatrischen Klinik, in dem sich Lydia befindet, und erreicht es auch, diese sprechen zu können.Sybille hat sich als eine Verwandte ausgegeben und zugleich als selbst erfahrene Ärztin. Beide Rollen spielt sie durchaus überzeugend. Da Lydia sich ruhig zeigt, erlaubt der behandelnde Arzt Sybille, einen

kurzen Spaziergang im Park mit ihr zu machen. Darauf hatte die Frau namens Sybille abgezielt. Sie hat einen Leihwagen in der Nähe des Pavillons geparkt und schmuggelt Lydia nun ohne Schwierigkeiten aus dem Areal der psychiatrischen Klinik. Lydia ist sehr still. Sie verhält sich fügsam wie ein Wesen ohne eigne Persönlichkeit und ohne eigenen Willen. Lydias Verschwinden fällt zunächst nicht auf, und auch später hält man es nicht für nötig, Walther zu unterrichten.

Agnes sitzt am Tisch und hält sich die Hände vor das Gesicht. Sie läßt die Hände sinken. Tränen rinnen ihr über die Wangen. Agnes nimmt die beiden letzten noch vorhandenen Tabletten. Die Kopfschmerzen quälen sie immer mehr.

Agnes kann ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Sie dreht sich um, geht verzweifelt ein paarmal im Zimmer auf und ab und tritt dann vor den Spiegel. Sie macht den Zopf auf und bürstet Sie ihre Haare, und bei jedem Bürstenstrich zuckt sie vor Schmerzen zusammen. Agnes legt die Bürste aus Hand. Sie schüttelt den schmerzenden Kopf und wirft sich weinend auf ihr Bett.

Julietta sieht, wie zwei junge Männer an Kollings Tisch kommen, offensichtlich Gehilfen von ihm. Die Männer scheinen ohne Eile auf etwas zu warten. Julietta beschließt, das Zimmer der Schwarzmagirin Sybille zu suchen und zu inspizieren. Die Schwingung der feindlichen magischen Gegenstände, die sich vermutlich in Sybilles Zimmer befinden dürften, würde Julietta spüren und somit auch das richtige Zimmer finden. Es dauert eine Weile, bis ihr das in dem großen Haus gelingt. Dann steht sie vor einer Tür und ist sich sicher, es ist die richtige. Sie winkelt ihre Hände an, legt sie x-weise übereinander und so gegen die Tür, die dadurch aufspringt. Julietta huscht in Sybilles Zimmer. Schnell entdeckt sie deren schwarzmagische Utensilien und auch verschiedene mit Kohle gezeichnete Kreise. Julietta erkennt, was diese bedeuten. Sie ruft Blanchefort an und sagt ihm, Agnes sei in akuter Gefahr, man müsse sie unbedingt sofort holen und sie schützen. Julietta erklärt, welcher Art der Angriff gegen Agnes nach sein müsse was aus den gefundenen Unterlagen hervorgeht. So können umgehend Gegenmaßnahmen getroffen werden. Julietta wird selbst auch zur Villa kommen. Aber wie sie das Zimmer verlassen will, läuft sie Kollings beiden Helfern direkt in die Arme, denen Sybille mit der apathischen Lydia folgt. Sybille erkennt nun die Gegnerin. Sie befiehlt den beiden Männern, Julietta gut festzuhalten. Die beiden Gegnerinnen schauen einander in die Augen, Julietta ernst aber ohne Furcht, Sybille mit einem triumphierenden Lächeln. Sie geht um Julietta herum, betrachtet den großen Haarknoten in ihrem Nacken und sagt, Julietta werde jetzt gleich einen kurzen Haarschnitt bekommen. Julietta erwidert nichts. Kollings kräftige Männer halten sie an den Oberarmen fest, sie kann sich kaum bewegen. Sybille führt die willenlose Lydia ins Badezimmer und kommt dann mit einer Schere in der Hand wieder. Sie grinst Julietta an und sagt, gleich werde man wissen, wie sich eine Venustochter ohne ihre langen Haare fühle. Dann löst sie Julietta die Haare und will die Schere hineindrücken. Doch es geht nicht, das Metall kann Juliettas Haare nicht berühren, nicht verletzen, kein einziges Haar fällt. Statt dessen beginnen Juliettas Haare auf ganzer Länge rötlich zu leuchten. Dieses Leuchten erfaßt in sekundenschnelle Juliettas Körper. Die beiden Männer, die sie festgehalten hatten, werden nach beiden Seiten zu Boden geschleudert, Sybille stürzt mit wutverzerrtem Gesicht auf den Rücken. Sie starrt Julietta an und streckt beide Arme gegen sie aus. Gelbe und graue Schwaden scheinen aus ihren Handflächen zu quillen und auf Julietta zuzuschweben. Julietta verläßt den Raum. Draußen flicht sie im Gehen ihre Haare zu einem Zopf. Das rötliche Leuchten zieht sich zurück. Julietta nimmt das nächste Taxi zu läßt sich zu Walthers Villa fahren.

Agnes liegt noch weinend auf ihrem Bett, Das Telefon klingelt. sie eilt hin, als könne von dort Rettung kommen. Walther ist dran. Agnes erzählt ihm von den entsetzlichen Kopfschmerzen, die immer noch schlimmer würden. Sie wisse nicht mehr, was sie dagegen noch tun könne; denn ihre Haare zuschneiden, wie die Ärztin meine, das komme nicht in Frage. Walther beschwört Agnes, nichts Unüberlegtes zu tun; er werde gleich bei ihr sein und ihr auch sicher schnell helfen können! Agnes legt auf und wischt sich die Tränen ab und zieht sich schnell frisches ein Kleid an. Jede Bewegung bereitet ihr inzwischen Pein. Dann eilt sie vor die Haustür, um Walther zu erwarten. Der erscheint auch so schnell, daß er ohne Rücksicht auf jede Verkehrsregel gerast sein muß. Er bremst, springt aus dem Wagen und schließt die haltlos weinende Agnes in seine Arme. Dann geht es in rasender Fahrt zu seiner Villa.

Walther fährt über die Auffahrt bis unmittelbar vor den Eingang seiner Villa. Er steigt aus, eilt zur Beifahrertür und hilft Agnes beim Aussteigen. Agnes unterdrückt jetzt das Weinen, aber ihre Schmerzen sind so arg, daß sie taumelt und der Ohnmacht nahe ist. Walther trägt Agnes ins Haus.

Blanchefort kommt ihnen bereits entgegen, sein Gesicht spiegelt höchste Besorgnis. Agnes hat das Bewußtsein verloren. Blanchefort betrachtet sie und sagt, dies sei wahrlich die schönste junge Frau, die er in diesem Jahrhundert gesehen habe; würdig, der weibliche Teil des Baphomet zu werden. Aber sie könne aufgrund des schwarz-magischen Angriffs sterben, wenn es nicht sofort gelinge, diesen abzuwehren. Blanchefort holt schnell einen Stein, der etwa Größe und Form eines plattgedrückten Eies hat und mit einem magischen Zeichen versehen ist. Blanchefort befielt Walther, irgendwo Feuer vorzubereiten oder auch eine Herdkockplatte in der Küche anzuheizen. Walther geht, um dies zu tun. Blanchefort streicht mit dem eiförmigen Stein wieder und wieder auf ganzer Länge durch Agnes´ Haare. Dabei zeigt sich der leichte Hauch eines mehrfarbigen Leuchtens. Bald schlägt Agnes die Augen auf. Sie erkennt Walther und sieht Blanchefort, der sich um sie bemüht. Der reicht Walther den Stein und ordnet an, er möge diesen jetzt in das Feuer werfen. Agnes tastet nach ihrem Kopf und nach ihren Haaren. Ihr Gesicht zeigt keine Spuren von Schmerz mehr. Agnes setzt sich im Sofa auf ­die Schmerzen sind verschwunden, sie fühlt sich vollkommen wohl. Blanchefort hebt an, Agnes in das Geheimnis des Baphomet einzuweihen, noch ehe sie recht dazu kommt, sich für die Hilfe zu bedanken. Es ist offensichtlich nicht allein der Inhalt von Blancheforts Worten, sondern auch die Ausstrahlung, die von diesem ewig jung wirkenden alten Mann ausgeht, die Agnes jetzt alles andere vergessen läßt. Walther geht unterdessen in die Küche und legt den Stein in die Mitte der auf voller Kraft brennenden Flammen eines Gasherds. Inzwischen ist auch Julietta eingetroffen. Sie weiht Agnes in weitere Einzelheiten der Geheimnisse ein, besonders in solche, die aus der ganz und gar weiblichen Sicht verstanden werden müssen.

Sybille ist mit Lydia allein im Badezimmer. Plötzlich entfährt ihr ein Schmerzensschrei. Es ist, als ob eine unsichtbare Hand ihr den Kopf weit nach hinten reiße, so daß ihr Blick zur Decke gerichtet steht. Es ist die Decke des zu ihrem Hotelzimmer gehörenden Bades. Vor dem Spiegel steht Lydia. Sie hat eines von Sybilles schwarzen Kleidern an, ist ordentlich frisiert und geschminkt. Lydia steht völlig still, sie scheint auch ihr eigenes Spiegelbild nicht zu erkennen. Sybille schafft es, ihren Kopf wieder aufzurichten. Sie befiehlt Lydia in herrischem Ton, ihr von drüben den kleinen Koffer mit ihren magischen Utensilien zu holen. Lydia tut es wie ein Automat. Sybille wird abermals den Kopf weit nach hinten gerissen. Sie scheint jetzt geballt von sämtlichen Schmerzen getroffen zu werden, die zuvor Agnes erduldet hatte. Mit Mühe richtet sie ihren Kopf wieder auf und befielt Lydia stöhnend, ihr das kleine Messer aus dem roten Koffer zu geben. Sich selbst solle sie die lange spitze Schere heraus nehmen. Jetzt müsse Lydia gehen, befielt Sybille, und damit ihre Schwester Agnes töten. Außerdem müsse sie dieser, vorher oder nachher, unbedingt die langen Haare abschneiden. Lydia nimmt automatenhaft die dolchspitze Schere und wendet sich um. Zwischen Schmerz-enslauten, stößt Sybille Flüche und unverständliche magische Formeln aus. Doch es hilft ihr nichts. Im Gegenteil, ihr Kopf wird durch eine unsichtbare Kraft gänzlich nach hinten gezerrt. Es ist abzusehen, daß Sybilles Genick brechen muß, falls diese Bewegung anhält. Sybille sticht sich mit ihrem Messer in die Hand, verschmiert das Blut auf der scharfen Klinge. Mit der blutenden Hand greift sie eine ihrer Locken, schneidet ab und läßt sie auf den Boden fallen. Doch der unsichtbare Griff biegt Sybilles Kopf vollends auf den Rücken.

Wie Lydia die Hotelzimmertür hinter sich schließt, ist aus dem Bad das Stürzen eines Körpers zu hören und das letzte Röcheln einer Person, deren Genick soeben gebrochen ist.

Agnes, Blanchefort und Walter sitzen gemütlich beisammen. Agnes hat mittlerweile eine Menge Merkwürdiges gehört und vieles verstanden: Der ”große Baphomet” ist etwa so zu begreifen wie eine mächtige Transforma-torenanlage, die jenseitige Schwingungen in diesseits wirksamwerdende umwandeln kann. Dazu aber ist es nötig, die göttlichen Lichtschwingungen von Weiblich und Männlich in der Figur zur Berührung zu bringen. Erst dadurch wird der „große Baphomet” aufgeladen - quasi „belebt” - und kann jenes erforderliche Ilu-Schwingungsbündel aussenden, aufgrund dessen die Lichtschwingungen nach dem Prinzip der Affinität herangezogen werden, welche sich dann über das Land und schließlich über die ganze Welt ausbreiten und ein neues Zeitalter bewirken: Das Zeitalter, in dem die lichte Göttin die Regentschaft übernimmt und den grausamen Bibelgott entthront... Agnes fragt Blanchefort, was genau ihre Aufgabe für den Baphomet sein werde. Blanchefort antwortet, es gebe zwei magische Kristalle. Der eine, der männliche, gehöre in den Sockel der Figur, und der andere, der weibliche, auf den Scheitel des Doppelhauptes. Damit die Verbindung zwischen diesen beiden Kristallen belebt werde und die Schwingung des Baphomet sich entfalten könne, müsse eine dafür besonders geeignete Frau die beiden Kristalle durch ihre Haare miteinander verbinden. Dazu sei aber eine sehr große Haarlänge notwendig, denn allein dann könnten die Kraftströme in

ausreichendem Maße fließen. Also, spricht Blanchefort weiter, müsse Agnes den männlichen Kristall in die Enden ihrer Haare hineinhalten. Dieser werde Garil genannt. Als den Gral hätten ihn einst viele gesucht. Den weiblichen Kristall, der Ilua genannt werde, müsse sie auf Brusthöhe in ihre Haare halten. Dann werde sie - Kraft ihres Willens -ein Bild, das Bildnis der Göttin, in ihre Gedanken aufnehmen und somit für die jenseitige Welt sichtbar machen. Wenn dies gelungen sei, werde sie eine angenehm Wärme durch ihren ganzen Körper strömen spüren, auch durch ihre Haare. In diesem geistigen wie körperlichen Zustand müsse sie die beiden Kristalle an die richtigen Plätze der Baphomet-Figur fügen. Damit sei das Werk für den Baphomet getan, der erste Teil ihrer Mission. Die Kraft des Baphomet werde in ihr bleiben und ihr große Macht verleihen. Sie werde von da an unverwundbar sein, auch ihre Haare könnten nicht geschnitten werden. Der zweite Teil ihrer Mission werde sie dann doppelt unsterblich machen. Das bedeute, sie werde nicht nur das ewige Leben im Jenseits haben, wie alle, sondern auch irdisch unsterblich sein. Agnes fragt, wer denn die männliche Hälfte des Baphomet sei und was der zweite Teil ihrer Mission. Blanchefort antwortet mit einem Lächeln, das sei der doppelt unsterbliche Kontur, den Wissende auch den ersten der Einherier nennen

- sonst habe er in dieser Welt zurzeit keinen Namen, obschon er früher bereits Namen besaß. Erst durch sie, Agnes, werde er wieder einen irdischen Namen erhalten. Auf ihn beziehe sich der zweite Teil ihrer Mission. Denn mit dem Einherier solle sie unter dem Bildnis der Göttin den Liebesakt vollziehen! Von dieser Eröffnung ist Agnes zunächst schockiert. Sie solle mit einem Mann schlafen, den sie nicht liebe, den sie nicht einmal kenne? So sei das nicht, versichert Blanchefort. Den Mann, der dann erscheinen werde, den Unsterblichen, werde sie kennen - erkennen - und sie werde lieben vom ersten Augenblick an! Denn es sei ihr Gemahl aus ewiger Ehe, jener, der ihr bestimmt ist von allem Anfange her, ihr Geliebter und Gatte aus ewigem Recht. In den Strahlen der Göttin, die dem Licht der Morgenröte gleichen, werde sie ihn sehen, erkennen und lieben. Dadurch werde sie ihm gleichsam den wahren Weg in das Diesseits bahnen - und für sich selbst die unverletzliche doppelte Unsterblichkeit gewinnen. Sie werde diesen Mann, der dann irdisch erscheine, nach allem Gesetz dieser Welt heiraten. Mit ihm zusammen werde sie Kinder zeugen und Macht und Einfluß erringen ­und schließlich neben ihm auf dem Thron der Cäsaren sitzen, um diese Welt in reinem Licht zu regieren! Ein neues Cäsarengeschlecht werde durch sie erstehen! Dies sei das Ziel - und es werde gelingen! Agnes schaut den alten Mann nachdenklich an und meint, wenn sie ihre Haare nicht so lang hätte, würde ihr all dies nie begegnet sein? Blanchefort erwidert, es sei ihr Wesen, so zu sein wie sie ist! Anders könne sie gar nicht sein. Darin liege eben ihre besondere frauliche Stärke. Denn allein eine Frau von rein weiblicher Schwingung sei berufen, die Braut des Baphomet zu sein - und die Gattin des neuen Kaisers! Noch in dieser Nacht, fügt Blanchefort hinzu, solle sie zunächst den großen Baphomet sehen und dessen Strahlung erfühlen können. Dabei wirft er Walther einen Blick zu, und dieser nickt sogleich. Dann er sagt zu Agnes, sie werde von jetzt an hier wohnen. Da Agnes zu einer widersprechenden Geste ansetzt, fügt Walther hinzu, wenigstens für die nächsten Tage. Agnes ist schließlich einverstanden. Es wird beschlossen, daß sie einige Sachen aus ihrer Wohnung holen werde, wobei, wie Blanchefort verlangt, Walther sie begleiten und keinen Augenblick allein lassen werde. Nachher wolle man sich wieder treffen, und dann solle Agnes den großen Baphomet sehen. Blanchefort küßt Agnes auf die Stirn. Dann ermahnt er Walther abermals, allerhöchste Acht auf sie zu geben. Walther versichert, alles zu tun. Er steckt für alle Fälle seine Pistole ein, und fährt dann mit Agnes zu deren Wohnung.

Blanchefort und Julietta begeben sich unterdessen mit einem Taxi zum Haus in der Blutgasse. Sie benutzen wieder den geheimen Gang. Vor dem steinernen Altar der Göttin ist ein purpurfarbenes Lager bereitet. Julietta löst ihre Haare auf. Wieder leuchtet ein rötliches Strahlen aus ihnen, dem Morgenrot ähnlich, und umfängt bald sie beide. Bei Blanchefort tritt abermals die Verjüngung ein. Bald stehen sie einander unbekleidet gegenüber. Ihrer beider Körper sind jung und strahlend schön, das rötliche Licht liegt auf ihrer Haut wie Gewänder aus hauchfeiner Seide. Sie sind sehr ernst. Nun, so sagt Blanchefort, werde er also den Platz freimachen für den ersten unter den Einheriern, den neuen Kaiser. Danach werde er die weite Wanderung antreten durch das Grüne Land im Jenseits und viele jenseitige Welten, bis in das Reich des ewigen Lichts, so die Götter ihm dessen Tor wollten öffnen wollten. Und sie, spricht Julietta, werde zurückkehren in die Welt der ewigen Morgenröte, in das Reich ihrer Mutter Venus. Gemeinsam würden sie nun in dieser Welt vergehen - um drüben neu zu erstehen. Sie umarmen einander und lasse sich auf das Lager sinken. Ihre Leiber vereinigen sich ein letztesmal im irdischen Liebesakt. Alle anderen Anwesenden wenden sich unterdessen um.

Lydia geht durch die Straßen der abendlichen Innenstadt. Es gibt nichts an ihr, was anderen Fußgängern besonders auffallen könnte. Höchstens, das sie sich sehr langsam bewegt und sonderbar gleichmäßig. Lydia geht durch die Straße, in der Agnes wohnt und in das betreffende Haus hinein.

Im Hotelzimmer der Frau namens Sybille brennt Licht. Aber es gibt kein Antworten auf das Klopfen an der Tür. Sie öffnet sich, und Kolling tritt ein. Er ruft Sybilles Namen und geht zur offenen Tür des Badezimmers. Wie er Sybilles Leiche am Boden liegen sieht, gibt er ein paar ebenso verärgerte wie pietätlose Worte von sich. Er greift gleich nach seinem Handy und ruft seinen Mitarbeiter an, dieser solle sofort kommen, es gäbe etwas Unnützes zu beseitigen. Um die Lösung des Problems, bei der diese Sybille kläglich versagt habe, müsse er sich jetzt auf konventionelle Art selber kümmern.

Lydia steht stumm und starr einige Stufen oben auf der Treppe gegenüber von Agnes´ Wohnungstür. Auch als der schwache Schein des Minutenlichts der Treppenhausbeleuchtung angeht, ist sie kaum zu sehen, wenn man nicht sehr genau hinschaut. Die Stimmen und Schritte von Agnes und Walther werden hörbar. Lydia bleibt gänzlich reglos. In einer Hand hält sie die lange spitze Schere wie einen Dolch. Agnes und Walther erreichen die Wohnungstür. Agnes schließt auf, und beide gehen hinein. Lydias Augen verfolgen, was sie sehen, sonst ist an ihr nicht die geringste Bewegung.

In der Wohnung hilft Walter Agnes dabei, ein paar unentbehrliche Dinge in eine Reisetasche zu packen. Agnes versucht Walther in Freundschaft klarzumachen, daß sie nicht auf Dauer in das Haus des Verlobten ihrer Schwester einziehen werde; schon gar nicht, während diese krank sei. Walther möchte darüber jetzt keine Debatte führen, er nimmt auf Agnes´ Gefühle und Anschauungen jede Rücksicht.

Vor der Tür hat Lydia unterdessen ihre Position verändert. Das Minutenlicht im Treppenhaus ist ausgegangen. Es herrscht Dunkelheit. Der Lichtschalter ist ein paar Schritte von der Wohnungstür entfernt. Lydia steht dicht neben der Wohnungstür. Die Wohnungstür öffnet sich. Zuerst kommt Walther mit der Reisetasche. Er sucht nach dem Lichtschalter und kann ihn nicht finden. Agnes kommt und schließt die Tür. Lydia steht unmittelbar neben ihr in der Dunkelheit. Die schlanke spitze Schere hält sie geschlossen und stoßbereit wie einen Dolch in der Faust. Wie Agnes den Kopf neigt, um den Schlüssel ins Türschloß zu stecken, bietet sie für einen Moment ihren Nacken dar. Die Klingen der Schere in Lydias Hand gehen auseinander und richten sich auf die Stelle über dem Band, das Agnes´ Haare zu einem Schweif lose zusammenhält. Dieses Band hat sich, wie so oft, stark gelockert. Agnes zieht es mit einer gewohnten schnelle Bewegung heraus und bindet ihre Haare wieder fester zusammen. Der schwere Haarschweif gleitet ihr vor die Schulter. Das irritiert die verwirrte Lydia. Sie zögert, holt dann doch mit der offenen Schere zum Stich in Agnes´ Rücken aus. Doch schon hat Agnes zugeschlossen, wendet sich schnell um und ist mit zwei Schritten bei dem auf sie wartenden Walther. Als Lydia die Schere zudrückt, ist Agnes mit Walter schon fast ein ganzes Stockwerk tiefer. Die beiden gehen die Treppe hinunter und verlassen das Haus, ohne Lydia bemerkt zu haben.

Lydia bleibt oben still stehen. Die Klingen der Schere haben sie wieder gänzlich geschlossen. Zu schnellen Bewegungen ist Lydia in ihrem jetzigen, durch Psychopharmaka und Sybilles Hypnose beeinflußten Zustand nicht fähig. Sie packt die Schere erneut wie einen Dolch.

Es ist eine laue Sommernacht, in der auch die ein wenig unheimlich anmutende Blutgasse nicht frei von Spaziergängern ist. Kolling kann nicht zu diesen gezählt werden. Er hat einen anderen Grund, zufuß dorthin unterwegs zu sein. Gleiches gilt für Lydia, die mit sich mit langsamen Schritten, aber doch in sonderbar zielstrebiger Weise, der Blutgasse nähert.

Blanchefort begrüßt Agnes und Walther vor dem Eingang gegenüber des ehemaligen Templerhauses, jenes Hauses, daß Walther gekauft und in dem er Lydia die Atelierwohnung eingerichtet hat. Julietta ist in Walthers Villa geblieben, um die ersten eintreffenden Ordebnsmitglieder zu begrüßen. Agnes zeigt sich zunächst ein wenig verwundert, folgt aber den beiden Männern. Der Weg führt in den Keller. Walter schließt eine Tür auf und knipst Licht an. Es geht eine steinerne Treppe hinunter in ein zweites Kellergeschoß. Walther schließt abermals eine Tür auf und macht Licht. Sie befinden sich nun in jenem großen unterirdischen Gewölbe, unter dessen Boden der große Baphomet auf seine Stunde wartet. Das Standbild der Göttin und der Altar sind durch dunkle Tücher verhüllt und kaum zu bemerken. Blanchefort erklärt Agnes, der Bruder Walther (wie er diesen jetzt nennt), habe im Namen der Erbengemeinschaft der Tempelritter dieses Haus gekauft, weil es schon in alter Zeit Eigentum des

Ordens gewesen sei - wenngleich durch einen Strohmann, wie man heutzutage sagen würde. Und während in dem offiziellen Ordenshaus gegenüber allein die größeren Versammlungen abgehalten worden seien und ansonsten als Kontor benutzt worden sei, habe dieses Haus hier oft die wichtigsten Heiligtümer beherbergt. Mitunter seien diese dann zu bestimmten Anlässen durch einen unterirdischen Gang hinüber getragen, doch anschließend immer gleich wieder hierher zurück gebracht worden; vor allem der große Baphomet. Nur wenige Eingeweihte des innersten Kreises hätten um dieses Geheimnis gewußt. Denn es sei schon damals eine besondere Sektion des Ordens gewesen, von deren Hintergründen nur wenige wußten. Jetzt sei die Zeit gekommen, die lichtbringenden Kräfte des Baphomet zu erwecken - und damit gleichsam der Göttin des Lichts den Weg zur Herrschaft zu ebnen. Das grausame Regime des biblischen Gottes werde damit enden. Statt Krieg, Haß und Gewalt werdeeine Ära des Herzens kommen... Denn die Göttin kenne weder Haß noch Neid, keinen Eifer und keine Habsucht... Er betätigt den verborgenen Mechanismus; und der nun unverhüllte Baphomet erhebt sich strahlend aus dem Boden. Er zeigt Agnes seine beiden Profile; das weibliche und das männliche, zugleich. Fasziniert schaut Agnes die goldene Figur an und geht dann auf sie zu, als vernehme sie einen für das diesseitige Ohr unhörbaren Ruf. Blanchefort und Walther lassen Agnes allein zum großen Baphomet gehen; sie verharren am Rande des Gewölbes. Doch Blanchefort erklärt weiter mit seiner wohltuend ruhigen Stimme: Morgen früh würden sie den Kristall für die weiblichen Schwingungen aus seinem Versteck am Fuße des Untersbergs holen, ebenjenen Kristall, nach dem so vergeblich gesucht hatten: Den Ilua, das weibliche Gegenstück des Garil, des Grals. In der morgigen Nacht sodann werde Agnes den weiblichen Teil des Baphomet beleben und dessen Kraft erwecken. Sie werde damit zur Herrin über alle Getreuen werden und zur Sachwalterin der Göttin im Diesseits. Sie werde somit alle Fähigkeiten besitzen - diesseits und jenseits der verschiedenen Welten... Agnes ist bis dicht an den Sockel herangetreten. Sie blickt unentwegt den Baphomet an und löst dabei ihre Haare auf, als habe sie von irgendwo eine Bitte darum vernommen. Da beginnt der Baphomet von innen heraus zu leuchten. Langsam dreht er sich und zeigt nun statt seiner beiden Profile frontal sein weibliches Gesicht - es ist Agnes´ Gesicht!

Dicht vor dem Haus parkt Walthers Wagen. Von einem schräg gegenüber liegenden Hauseingang her beobachtet Kolling das Auto und die Tür des Hauses. Die an seinem Körper herabhängende rechte Hand hält unauffällig eine mit Schalldämpfer versehene Pistole. Kolling sieht Lydia kommen und in das Haus gehen, ohne dem eine Bedeutung beizumessen. Er hat sie nie persönlich gesehen.

Lydia geht ein paar Stufen die Treppe hinauf. Dann vernimmt sie Geräusche. Sie bleibt stehen. Im Hausflur brennt kein Licht. Durch die beiden Glasscheiben der Haustür fällt der Schein von Straßenlaternen und Mondlicht. Das scheint den vom Keller her Kommenden zu genügen. Sie sprechen leise miteinander. Lydia wendet langsam den Kopf. Sie nimmt Blanchefort, Walther und Agnes wahr. Agnes´ Anblick scheint Lydia an die womöglich schon vergessene Schere zu erinnern, die sie bei sich trägt. Sie zieht sie hervor, nimmt sie wie einen Dolch in die Faust und wartet still. Gleich muß Agnes dicht an dem Treppengeländer vorüber kommen, durch dessen weit auseinandersetehende Sprossen ein Dolchstoß mit der großen Schere sie nicht verfehlen könnte. Die drei kommen näher. Ein kurzes Zittern schüttelt Lydia. Für den Bruchteil einer Sekunde schien das Begreifen in sie zurückgekehrt und doch sofort wieder entwichen zu sein. Die drei im Hausflur gehen sehr langsam, sie sprechen leise miteinander. Unmittelbar dort, wo Lydia kauert, verzögern die drei wieder ihre Schritte, bleiben für einen Moment sogar stehen. Agnes und Walther lauschen einigen erläuternden Worten Blancheforts. Es sagt, überall sei jetzt noch die Macht der Finsternis zu fürchten, sogar an diesem Ort. Erst morgen um diese Zeit könnten sie alle sich sicher fühlen. Agnes steht dicht beim Treppengeländer und wendet der im Dunklen nicht wahrnehmbaren Lydia den Rücken zu. Allerdings zwei Treppenstufen zu weit, als daß Lydia einen Dolchstoß gehen sie führen könnte. Etwas scheint sie zu durchzucken und sie die Lage erkennen zu lassen. Lydia läßt die Dolchfaust sinken. Statt dessen öffnet sie die Schneiden der Schere und reckt ihren Arm auf Agnes‘ Nacken und die offenen Haare zielend. Alter persönlicher Neid wird in Lydia wach und vermischt sich mit dem unbewußten Auftrag, die Mission der Baphometbraut zu zerstören. Denn nur jetzt ist der Gestirnenstand für die Belebung des Baphomet günstig, jetzt, da die Venus, der Stern der Göttin und die Schwingungsschleuse zum lichten Jenseits, sich weit öffnen kann. Die Haare der einen jungen Frau dort, die Agnes heißt, werden über ein kosmisches Zeitalter entscheiden. Es ist ein Kampf zwischen Licht und Finsternis. Die Finsternis scheint im Vorteil zu sein. Agnes wendet sich ein wenig. Im nächsten Moment muß die Schere in Lydias Hand die Aschblonden Haare der Schwester, die geöffneten Klingen zielen auf ihren Nacken. In Lydias Augen blitzen irre Lichter. Einen Augenblicke nur steht Agnes still an diesem Fleck. Als ob sie dann ganz plötzlich etwas spürte, wechselt sie

unvermittelt ihren Platz und tritt zu Blanchefort auf die andere Seite. Erschlafft zieht Lydia die Schere zurück und nimmt sie erneut als Dolch. In diesem Augenblick meint Blanchefort, es gehöre sich, daß die Dame zwischen den beiden Herren gehe! Er und Walther nehmen Agnes in die Mitte, sie verlassen das Haus.

Lydia bringt diese neue Lage im Zustand ihrer eingeschränkten Denkfähigkeit durcheinander. Sie senkt den Blick geistesabwesend auf die Schere, als rätsele sie, was das für ein Ding sei und wie es in ihre Hände komme. Dann scheint es ihr doch wieder einzufallen. Sie folgt den dreien. Blanchefort, Agnes und Walther verlassen das Haus und gehen über die Gasse zu Walthers Wagen.

Kolling weiß genau was er will. Sein Hauptproblem ist die schlechte Visiermöglichkeit über einen Schalldämpfer. Ein zweites, ganz unerwartetes Problem kommt gerade aus Haus: Lydia. Diese läuft mit unsicheren, aber nun schneller werdenden Schritten von hinten auf Agnes zu. Etwas scheint sie anzutreiben, ihre Bewegungen noch beschleunigen zu können. Blanchefort, der Lydia nicht kennt, aber sofort den Angriff begreift, sieht sie als erster von den dreien. Doch er befindet sich auf der anderen Seite des breiten Wagens und kann nur warnend rufen. Agnes und Walther drehen sich um. Lydia war schon so dicht herangekommen, daß sie nach einem weiteren Schritt Agnes hätte packen können. Doch sie hält plötzlich inne. Walther will sofort eingreifen, aber Agnes hält ihn durch eine Geste zurück. Die beiden Schwestern stehen sich gegenüber. Lydia treten Tränen in die Augen. Die Schwestern fallen einander weinend in die Arme. In diesem Moment schießt Kolling zweimal. Lydia gerät ihm genau in die Schußlinie. Zwei für Agnes bestimmte Kugeln treffen Lydia in den Rücken; sie wird schwer verletzt. Agnes erkennt den Platz, an dem Kolling steht, und flüstert in die warme Nachtluft, niemals mehr solle dieser Mann die Hand bewegen können, mit der er diese Schüsse abgegeben habe! Aus dem Hauseingang, in dem Kolling steht, erklingt ein irrwitziger Schrei. Kolling kommt von selber aus seiner Deckung. Die Pistole ist ihm aus der rechten Hand geglitten, und diese Hand weit vorgestreckt haltend, kommt er nun über die Gasse. Er wirkt verwirrt und hilflos wie ein armer Schwachsinniger. Blanchefort erkennt die Lage und gibt Walter dessen Waffe zurück. Der ruft über das Autotelefon Sanitäter und Polizei. Dann schaut er nach Lydia und geht zu Agnes, um sie zu beruhigen. Aber sie bietet einen durchaus starken Eindruck. Blanchefort habe ihr soeben erklärt, sagt sie, schon übermorgen werde sie Lydia von ”drüben” aus helfen können. Ihre Schwester werde wieder gesund werden. Blanchefort, der dies hört, nickt ihr bekräftigend zu. Mittlerweile kommen Polizei und Rettungswagen. Der Notarzt kann soviel sagen, daß Lydia überleben wird. Sie ist jetzt im Geiste wieder völlig klar.

Im Gebäude der Bundespolizeidirektion wird Edward Kolling von einem uniformierten Polizeibeamten und zwei weißbekittelten Krankenpflegern über einen Gang abgeführt. Kolling streckt immerzu seine starre rechte Hand vor und stammelt lauter wirre Worte.

Zwei Männer betreten nach höflichem Anklopfen das guteingerichtete Büro des diese Dienststelle leitenden Hofrats. Einer der Männer ist ein Ermittler der Staatspolitzei, der andere Polizeiarzt. Der Arzt behauptet, Kolling simuliere keineswegs, in seiner rechten Hand gäbe es keinerlei Blutzirkulation, siewerde bald trocken wie ein dürrer Ast sein. Überdies halte er auch den Irrsinn nicht für vorgetäuscht. Den Ermittler scheint diese Auskunft zu verärgern. Er jedenfalls, betont, er werde sich diesen Widerling Kolling nicht von Psychiatern wegschnappen lassen - jetzt, wo man ihn endlich einmal fest im Griff habe: Ein Mordversuch auf offener Straße, dann noch eine Frau mit gebrochenem Genick im Kofferraum seines Wagens in der Hotelgarage, und die Berliner Kollegen würfen ihm außerdem Anstiftung zum Mord an einem Wissenschaftler namens Dr. Arnold Wendelin vor. Dieser Kolling dürfe sich nicht mit der Masche Unzu-rechnungsfähigkeit davonstehlen! Welche guten Drähte der in gewisse Kreise habe, sei ja kein Geheimnis. Und wenn mag schon die Hintermänner nicht kriege, so wenigsten diesen Kolling! Der Hofrat versichert, auch er habe höchstes Interesse daran, daß dieser Verbrecher nicht wieder freikomme. Jetzt sei aber nichts anderes möglich, als ihn erst einmal sicher in der Psychiatrie unterzubringen. Der Ermittler wirft nochmals ein, alle diese Geschichten von angeblichen esoterischen Geheimbünden, die Kolling ihnen aufzutischen versucht habe, seien blanker Unsinn und zielten eben bloß auf den Trick mit der Unzurechnungsfähigkeit ab. Der Hofrat stimmt zu, diese Sache mit den Geheimbünden sei sicherlich Unsinn, dergleichen gäbe es vermutlich gar nicht. Er versichert abermals, er werde dafür sorgen, daß Kolling nicht wieder auf freien Fuß komme, jedenfalls nicht in den nächsten dreißig Jahren. - Für heute aber bitte er die Kollegen, ihn zu entschuldigen, er habe sich für die zweite Hälfte des Tages frei genommen - ein Familienfest! Der Ermittler und der Arzt

verabschieden sich von dem Hofrat - der Hofrat ist Dr. Walther Goetinger-Wergenheim. An der Wand hinter seinem Schreibtisch hängt das Bild vom Baphomet.

Walter verläßt seine Dienststelle. Es ist ein schöner sonniger Nachmittag. In der Nebenfahrbahn beim Deutschmeisterplatz wartet Agnes am Steuer von Walthers Wagen. Walther steigt ein, sie begrüßen sich und Agnes fährt vor bis zum Café Prückel. Dort steigt Blanchefort zu. Sie fahren Auf die Westautobahn in Richtung Salzburg.

Agnes berichtet, in Walthers Haus hätten sich unterdessen die erwarteten Gäste eingefunden, um die Julietta sich kümmere. Im übrigen kennten die meisten der Gäste sich ja sehr gut aus, auch wenn viele von allen Himmelsrichtungen her stammten. Dann fragt sie, ob es weiterhin gelte, auf der Hut vor irgendwelchen Attacken zu sein - von welcher Seite auch immer. Blanchefort erwidert, so lange der große Baphomet noch nicht belebt sei, bestünde allerorten Gefahr. Erst wenn das Welk gelungen sei, könne und werde die Göttin sie und alle Menschen guten Willens schützen. Er rechne jedoch nicht damit, ergänzt Blanchefort, daß ihnen jetzt noch ein Unheil drohe; denn die Kraft des Baphomet habe Agnes bereits erkannt, und so lange Agnes´ „magische Saiten”, also ihre Haare, nicht verletzt würden, seien sie und das Werk nun wohl sicher. Falls dennoch ein weiterer Angriff der Gegenseite vorstellbar sei, so höchstens direkt durch schwarze Mächte von finsteren Jenseitszonen her.

Die drei fahren nach Salzburg und dort über die bayerische Grenze bis in einen winzigen Ort, der unmittelbar am Fuße des sagenumwobenen Untersbergs liegt. Während der Fahrt erzählt Blanchefort, daß vor vielen Jahrhun-derten hier ihre Vorfahren einen streng geheimen Sitz gehabt hatten und hier auch jener Kristall verborgen liege, den es nun für die Belebung des Baphomet zu holen gelte. Vor Jahrhunderten hatte die göttliche Isais jenen magischen Stein gebracht.

Agnes; noch immer bewacht und behütet er sie wie ein gewissenhafter Leibwächter. In ihrer Wohnung hilft Walther, einige Koffer zu packen. Agnes hat ein langes Kleid aus lachsroter Seide mit Silberstickerei. Ein Geschenk von Walther. Das will sie für den Baphomet anziehen. Sie begibt sich damit in ihr kleines Badezimmer. Während sie sich umzieht, überfällt sie plötzlich ein leichtes Schwindligkeitsgefühl. Und es kommt ihr auf einmal so vor, als ob die beiden Lampen einen gelblichen Schein von sich gäben. Das kleine Bad hat keine Fenster, so daß das Licht nun überall gelblich wirkt. Agnes wird sonderbar zumute, ohne daß sie sich selbst erklären könnte, wieso. Sie ist mit dem Umkleiden fertig. Sie legt noch ein dunkelrotes Kehlband an und bindet ihre Haare mit einem dunkelroten Samtband zusammen. Agnes betrachtet sich im Spiegel. Auch das Glas des Spiegels scheint jetzt gelb zu sein. Sie zupft an dem Kehlband herum. Dann überprüft sie nochmals den Sitz des Haarbands im Nacken und wiederholt dies gleich abermals. Sie weiß nicht, warum sie das tut, und es kommt ihr so vor, als mache das Spiegelbild alle Bewegungen vor, ehe sie selber sie tue. Nun greift das Spiegelbild wieder nach hinten, und Agnes Hände tun es auch. Eine ihrer Hände bleibt an dem Haarband, die andere wandert wieder nach vorn. Mit dieser öffnet das Spiegelbild jetzt das Sanitätskästchen. Es steht noch da, weil Agnes darin nach Kopfschmerztabletten gesucht hatte. Darin liegen auch Verbandsstoffe und eine Schere. Das Spiegelbild greift nach der Schere, und Agnes Hand nimmt sie aus dem Kästchen. Agnes fällt auf, daß das Spiegelbild ein schwarzes Kleid an hat - und auch gar nicht mehr sie zeigt, sondern eine andere Frau (nämlich Sybille). Agnes will die Schere fallen lassen, aber ihre Hand gehorcht ihr nicht. Das Spiegelbild hebt die Schere gegen ihre Kehle. Agnes´ Hand macht die Bewegung des Spiegelbilds nach, wenn auch viel langsamer. Agnes überkommt würgende Panik. Agnes schafft es durch ihren Willen, den Stoß gegen ihre Kehle zu stoppen. Das Spiegelbild blickt zornig. Es hebt die Schere nun über ihren Kopf, klappt die Schneiden auf und senkt sie von oben auf die hinten zusammengebundenen Haare. Auch Agnes‘ Hand führt jetzt die Schere nach hinten, jedoch ohne sie aufzuklappen. Agnes möchte laut schreien, Walther zu Hilfe rufen, aber sie kann nicht. Das kleine Badezimmer scheint jetzt kein Bestandteil der diesseitigen Welt mehr zu sein. Graue und gelbliche Nebelschwaden breiten sich darin aus. Agnes nimmt all ihre Willenskräfte zusammen, um die durch das falsche Spiegelbild erzwungene Bewegung zu beenden. Agnes bemerkt, daß ihre Kräfte wachsen. Das Spiegelbild hat die Hand mit der Schere schon ganz in den Nacken gesenkt, Es grinst aus dem gelben Spiegelglas. Agnes aber schafft es, die Hand mit der Schere wieder nach vorne und weg von ihren Haaren zu zwingen. Agnes hat die Schere wieder ganz nach vorn gebracht. Agnes schöpft Mut. Sie sieht das falsche Spiegelbild böse lächeln. Es führt die Schere jetzt erneut an die Kehle und beginnt, zu Agnes zu sprechen, in dem es ihr einen Gedanken sendet, der sagt: Noch sei sie nicht Teil des Baphomet, noch habe sie nicht die Kraft der Göttin! Doch Agnes fühlt deutlich, daß die Kraft des bösen Bilds im Spiegel schwindet und ihre eigene schnell zunimmt. Das

Bildnis der Göttin kommt Agnes in den Sinn. Eine ihrer Hände liegt noch immer an dem dunkelroten Samtband in ihrem Nacken. Sie zieht es heraus und macht die Haare auf. Mit der anderen Hand kann sie jetzt die Schere weglegen. Das feindliche Bild im Spiegel weicht zurück. Der graugelbe Nebel verschlingt die Wände des Badezimmers; auch der Spiegel ist verschwunden. Agnes steht in einem grenzenlosen Raum ohne Oben und ohne Unten. Die feindliche Gestalt weicht weiter zurück, in immer dichtere und dunklere Nebelschwaden hinein, in denen Schemen weiterer Gestalten lauern. Hinter Agnes steigt nun ein hellgrünes Licht auf, das sich bald in ein rosafarbenes umwandelt - wie ein Schein der Morgenröte. Aus Agnes´ Haaren beginnt in helles Violett zu leuchten, dem sich bald ein rostrotes Strahlen vom Scheitel und von den Haarspitzen her hinzufügt. Agnes hat jede Furcht verloren. Mit langsamen Schritten geht sie auf die feindliche Gestalt und die diese jetzt umringenden Schemen zu. Plötzlich fällt der Körper der schwarzgekleideten Frau wie eine tote Schale von der Gestalt ab, und Agnes steht einem Etwas gegenüber, das wie ein häßlicher Mann aussieht, dessen Körper aus dunklem, brodelndem Lehm besteht und keine feste Form hat. Dieses Etwas reckt seine dunkelgrau dampfenden Arme gegen sie aus und löst sich dann in grauen Dunst auf. Das helle Leuchten aus Agnes´ Haaren und das rosa Licht hinter ihr treiben die grauen und gelben Nebelschwaden und deren Dämonen immer weiter zurück. Bald überschaut Agnes ein malerisches Land, über dem ein ewiges Morgenrot zu strahlen scheint. In einer Hand hält sie noch das dunkelrote Samtband. Agnes bindet sich die Haare wieder zusammen. Agnes steht in ihrem Badezimmer vor dem Spiegel. Die Lampen geben wieder ihr normales Licht, Im Waschbecken verfliegt grauer Dampf. Auch der Spiegel wird frei von jeglicher gelben oder grauen Färbung und zeigt Agnes´ eigenes, richtiges Spiegelbild. Agnes fühlt sich stark und wohlauf. Sie spürt, in einem letzten Kampf gesiegt zu haben, der womöglich nur wenige Augenblicke gedauert hatte, und doch entscheidend gewesen war. Gut gestimmt, begibt sie sich zu Walther. Der hat inzwischen fertig gepackt, und es geht nach Wien-Hietzing.

Agnes hat in Walthers Haus nun die Rolle der Gastgeberin zu erfüllen. Julietta ist bereits in der Grotte des Baphomet und trifft Vorbereitungen. Die Gäste sind durch Blanchefort über sie unterrichtet. Außer Deutsch, Italienisch und Französisch ist auch Schwedisch, Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Ungarisch, Kroatisch und manches mehr zu hören. In einem geeigneten Augenblick erzählt Agnes Blanchefort im Vertrauen von dem Ereignis im Badezimmer ihrer Wohnung. Blanchefort erblaßte zunächst beinahe vor Entsetzen. Er weiß ganz genau, in welch großer Gefahr Agnes - und mit ihr das ganze Werk - geschwebt hat. Das die Macht der Finsternis so nahe sei, hätte selbst er nicht vermutet, gibt Blanchefort zu und bereitet sich Vorwürfe. Dann aber sagt er, Agnes habe den schwersten Kampf bestanden, und das sogar schon ehe sie die hohen Kräfte erhalten habe. Sie habe, ohne es zu ahnen, Nebelheim betreten, jene von der Höllenmacht dominierte Sphäre, welche die irdische durchdringe. Dort habe sie mit dem Fürsten der Finsternis selbst den Kampf des höheren Willens ausgetragen - und gesiegt! Denn danach war das „grüne Land“ vor ihr erschienen - und sogar die Welt der ewigen Morgenröte, das Reich der Göttin des selbst! Nur wenige wüßten zu ermessen, wie schwer und bedeutungsvoll dieser Sieg sei! Der erste der Einherier, würde zurecht gerade sie lieben. Nun sei gewiß, daß nichts mehr sie anzugreifen vermöchte, weder im Diesseits noch vom Jenseits aus. In dieser Nacht, so sagt er mit spürbarer Freude im Herzen, werde durch Agnes eine neue Lichtzeit beginnen. Blanchefort, dieser würdevolle alte Herr, verneigt sich vor der jungen Agnes und küßt ihr die Hand.

Um Mitternacht in der weiträumigen Grotte des großen Baphomet. Statt des elektrischen Lichts, gebenjetzt zahlreiche Kerzen rötlich schimmernde Flammen in hängenden Ölschalen eine helle Beleuchtung. Etwa zwei Dutzend Männer und Frauen stehen um die enthüllte Baphomet-Figur versammelt. Die Männer tragen lachsrote Umhänge mit silbernen Lilien darauf, die Frauen aber lange lachsrote Kleider mit Silberstickerei; ihre Haare sind vor der linken Schulter zu Schweifen gebunden. Blanchefort und Agnes stehen bei dem Altar der Göttin. Auf diesem Altar liegen die beiden Kristalle des Baphomet, der männliche und der weibliche. Blanchefort spricht mit ruhiger Stimme, jetzt nun breche die neue Zeit an, jene Zeit, da die schwarze Farbe der Trauer gegen die Farbe des Morgenrots ausgetauscht werde, weil ein neues Zeitalter aufsteigt. Statt der blutroten Kreuze aber erhebe sich jetzt die silberne Lilie der Venus. Wenn alles vollendet sein werde, dann würden Weiß und Gold alles beherrschen, und die Frauen würden ihr Haar immer offen tragen. Heute werde der große Baphomet belebt werden durch die würdigste Frau; der Baphomet habe sich diese Braut selbst erwählt, der ihm innewohnende Geist seine Gattin aus ewigem Recht in ihr erkannt und sie sich durch die stille Ausstrahlung seiner Liebe zugeführt. Diese werde nun auch den Weg bereiten für die Ankunft der Göttin und für deren weise Herrschaft. Alle Anwesenden rufen aus: „Es sei!“ Agnes wendet sich jetzt dem Bildnis der Göttin und

damit dem Baphomet den Rücken zu. Sie tritt dicht an den Altar und steht nun auf einem aus Silberfäden gewobenen Tuch. Julietta tritt vor und kämmt Agnes mit einem großen verzierten Kamm symbolisch die Haare. Blanchefort verneigt sich vor ihr. Bald steht Agnes allein beim Altar der Göttin. Auf diesem liegen die beiden heiligen Kristalle. Mit jeder ihrer Hände berührt Agnes einen von ihnen. Dann hebt sie ihre Haare über die Schultern vor und dreht sich um, schaut nun den Baphomet an. Walther kommt jetzt, um ihr zu assistieren. Er reicht ihr den ersten Kristall. Diesen hält Agnes in die Enden ihrer Haare. Dann reicht er ihr den zweiten Kristall. Diesen hält sich Agnes zwischen den Brüsten in ihre Haare. Alle Anwesenden beginnen ein leises melodisches Summen, das schon bald wieder verstummt. Die beiden Kristalle beginnen zu leuchten, und ebenso Agnes´ Haare. Agnes nimmt nun die Belebung des großen Baphomet vor. Walther assistiert ihr dabei. Er reicht ihr die Kristalle an, hilft ihr auf die Stufen des runden siebenstufigen Sockels und wieder herunter. Wie danach alle im Kreise um den großen Baphomet versammelt stehen, entfährt dem Kristall auf dessen Doppelhaupt ein gleißender rötlich-violetter Strahl. Alle Anwesenden stoßen einen Jubelruf aus. Blanchefort sagt laut: „Die Zeit kommt!”. Und alle wiederholen es: Die Zeit kommt! - Agnes steht neben Walther und Blanchefort vor dem Altar. Das Licht des Baphomet strahlt sie an. Blanchefort und Julietta traten vor, dicht an den Baphomet heran. So stehen sie Agnes gegenüber. Julietta löst ihre Haare auf. Blanchefort, der dem Greisenalter nahe steht, verwandelt sich in einen jungen Mann, und Julietta die Frau in den Dreißigern, in eine gerade Zwanzigjährige. Alle Kleider fallen von ihnen ab, der Schimmer der Morgenröte hüllt sie ein. So umarmen sie sich wie ein Paar, das stehend den Liebesakt vollzieht und lösen sich dabei in zuerst rötliches und dann violettes Licht auf. Dieses Licht aber ballt sich zu einer neuen Gestalt - so, als gehe diese aus der Vereinigung der beiden anderen hervor. Es ist die Gestalt eines blonden Mannes von schöner Gestalt und mit einem edlen Gesicht, das aus Geschichtsbüchern nicht unbekannt ist: Der Kaiser Augustus. Das violette Licht wandelt sich in die Farbe der Morgenröte. Aus ihr nimmt des Kaisers Gestalt feste Form an. Von dem Bildnis der Göttin her beginnt ein sanften rosafarbenes Licht zu strahlen - das Licht der ewigen Morgenröte. Dieses Licht erfüllt zunehmend das ganze Gewölbe. Agnes und der Kaiser fassen sich bei den Händen. Zwei Frauen bereiten schweigend zwischen dem Altar der Göttin und dem Sockel des Baphomet ein Lager aus vielen purpurfarbenen Decken und Kissen. Alle anderen verlassen unterdessen still den Raum.

Das strenge und zugleich schöne Gesicht des Mannes, des ersten der unsterblichen Einherier, ähnelt dem männlichen Gesicht des Baphomet, denn auch dieses zeigt nun das Antlitz des Kaisers Octavian Augustus - wie das weibliche dem Gesicht des Baphomet Agnes gleicht.

Octavian, der erste der Einherier, spricht zu Agnes, und seine Stimme hat einen dunklen, wohltuenden Klang: „Vor undenkbarer Zeit schon kannten wir uns, von Ewigkeit her sind wir ein Paar. Du, Agnes, und ich, Octavian. Zu jenen wenigen zählen wir, die mehrere Wege durch das Irdische gehen - Du erstmals, ich zum anderen mal. Römischer Imperator bin ich gewesen, als Augustus, deutscher Kaiser und Diener der Göttin als geheimer Kontur. Jetzt erwartet mich ein neues Amt - gemeinsam mit Dir! Unsere liebende Göttin leitet uns gut, damit wir ein neues Geschlecht begründen, das dieser Welt Führer sein wird in einer neuen, lichtvollen Zeit.” Die beiden Frauen, die das Lager bereitet haben, entkleiden jetzt Agnes aus lachsroter Seide hauchdünnen Stoffen darunter. Jetzt ziehen sich auch die stummen Helferinnen aus dem Gewölbe zurück.

Ganz als Mann und Frau stehen Octavian und Agnes sich nun gegenüber. Agnes´ Augen leuchten und ihre Lippen glühen. Sie spürt die Kraft seines Geistes und sieht die Stärke des männlichen Körpers, der sich dem ihren nähert. Ein leises Beben durchläuft Agnes´ Leib, als berühre das Licht der Morgenröte zärtlich überall ihre Haut. Es spannen sich ihre Brüste, und ihre Arme heben sich um den Nacken des Kaisers, der mit einer Hand um ihre Taille greift und mit der anderen in die Flut ihrer Haare. So sinken sie auf das purpurne Lager nieder - zu einem werdend im Schimmer des ewigen Morgenrots, das die Göttin der Liebe sendet, das jetzt alles durchdringt, das nun alles umhüllt.

Ein neues Geschlecht wird geboren: Das Geschlecht der unsterblichen Lenker eine kommenden Zeitalters.

Das Beleben der „Figura“ des großen Baphomet.

Die Figur

Diese ist so vorzubereiten, daß ohne Umstände sowohl der Sockel wie auch das Doppelhaupt erreicht werden kann. Die Höhe der Figur ist 127 cm, vom Scheitel des Doppelhaupts bis zum Sockelbeginn. Auf dieser ganzen Länge, durch Doppelhaupt, Frauenzopf und auseinandergehendes Zopfende, verläuft auch die vertikale runde Bohrung mit einem Durchmesser von 0,6 cm. Auf der Mitte des Doppelhaupts befindet sich eine vierkantige, nach unten konisch zulaufende Vertiefung; die Tiefe beträgt 7,3 cm, die Kantenbreite oben 5,2 cm. Dies ist die Einlassung für den oberen Stein/ Kristall, den weiblichen „Ilua“, dessen untere Spitze dann in den Anfang der Bohrung reicht, während die obere Spitze zum Himmel hin ausgerichtet ist. Der untere Stein/ Kristall, der männliche „Garil“, liegtunten flach und berührt den unteren Bohrungseinlaß. Über den Sockel sind keine exakten Beschreibungen vorhanden. Er ist halbkugelförmig und unten auf einem abermaligen achtkantigenSockel befestigt. Über den oberen, halbkugelförmigen Teil des Sockels breitet sich das offene Zopfende aus. In diesem Sockel befindet sich eine Schublade.

Die Braut

Sie soll eine schöne, würdige Frau in einem Alter zwischen 17 und 27 Jahren sein. Sie braucht besonders dichte, füllige und dabei möglichst glatte Haare von mehr als 80 cm Länge. Für den Akt der Belebung der Figur müssen diese genau 3 mag. Ellen plus eine Fingerbreite haben, das heißt eine Länge von ca. 79 cm, gemessen vom Ende des Mittelscheitels am Hinterkopf bis zu den Spitzen; die Länge muß völlig gleichmäßig sein. Auf dieses Maß werden sie am Anfang des Vorgangs rituell geschnitten. Da sie keinen einzigen Millimeter kürzer als 79 cm geraten dürfen, damit die Figur belebt werden kann, wohl aber ein wenig länger sein können, ist ein Sicherheitsmaß von ca. 80 bis 81 cm vorgesehen, mehr jedoch nicht. Die abfallenden Spitzen werden sodann in den Sockel gelegt; es genügt, wenn diese 3 cm messen, falls es mehr ist, kommt alles hinein. Sodann wird die Braut gekrönt. Die Krone hat die Form eines Diadems, welches aus goldenen Lorbeerblättern in Größe ca.

1:2 besteht, die auf einem silbernen Reifen angebracht sind. Der Reifen entspricht einem Haarreifen, der auf den Kopf gesteckt wird und an beiden Seiten vor die Ohren reicht, wo das Silbergeschmeide breiter wird und somit festen Halt gewährleistet. Oben hat der Silberreifen zwei halbrunde, nach hinten gerichtete Ansätze, welche rechts und links des Mittelscheitels in die Haare geschoben werden.

 

Die Belebung

Dann werden der Braut die Haare in zwei gleichen Hälften vor die Schultern gehoben und nochmals glattgekämmt. Zuerst wird ihr jetzt der untere, der männliche Stein/ Kristall angereicht. Diesen schiebt sie, hochkant, in die Enden ihrer Haare, und zwar so, daß er völlig in diesen verschwindet. So hält sie ihn mit der linken Hand fest. Dann wird ihr der obere, der weibliche Stein/ Kristall angereicht. Diesen schiebt sie zwischen ihren Brüsten senkrecht in die Haare, so daß auch dieser völlig von ihnen umhüllt ist. So hält sie diesen mit der rechten Hand fest. In dieser Weise verharrt die Braut, bis die Schwingungen voll fließen, was einige Minuten dauern wird. Dann beginnt von ihrem Scheitel und auch von den Haarenden her ein Leuchten in hellroter Farbe. Wenige Augenblicke darauf erfaßt ein rötliches, leicht ins Violette gehendes, Leuchten ihre gesamten Haare (diese sind fortan, wie sie überhaupt, unverletzlich).Bald nimmt das rötliche Leuchten an Scheitel und Haarenden der Braut eine violette Farbe an. Dieses Leuchten umhüllt dann die ganze Braut für einige Augenblicke und zieht dann unten durch die Haarenden nach innen, ehe es aufhört. Jetzt werden die beiden Steine/ Kristalle an ihre Plätze in der Figur gegeben. Nach wenigen Augenblicken beginnt der sichtbare obere Teil des oberen Steins/ Kristalls auf dem Doppelhaupt zu leuchten, gleich darauf sendet er den affinen Ilu-Strahl aus.

Das mythisch/ magische System

Die höchste Gottheit sind die Kräfte Männlich und Weiblich, das weibliche Ilu und das männliche Ilu. In ihrer Berührung werden beide zu den Iluhe, der namenlosen Allschöpferkraft. Einen einzigen Gott, wie nach biblischer Vorstellung, gibt es demnach nicht. Unter den Iluhe gibt es jedoch viele mächtige

Wesen des Jenseits; lichte, die unsere Ahnen die Götter nannten, und finstere Dämonen. Außerdem gibt es zahllose andere Wesen des Jenseits, die mitunter auch mehr oder weniger Einfluß auf die Erdenwelt nehmen. Diese diesseitige Welt ist nicht die „wahre Welt“ - denn die liegt im Jenseits -, sondern quasi ein Provisorium, das wir, die wir alle kleine gefallene Engel sind, zu unserer ersten Wiederverkörperung brauchen. Nach dem Sterben verkörpern wir uns dann in jenseitigen Welten wieder. Der Astralkörper, unser ewiger innerer Leib, bleibt dabei stets das Muster für unsere Form. Die Unterschiede zwischen Männlich und Weiblich sind ganz grundlegender Natur. Mann und Frau sind von verschiedenartigen Gottkräften erfüllt, eben entweder vom männlichen Ilu oder vom weiblichen Ilu.

Die bedeutsamste Gottheit unter den Iluhe ist die Göttin der Liebe (Venus, Aphrodite, Ischtar, Freyja, Aramati etc.), denn allein durch ihre Mittlung können die beiden Iluelemente zusammenkommen und schöpferisch werden (daher rühren auch die sexualmagischen Komponenten).

Die Wiener Baphomet-Darstellung, die schon im alten Mesopotamien ihre Vorbilder hat, soll all dies versinnbildlichen. Zugleich ist sie eine magische Anlage. Aufgrund ganz bestimmter Abmessungen und Proportionen, sollen zwei mit Ilu-Schwingungen aufgeladene Kristalle in ihr belebt werden. Auch der Schliff der Kristalle spiet dabei eine Rolle, der eine ist für die weiblichen Schwingungen geeignet und der andere für die männlichen. Die belebende Verbindung zwischen diesen beiden kann allein von einer jungen Frau durch deren lange Haare geschaffen werden; diese Frau übernimmt dabei gewissermaßen die Funktion der Göttin. Da der weibliche Astralkörper (im Gegensatz zum männlichen) auf großer Länge die Haare umfaßt, wirken diese wie „Antennen“ in das Reich der Göttin. Der Planet Venus, der Stern der Liebesgöttin, ist die Schwingungsschleuse zum lichten Jenseits. Der Begriff Einherier stammt aus dem Germanischen, die Mythe um die Welt der ewigen Morgenröte hingegen aus Rom. Kaiser Augustus, der ihr anhing und auch in dieser Geschichte wichtig ist, hatte eine Geliebte halb germanischer Herkunft. Durch diese dürfte jener germanische Begriff nach Rom eingewandert sein. Die Mythe besagt, daß es in ganz bestimmten Fällen zu Verkörperungen von Halbgöttern auf Erden kommen kann, wie auch zur Wiedergeburt bedeutender Persönlichkeiten. Dazu bedarf es mehrerer magischer Vorgänge, die immer in einer Verbindung von Mann und Frau gipfeln ­in der Vereinigung der Iluhe im Licht der ewigen Morgenröte, den Strahlen der alles bewirkenden Liebesgöttin.

Von dergleichen spricht diese Geschichte:

Die Braut des Baphomet.

Anhang 2

Isais‘ Höllenreise (Das Original)

Vorwort

Einigen Leserinnen und Lesern wird ein kleiner Zehn - Seiten - Text unter dem Titel „Isais‘ Höllenreise“ bekannt sein. Jener Text ist nicht das Original, sondern lediglich eine knappe Zusammenfassung ­lückenhaft und leider voller Übertragungsfehler und sogar Fälschungen! Das Original, der Gesamttext, ist umfangreich und in vielerlei Hinsicht kompliziert. Verschiedene Mythenwelten treffen aufeinander. Babylonisch/ Assyrisches und Germanisch/ Römisches werden zu einer durchaus homogen erscheinenden Einheit. Wieso es zu dieser Vereinigung kam, oder ob es vielleicht sogar eine frühgeschichtliche Deckungsgleichheit gibt, ist bislang nicht feststellbar; die dementsprechenden Überlegungen und vergleichenden Untersuchungen würden im übrigen ein eigenes Buch füllen, es müßte an dieser Stelle

zu weit führen, die verschiedenen Theorien und Möglichkeiten zu erörtern.

Über Isais ist bisher viel Falsches und wenig Richtiges veröffentlicht worden. Es besteht die Bemühung, interessierten Leserinnen und Lesern die richtigen Texte und Bilder zugänglich zu machen. Das erfordert Mühe, und gewissenhafte Arbeit kostet Zeit. Deshalb sind hier zunächst nur die ersten Kapitel des Originals von „Isais‘ Höllenreise“ zu lesen. Das komplette Werk soll so bald wie möglich fertiggestellt werden. Inzwischen mögen dieser ersten Blätter Freude bereiten.

August 1998

1.1 Dies ist die Geschichte von Isais, der holden, welche tapfer dem Fürsten der Finsternis trotze, in sein Höllenreich schlich und entwand ihm unendlich kostbare Beute.

1.2 Vor langen Zeiten ist dies geschehen, fern allem Erinnern der Menschen, zumal es sich zutrug nicht in der Menschen Welt. Und doch schulden Isais Dank dafür die Menschen, denn um derer willen vollbracht‘ sie ihre Tat und ihrer gedachte sie noch weiter in späterer Zeit.

1.                  So berichten diese Lieder von Isais‘ Taten, von ihrem Mut und von ihrem Witz; aber auch von ihrer lieblichen Schönheit. Was einst in fernen Welten des Jenseits geschehen und ebenso was nachher geschah in der Menschen Welt und noch kommen mag durch Isais‘ Handeln, von alledem gibt hier nun Kunde ein ihr getreuer Ritter, so wie er’s durch Geisterbotschaft erfuhr.

2.                  Zu wissen ist euch erst, damit ihr’s versteht, was der Götterwelt wichtig: Zwei magische Steine sind’s, köstlich geschliffen, welche Kräfte haben in besonderer Weise. Garil (1) heißt der eine, seine Kraft ist die Schwingung von männlicher Art; Ilua der andre, dessen Schwingungsart ist weiblich. Vom Licht der Iluischen Mächte lebt da in beiden, gemeinsam bloß können sie wirken.

 

2.2 Zwar bedarf die Götterwelt selbst dieser Steine nicht, denn die Kräfte Ilu sind ja fest in den Göttinnen und in den Göttern. Doch für der Erdenwelt Zeitalterbestimmung tut’s Not, beide Steine recht zu verwenden. In falsche Hand dürfen sie niemals gelangen, weil ihr Sinn sonst verdorben wär‘. Garil (1) und Ilua bedeuten die Macht, das Schicksal der Menschen auf Erden zu lenken.

2.3 Wenn da im Irdischen neues Licht wird gebraucht, dann senden die Göttinnen und die Götter Ilua und Garil mit Boten zur Erde. Auf gar geheimnisvolle Weise wird ihr Licht dort entfacht. Und immer sind es erwählte Getreue, welche auf Erden die Gottheit in Andacht verehren, denen das Amt wird zuteil. Zu solchen kommen die göttlichen Boden, überbringen die herrlichen Steine und dazu gute Weisung.

2.4 In alten Tagen führte der Steine Licht Kenhir,(2) den König von Thule, dann Sar-Kyan,(3) den König von Babylon, dann Elissa,(4) Karthagos Königin, dann den zweiten Sak-Kyan von Assyrien,(5) dann den Babylonierkönig Nabukadarsur,(6) dann Octavian,(7) Roms weisen Herrscher, dann aber bislang keinen mehr; Augustus jedoch wird wiederkehren als Diener der Göttin und römisch-deutscher Kaiser in neuer Zeit.

2.5 Gingen die Steine verloren, oder einer von beiden, verfiele die Erde in tiefe Finsternis, ohne Hoffnung auf Rettung. Denn beide Steine gemeinsam erst zeugen den lichten Strahl, der hinauf bis zu Ilum (8) dringt, jener unsichtbaren  zweiten Sonne, welche von Jenseits zu Diesseits das göttliche Licht läßt hernieder.

1) Gral 2) Sagenhafter König eines altnordischen Reichs. 3) Sargon I 4) Dido 5) Sargon II 6) Nebukadnezar 7) Augustus 8) die magische (schwarze) Sonne.

1.                  Darum sind so wichtig jene zwei heiligen Steine. Aus dem höchsten Licht Ils (1) und der Iluhe (2) gegeben, den Göttern und Göttinnen anvertraut, die strahlend in Walhall(3) thronen, damit sie zuzeiten der Menschen gedenken und ihnen gegen die Finsternis beistehen. - Um dies ist es zutun.

2.                  Als weiland die strahlenden Göttinnen und die heiteren Götter in Walhall wieder ein fröhliches Fest hatten gefeiert und ungetrübten Sinns sich in Freude ergingen, an Schlimmes nicht denkend, da schlichen Abgesandte des finstren Schaddain,(4) des höllischen Fürsten der eiskalten Schatten, unbemerkt bis zur Mitte Walhalls, um zu stehlen die magischen Steine. Alle beide zu fassen, gelang ihnen nicht, Ilua (5) jedoch, der zu oberst gelegen und am wertvollsten war in der Kammer der heiligen Schätze, griffen die Sendlinge Schaddains und trugen ihn fort in die grause Höll.

 

3.2 Dort nahm der Schaddain viele schwere Gewichte und versuchte, den göttlichen Stein zu zertrümmern. Da solches sich als ganz unmöglich erwies, verbarg der Finsterling den magischen Stein nächst seinen Thrones im schrecklichen Höllenpalast, um selber ihn zu bewachen, gedacht zu beenden die heilende Wirkung, für alle Zeiten das göttliche Licht zu entziehen den Menschen.

3.3 Zugleich ließ, durch finstere Geister und Menschen finsteren Wesens, Schaddain sich auf Erden den Menschen vermitteln als ob ein Gott er wäre und behauptete gar, er wäre einzige.(6) Er ließ ihnen drohen mit den Feuern seiner Hölle, und zahlreiche Menschen beugten sich ihm, brachten ihm blutige Opfer dar(7) und furchterfüllte Gebete.

3.4 Schlimm wirkte alles dies sich allmählich aus für die Menschen der Erde. Einen Gott glaubten sie zu verehren, und doch war es der oberste Teufel. Unter solchem Gift sank das römische Reiche,

einstmals stolze Menschen zwangen sich selbst auf die Knie, und bevor das finstre Äon wird zu Ende sein, säuft Schaddain noch viel Blut und Sellenblut (8) von etlichen Menschen.

1) Die höchste, quasi halb-persönliche Gottheit.

2) Die höchsten göttlichen Kräfte, Männlich und Weiblich.

3) „Wahl-Halle“, der selbstgewählte Raum; sinngemäß wie Mittelreich in Ilu Ischtar u. Karthager-Buch.

4) El Schaddai/ Jahwe, der „Teufel“.

5) Der magische Stein mit dem des weiblichen göttlichen Licht, Gegenstück zu männlichen Garil.

6) siehe Bibel.

7) siehe Bibel/ A.T.

8) Dies bezieht sich auf das astrale Licht aus den Astralkörpern der Menschen, besonders wenn Frauenhaare    geschnitten werden, wobei es entströmt, was daher nicht geschehen soll.

 

3.5 Weil aber die heldische Tat ward vollbracht, von der diese Lieder singen, wird siegen schließlich die neue Zeit, kehrt Cäsars Reich wieder - und die Göttin wird herrschen. Von der großen Tat gilt es nun zu sprechen, von Isais‘ Reise in die Mitte der Höll und wie sie hat wiedergewonnen den heiligen Stein, um ihn den Menschen zu bringen.

 

4.1 Als entdeckt worden war in Walhall der Verlust des heiligen Steines Ilua und all dort erkannt, was geschehen, da hub ein lautes Klagen an in der Göttinnen und Götter Gefilde, weil das kostbare Kleinod vom argen Feinde ward geraubt. Und keiner wußte, was zu tun, um es zurück zu beschaffen.

 

4.2 Istara (1) schließlich, deren Geist von allen Göttinnen und Göttern am größten und stärksten - sie steht ja am nächsten bei Il und den Iluhe, - sprach in der hohen Versammlung, welche da tagte: Von den Göttern und Göttinnen niemand kann hinein in des Feindes grausen höllischen Pfuhl, weil dort Finsternis auffrißt einjedes Licht. Eine Dämonin aber, eine lichten Wesens, uns Göttern verbunden, vollbrächte es wohl. Eine bestimmte ist’s, an die ich dabei denke, Isais, die Schöne aus Kuthagracht (2) Diese wollen wir fragen, ob sie womöglich willens sei, den kühnen Ritt zu wagen. Darauf sprach Wodin,(3) sich von seinem Sitze erhebend Wahrhaftig, wollte Isais dies unternehmen, so wollten wir sie zum Danke zur Göttin erheben, zu einer der unsrigen, daheim in Walhall.

4.3 So wurde also beschlossen, Isais zu fragen, ihr anzutragen, das Werk zu vollbringen. Zum Preise böte Istara ihr an ihren einzigen Zauberspiegel, mit dem der Blick durchstreift sämtliche Weltenheiten und überschaut alle Zeiten; und Wodin wollte dazu ihr geben seines Speeres Spitze, als alle Räume und Zeiten durchdringenden Dolch. Außerdem sollte Isais auf immer Gastrecht in Wallhall erhalten, und mehr, gar zur vollkommenen Göttin erhoben sein.

4.4 Also ward es beschlossen, also begonnen. Nach Kuthagracht hin sandte nun Wodin seine Gedanken aus, geflügelt in zweier Raben Gestalt, wohlbekannt in allen Weltenheiten des Jenseits. Schnell sollte Isais die Botschaft empfangen, wohl zu folgen der Götter bittendem Ruf.

1) Ischtar/ Eostar/ Freyja/ Venus/ Aphrodite/ Aschera, Aramati etc.; die Liebesgöttin.

2) Das Dämonenreich (auch Kuthärach).

3) Odin/ Wotan/ Marduk/ Jupiter/ Zeus/ Indra. Die Verwandtschaft oder sogar Identitzität dieser Götter kann als

sicher     gelten. In Mesopotamien war auch die Anrede des höchsten Gottes mit dem Namen ‚Bel‘ häufig. Die Assyrer      setzten diesen mit ihrem Hauptgott ‚Assur‘ gleich. In einer Verbindung zu diesem dürfte eine der frühesten Isais(Isait)-Mythen stehen.

5.1 Isais, die Maid, war ganz eigenen Wesens. Daheim wohl in Kuthagracht, fern gelegen in Grünlands (1) Weiten, und doch stets dem Götterlicht zugetan, wohl fähig, die erbetene Tat zu vollbringen. Und wie Wodins Gedanken zu ihr hin flogen, nahm Isais sie sogleich wahr. Diese sprachen vorerst nicht mehr,

als sie möge sich eilends nach Walhall begeben.

5.2 Bald bestieg Isais ihr leuchtendes Flügelroß, Widar mit Namen, rief herbei ihre beiden schneeweißen Panther, Ohm und Olah genannt, und begab sich auf den hurtigen Weg, mit lang wehenden Haaren und weit flatternden Röcken.

5.3 Von weitem schon sah man in Walhall sie kommen, es freuten sich sehr alle Göttinnen und alle Götter, denn Hilfe versprach ja die tapfere Maid, die schöne und kluge aus Kuthagracht. Ganz besonders ward der Empfang ihr bereitet, Labung geboten und freundliche Worte, bis Isais endlich die Frage erhob, was es mit der Eile wohl auf sich habe, die Wodins Botschaft verkündet‘.

5.4 Daraufhin ergriff Istara das Wort und führte die folgende Rede: Arges ist Walhall nun widerfahren, und Du, Isais, kannst retten, was dringend zu retten ist. Ilua, der lila schimmernde heilige Stein, in welchem iluisches Licht ist gebannt, wurde von Knechten des finsteren Feindes geraubt und in Schaddains Höllwelt entführt. Jetzt tut es Not, den hohen Stein zu bergen, doch der Weg dorthin ist allen Göttern versperrt, keiner von uns könnt‘ hinein in die Höll. Du aber, stammend auch Kuthagracht, vermöchtest dies wohlzu meistern.

5.5 Isais hatte dem zugehört und entgegnete nun mit folgenden Worten: Du, Istara, weißt doch genau, daß die Höllwelt das Wesen des Weiblichen haßt. So wenn ich den Mut auch hätte, bliebe der Gang doch unmöglich.

5.6 Doch Istara hielt Antwort bereit, wußte dies zu erwidern: Wohl ist wahr was Du sagst. Jedoch gibt es ein Mittel, durch das Du die Wege Dir ebnest: Nimm an für den Ritt eine Knabentracht. Eine Kapuze benutze, sie beschatte Dein Antlitz. Du bist zierlich beschaffen, fast für ein Kind mag man Dich halten, warum also nicht für einen niedlichen Knaben, so Du Dich danach bewegst.

5.7 Isais aber gab darauf zurück: Es wird dennoch nicht gehen, denn sieh‘ meine schöne Lockenfülle. Bis zu den Füßen reicht mir mein Haar und berührt sogar noch den Boden. Keine Kapuze reichte aus, meine Haare darin zu verstecken, an Länge wie Dicke stehen sie den Haaren einer Göttin nicht nach. Würde ich sie mir auch zu vielen Zöpfen flechten und feste zusammenschnüren, bliebe die Menge dennoch so viel, daß ich mich als Knabe nicht zu tarnen vermöchte.

1) Der Jenseitskosmos, beziehungsweise eine alle jenseitigen Welten und auch den diesseitigen Kosmos    umspannende Generalschwingungssphäre, in die sich alle Wesen bewegen können.

5.8 Nachdenklich senkte Istara den Kopf und streichelte Isais prachtvolle Haare. Dann sprach sie erneut: Wahr ist, was Du sagst, und Frauenhaare sind heilig. Schönheit und Reichtum an Lichtkraft sind sie, und Du, Isais, bist darin besonders beglückt. Sünde wär’s, von Deinen Haaren ein Stück zu schneiden. Darum wird Dich keiner ersuchen.

5.9 Da mengte sich aber Sifra (1) ein und sprach mit erhobener Stimme die Worte: Soll Iluas Glanz in der Höllenwelt bleiben, weil Isais an ihrer Haarpracht kein Opfer mag bringen? Es würde genügen, nur ein Stück abzuschneiden, vielleicht gar nicht einmal allzu viel, auf das Isais sich wohl tarnen könnte und das Werk doch noch vollbringen.

5.10 Wodin sprach streng: Isais‘ Haare sind heilig, wie es Istara gesagt. Keiner dränge sie zu falschem Opfer. Es muß andren Weg geben, zu erfüllen den Zweck. Darüber solltet ihr denken!

5.11 Und es dachten und grübelten die Göttinnen und die Götter keine Lösung aber erfindend, bis Sifra zu Isais dann sprach: Was wäre, Isais, brächtest Du das Opfer, und gleich nach dem Werk bekämest Du doppelt zurück, so du möchtest auch dreifach, was Du jetzt müßtest lassen? Istara und Wodin haben die Macht, Dir dies und noch andres zu schnelle geben! Bedenke, wie wertvoll Ilua ist, der geraubte Stein voll göttlichen Lichts.

5.12 Da betrachtete Isais nachsinnend ihrer Locken Fülle und sprach: Last zumindest uns prüfen, wie viel zu opfern vonnöten denn wäre. Und es hantierten sie mit Isais‘ Haaren, um zu prüfen, wie viel sich würde verstecken lassen, wie viel aber nicht könnte bleiben. Endlich gab Sifra die schmerzliche Antwort: Bis unter Deinen Gürtel, aber nicht mehr als bis zur Hüften, würd‘ von den wallenden Locken Dir bleiben, die göttinnengleich lange Haarespracht bis zum Boden indes, müßte in Mengen doch fallen unter scharf schneidenden Klingen. Hier reiche ich Dir einen goldenen Kamm, prüfe noch einmal Du selbst ganz allein.

5.13 Während sinnend Isais die Haare sich kämmte, sprach sie in lauten Gedanken: Die schönen Menschenfrauen der Erdenwelt haben der Haaresläng‘ mehr als bis an die Hüfte. In vollgültiger Hüftläng‘ will auch ich meine Locken ganz sicher behalten. Was darüber hinaus hängt, mag herabfallen unter schrecklicher Schneide. Ein größeres Opfer indes kann ich nicht erbringen.

1) unbekannt, möglicherweise handelt es sich um eine der zahlreichen Götterbotinnen aus der mesopotamischen     Mythen- und Sagenwelt. Eine etwaige Gleichstellung mit der Sif der Edda erscheint höchst fraglich.

5.14 Da kam Istara heran und sprach zu Isais die Worte: Zu diesem Opfer drängen die Götter Dich nicht. Wohl aber sind sie Dir dankbar dafür. Das halbe Längenmaß, welches dir beinahe verbleibt, wird sich genügend verbergen lassen. Sehr bald dann erhältst Du ja wieder die ganze schöne vollkommene Länge. Außerdem schenke zum Danke ich Dir und als nützliches Werkzeug für Deinen Weg meinen wundersamen magischen Spiegel, der selbst mir heilig ist. Ich will ich sogleich für Dich holen. Von nun an gehöre und diene er Dir!

5.15 Wodin trat nun gleichfalls heran, und er sprach die bedrückten Worte: Mich schmerzt, Isais, Dein Opfer, will’s drum auch nicht mit ansehen müssen. Doch um Iluas willen soll’s halt geschehen. Der Schaden ist bald wieder vollständig gut. Und zum Danke, wie auch als wirksame Waffe, vermache ich Dir meines Speeres Spitze, die mir selbst heilig ist. Zu einem niedlichen Dolch forme ich sie Dir um, tue es sogleich und mit eigener Hand!

5.16 Sifra brachte eine silberne Schere und sprach zu Isais die Worte: Wende mir jetzt den Rücken zu, damit ich mit geschickter Hand von Deiner Locken Pracht ein Stück ab kann schneiden. Fürchte dabei aber nichts, die scharfe Schere packt gewißlich nicht mehr, als Du hast zugestimmt. Mit Schaudern dreht‘ sich Isais um und fühlte bald unter Tränen mit Schmerzen, wie die scharfen Klingen in Ihren Haaren knirschten und mühsam die füllige Lockenmenge durchtrennte bei ihren Hüften. Bald bedeckte den Boden viel prächtigen Locken, die reichlich unter der Schneide waren gefallen.

5.17 Hernach kämmte Isais mit goldenem Kamm, ihr bis zur Hüfte geschnittenes Haar, welches für eine irdische Frau noch recht schön wär‘ gewesen, einer Göttlichen jedoch sicher bei weitem zu wenig.(1) Istara und Wodin kehrten nun wieder, bereithaltend die versproch‘nen Geschenke, indessen Sifra suchte passende Kleidung für Isais kommenden Ritt. Isais aber sprach zu den Göttern die Worte: Arge Last hab ich für Euch auf mich genommen, verloren fünf Ellen von meinen Haaren, an denen ich hing. Eure Geschenke behaltet getrost, ich mag sie nicht mehr haben. Die verlorenen Ellen aber sollt ihr verwahren, als Andenken hole ich später sie mir.

5.18 Darauf sprach Wodin, die Scham nicht verhehlend: Dein Opfer, Isais, bekümmert uns wohl, verkenne nicht, wie es ganz Walhall schmerzt. Doch schon bald wird ja Deiner Locken Länge Dir in vollem Ausmaße wieder zuteil. Anders steht’s da um meinen heiligen Speer. Seine Spitze entbehr‘ ich nun mehr für immer und schenke sie Dir von Herzen gern. Mit eigener Hand brach ich sie vom Schaft und schuf aus ihr für Dich diesen Dolch, zierlich der Frauenhand angemessen. Keine bessere Waffe, nächst meinem heiligen Schwert, kennen sämtlicheWeltenheiten. Ihr Stoß durchdringt jedes Feindes Panzer und nie geht er fehl. Überdies mehr dient Dir die hehre Waffe, von einer in die andre Welt zu gelangen und von einer in die andere Zeit. Der Besitz dieses Dolches erhebt Dich zur Göttin. Nimm an dies Geschenk, allein Dir ist es zugedacht. Und Wodin legte den Dolch aus seines Speeres Spitze auf Isais‘ gefallene Lockenstücke.

1) Alle Frauenwesen - auch die Frauen der Menschen - besitzen mit ihrem ewigen ‚Himmlischen Leib‘ (auf Erden  der Astralkörper) sehr lange Haare (im Gegensatz zu Männern); diese sind im Jenseits unverwundbar. Insofern

    widerspricht diese Dichtung den alten Mythen, nach denen weibliches Haar außerhalb der irdischen Welt in     keinem Falle geschnitten werden kann.

5.19 Nun kam Istara heran, ihren Spiegel tragend, und sprach: Höre, Isais, was ich Dir sage zu diesem meinem Geschenke für Dich. Der magische Spiegel verleiht Dir die Macht, alles zu schauen in allen Welten und zu allen Zeiten. Nichts wird Dir fortan mehr verborgen

sein, sogar die Gedanken der Götter spiegeln sich wider in diesem kostbaren Glas. Was der Menschen Geschicke anbetrifft, um deretwillen Ilua Du heimholen sollst, so zeigt der Spiegel Dir zu jederZeit deren Vergangenheit, Augenblick und zukünftig‘ Schicksal. Durch den Besitz dieses magischen Heiligtums, bist Du abermals zu einer Göttin erhoben. Und Istara legte den handlichen Spiegel auf Isais‘ gefallene Lockenstücke.

5.20 Durch solches Tun der heiligen Götter, fühlte sich Isais gerührt und sprach zu Istara und Wodin die Worte: Zwar schmerzen mich die Wunden, die ich empfangen habe durch Scherenschnitte, doch sprecht Ihr wahr, dieser Schaden wird wieder geheilt. Eure Geschenke indes soll’n auf immer mir bleiben. So will ich’s nicht haben. Um Ilua wiederzugewinnen benutz‘ ich sie gern und behalte auch Spiegel und Speer, bis Ilua und Garil ihr Werk haben vollbracht für die hoffende Menschenwelt. Dann aber sollen die Kostbarkeiten Euch wieder werden, ich aber kehre heim in meinen Palast an Kuthagrachts fernen Ge-staden. Es soll kein Wesen versuch zu sein, was es von Anfang nicht ist; und mein Zuhause heißt nicht Walhall, mag Euer Anerbieten mich auch noch so hoch ehren.

5.21 Darauf erhob Wodin seine Rechte zum Gruß und sprach mit kräftiger Stimme: Wann immer Du willst, magst willkommen Du sein, Isais, freundliche Maid, in Walhalls Raum. Mein guter Wunsch begleite Dich nun. Und Istara sprach: Auch mein Gruß sei Dir, und es begleiten Dich meine Gedanken.

5.22 Als nächstes Sifra brachte Knabenkleider, und Isais legte diese auch an: Grünes Wams mit breitem Gürtel, gülden verziert, grüne Strümpfe dazu und zierliche Stiefel. An den Kragen des Wamses knüpfte Sifra  sodann eine tiefe grüne Kapuze. In dieser verstaute sie behende Isaiens quellende Locken, welche nun drei Ellen  noch maßen.

5.23 Wie dies alles geschehen, entnahm ihrem Gürtel Sifra einen niedlichen Kieselstein und reicht‘ ihn Isais mit folgenden Worten: Nur dieses kleine Geschenk kann ich zum Dank Dir vermachen. Gar unscheinbar wirkt es, schaust Du es an. Es ist aber doch ein magischer Stein, der Kräfte zu bannen vermag und Licht spendet wo immer Du willst. Möge vielleicht er Dir nützlich sein.

 

5.24 So mit allem gerüstet, brach Isais auf. Es staunten Widar, Olah und Ohm, ihre Herrin gar so verwandelt zu sehen, und Widar wollte anfänglich sich weigern, sie in den Sattel zu lassen. Endlich erkanntedas Flügelroß doch, daß nichts Fremdes da war. Aber alle, Widar, Olah und Ohm, weinten ob der Veränderung und es ließen die Tränen erst nach, als Isais ihnen auf Ehre versprach, bald wieder ganz wie einst und zu sein.

 

6.1 Wie Isais auf Kuthagrachts Zinnen mit Widar ging nieder, auf der prächtigen Mauer aus blaugrünem Kristall, da trat ihr gleich Malok entgegen, der kühne Recke mit dem Haupt eines Stiers und mit Flügeln wie jenen des Adlers. Malok, der Isais stets in Stille liebte, schwollen die Augen in glühender Wut, und der fragte die angekommene Maid mit bitterlich dröhnender Stimme: Wer hat Dich, Isais, so zugerichtet, Dir diese Schande angetan? Von Deines Hauptes Haaren fehlt die Hälfte der Länge, bis zum Boden waren sie wallend, reichen jetzt nur noch an Deine Hüften. Auch Deine wehenden Kleider seh‘ ich nicht mehr. Vernichtung durch alle Ewigkeit will ich den Schuldigen schwören. Zugleich will ich Lamaschuta (1) bewegen, Dir das Verlor’ne unverzüglich erneut zu erstatten!

 

6.2 Da stieg Isais herab von dem Flügelroß, trat zu Malok und legt‘ ihre zarte Hand an die schwellende Schulter des Recken; so gab sie ihm auf seine zornige Rede beruhigend Entgegnung: Auch mich quält, was Du an mir siehst. Doch es ist nur für kurze Zeit und tut Not, daß ich eine Tat vollbringen, die Wallhall erbat, um zu erretten die Erde der Menschen.

6.3 Malok erwiderte ihr in entrüstetem Ton: Was berührt Dich der Menschen Geschlecht und was machst Du Dir Walhalls Sorgen zueigen? Deine Heimat ist Kuthagracht, das stolze, das keinem Gott sich je beugte und sich um Menschengeschicke nicht kümmert. Schämst Du Dich etwa Deines Stamms, der Abkunft von weisen Dämonen (2), daß Du den Göttern willfährst? Diese fürchten uns - nicht fürchten wir sie!

6.4 Isais gab dem Recken zur Antwort: Malok, mein Guter, nie werde ich meines Stammes mich schämen noch demütig vor wem auch immer mich beugen, das ist es nicht! Den gemeinsamen Feind gilt es, zu bekämpfen: Schaddain, den finsteren Fürsten der Schatten. Gegen ihn will ich ausziehen, da hab ich ein Amt im Namen Walhalls übernommen. So Du willst, stehe mir bei in dem schwierigen Streite.

1) Vermutlich babylonische Ellen (à 26,5 cm), d.h. ca. 80 Zentimeter. 2) Lamaschtu/  Lamaschut, die Königin des Dämonenreichs.

6.5 Ohne Zögern sprach Malok sogleich:

In jedem Kampf steh‘ ich wacker Dir bei, Isais, das sei gewiß. Den Willen der Götter aber will ich nicht tun noch mich um der Menschenwelt willen plagen. Und auch Du wirst nicht tun, was Lamaschuta und Paschuzu (1) nicht wollen. Vor diese tritt also zuerst hin, laß uns hören, was unsre Obersten sagen.

6.6 Dem stimmte Isais auch sogleich zu. Gemeinsam mit Malok schritt sie in die Stadt, von befremdeten Blicken der Bewohner gemustert, und endlich hinein in den Königspalast, bis hin vor den prangen den Herrscherthron. Wie Paschuzu die Kommenden aber sah, da wandte er sein Angesicht ab und sprach mit bebender Stimme: Isais! Tochter aus Kuthagracht! Wer tat die Schande Dir an, Dir des Haupthaares prächtige Länge zu kürzen und fortzunehmen die Frauengewänder? Sprich schnell, gegen wen muß Kuthagrachts Heer gleich sich wenden, um den argen Frevel zu rächen? - Und Lamaschuta erhob sich entsetzt von dem Thron, um zu rufen: Isais! Tochter aus Kuthagracht! Sprich, welchen Feind unsre Heere sollen strafen? Malok seh‘ ich schon an Deiner Seite, er wird führen einen vortrefflichen Krieg!

6.7 Isais aber sagte darauf die Worte: Mein König und meine Königin! Kein arger Feind hat mich so gequält. Um des Streits wider Schaddain brachte ich jenes Opfer, das Walhalls Götter erbaten im gedenken des Menschengeschicks. Denn Schaddain vermocht‘ zu rauben Ilua, den magischen lila Stein.Ich nahm an das Amt, ihn zurück zu gewinnen.

6.8 Wortlos im Zorn verließ der König den Saal, und die Königin sprach in verhaltenem Grimm: Solches Amt kann nicht sein derer von Kuthagracht! Was Du tatest war falsch, was Du tun willst, ist fehl!

6.9 Indes Isais erwidert‘ der Königin: Schaddain ist Feind uns allen gemeinsam. Soll‘n wir ihn so viel gewinnen lassen, wie er gewönne durch jenen magischen Stein? Ist’s nicht besser, den Finsterling zu bekämpfen, ihm zu entwinden, was er aus Walhall geraubt? Mein Opfer war schmerzlich, doch wird bald wieder gut der an mir entstandene Schaden. Wir haben ja Macht genug, solches zu richten.

6.10 Die Königin war damit unzufrieden, zornig sprach sie dagegen: An der Schade jedoch vermag dies nichts zu verändern, angetan einer Tochter von Kuthagracht! Ob Dir verziehen wird, Isais, soll Lilitane (2) entscheiden, die erste der weiblichen Kräfte darhier.

1) Pazuzu 2) „Dämonen“ sind hier keine von vornherein negativen Wesen! Der Begriff meint von den Göttern Unabhängige.

6.11 Und die Königin ließ rufen herbei die Genannte, auf das diese ihr Urteil gäbe, Lilitane, das prächtigste Weib in Kuthagrachts Reich, bewundert von aller Männlichkeit und aller Weiblichkeit bestes Vorbild. Im wogend Gewand Lilitane erschien, das dreimal bodenlange Haupthaar vielfach gebunden und glitzernd von schmückenden Steinen. So betrat Lilitane, die schönste, den Saal, allen Prunk, der da war, überstrahlend. Die Königin sprach zu der Schönsten die Worte: Lilitane, schau Dir Isaien an, diese Tochter von Kuthagracht! Gefallen sind ihre Frauenkleider und, am schlimmsten, gekürzt ist ihr Frauenhaar. Das alles tat sie, um in Götternamen, einen Dienst den Erdenmenschen zu leisten. Sprich Du nun das Urteil, als die erste des Frauengeistes in Kuthagracht, ob Isais dies kann verziehen werden oder ob sie soll Strafe empfangen.

6.12 Lilitane trat an Isais heran, betrachtet‘ diese und begann ihre Rede: Keine ärgere Schmach gibt es für eine Frau, als zu schneiden an ihren Locken! Von den Deinen, so seh‘ ich, fiel eine Menge herab durch die Bosheit scharf schneidender Klingen. Sogar unter den

Menschenweibern die schönsten, besitzen das Haupthaar länger als Deines nun ist. Es kann dafür keine Entschuldigung geben - keine Ursach‘, welche auch immer, kann dafür stehen. Doch zu strafen, das ist nicht an mir. Was ich meine, wonach ich ward gefragt, das sagte ich nun soeben.

6.13 Also sprach zu Isais die Königin wieder: Du hast es vernommen, so denke auch ich, und der König sieht es nicht anders. Mein Urteil über Dich ist nun dieses: Eine  kleine Frist sollst Du haben, zu tun, was Du vollbringen möchtest Kehrst Du dann nicht wieder im vollkommenen Bild, in aller Würde einer Tochter aus Kuthagracht, so seien Dir der Heimat Tore unwiderruflich auf immer versperrt!

6.14 Gebeugten Haupts verließ Isais den Saal, selbst Malok mocht‘ sie so, wie sie war, nicht mehr anschauen. Und sogar Widar, Olah und Ohm neigten ihr nicht mehr so zu, wie früher. So fand die zarte Isais doch, Falsches getan zu haben. Allein durch einen Sieg über Schaddain, so meint‘ sie, kämen ihr verlorene Achtung und Liebe zurück.

6.15 Also verließ Isais nun Kuthagracht, ritt entgegen der Welt tiefster Finsternis, in welcher der Schaddain regiert. Bald schon erstrahlten Kuthagrachts grüne Sonnen, unter deren Licht die kristallnen Paläste da funkeln, ihrem Wege nicht mehr. Und vorbei an den schwebenden Inseln von Khor (1) enteilte Isais ins Weite.

1) Nach Nortbert Jürgen Ratthofer, die diese Mythe ev. für eine inner-kosmische Sage hält, Monde des Planeten    Sumi im Sonnensystem Aldebaran (gewagt).

7.1 Rast legte Isais auf ihrem Weg ein auf Narogols (1) dunklem Stern, welcher nächst schon zum Höllenpfuhl liegt, ist aber doch noch viel besseren Wesens. Flüchtlinge aus der grausigen Höll, treffen sich dort mitunter, Schutz zu suchen vor Schaddains Häschern, welchen Narogol solchen auch gewährt. Daher kommt es, daß die Bewohner jenes dunklen Sterns manches wissen, was Isais konnt nützen für ihre Reise.

7.2 In Narogols Welt niemand nahm Anstoß an Isaiens verletzter Erscheinung. Die Bewohner da kannten nicht die vollendete Schönheit der Frauen von Walhall und von Kuthagracht, dem Menschengeschlecht entstammten die meisten, welche nach ihrem Sterben in die Höllwelt waren gelangt und dann mit Glück von dort entwichen; andere waren entlaufene Engel, nicht arg, doch ohne ein hohes Licht. Diesen allen kam Isais vor, auch wie sie gerade war, als eine Maid von strahlender Schönheit. Mit den Bewohnern dieser dunklen Welt, gedachte Isais zu reden, mit jenen besonders, welche den Höllenpfuhl kannten, um nützliches Wissen zu sammeln.

7.3 So sprach an Isais ein locker bekleidetes Weib, welches ihren Weg kreuzte, und frug: Isais bin ich, eine Kuthagrachttochter. Willst Du, Unbekannte, mir vielleicht einiges sagen, was Du vom Höllenpfuhl weißt? - Die Unbekannte hielt inne im Schritt, betrachtet Isaien und gab ihr zur Antwort: Nichts Gutes weiß ich Dir, Isais, da zu berichten. Schlimm ist die Höllwelt, besonders für die Frauen, weil Schaddain uns gnadenlos haßt. Ich warne Dich also viele tausendmal! Die Männer macht er sich dadurch zu Sklaven, daß er aus ihren Leibern läßt zerren die Sehnen. Solches tut Schaddain mit allen Männern als erstes, die seine Opfer werden. Die Frauen wirft er ganz auf den Boden und läßt ihnen im Nacken die Haare abschneiden zur Qual. Solches tut Schaddain mit allen Frauen als erstes, die seine Opfer werden. Allein die tapfersten Männer und die stolzesten Frauen, welche nicht gänzlich lichtlos sind, werfen sich niemals zu Boden. Und so lange sie sich nicht niederwerfen, kann Schaddain den Männern nicht die Sehnen entziehen und den Frauen die langen Locken nicht von den Häuptern scheren; denn am Willen, welcher durch Licht gestärkt, bricht Schaddains Macht selbst inmitten der Höll! Doch hüte Du wohl Dich und Deine wallenden Locken, halte Dich fern Schaddains Welt! In den

Vorhöfen seines höllischen Pfuhls, hält er die aufrechten Frauen gefangen und läßt sie ohne Unterlaß martern; nichts ist so schrecklich und so voller Qualen wie dies! Denn die Flucht aus der Hölle gelinget höchst selten. Mir ist es geglückt, doch die meisten scheitern. Auch hab‘ ich mich trotz aller Folter und Not niemals zu Boden gebeugt, nie bot ich dar Schaddains geschliffene Scheren die langen Frauenhaare zum Schnitt. So bewahrte ich mir jene weibliche Kräfte, die stärker sind als der Hölle Bann, und schließlich konnt‘ ich vor Zeiten entfliehen. Wer zu entweichen vermag, sucht bei Narogol Schutz; er allein gewährt Beschirmung denen, die der grausigen Hölle entronnen sind. Dafür danken wir alle ihm sehr, sind ihm treu und herzlich ergeben auf immer. Du aber, Tochter von Kuthagracht, was kümmern Dich unsre Geschicke? Die Dämonen berührte doch noch nie, was sie nicht allein selbst anbetrifft?

1) unbekannt, möglicherweise Nergal?

7.4 Wie Isais dies hörte, schämte sie sich, und sprach zu der Unbekannten die Worte: Was Du sagst ist wohl wahr, ich verhehle es nicht und verleugne auch nicht, daß mir’s nicht gefällt. Wäre ich Kuthagrachts Königin, stünden wir Dir und deinesgleichen bei, das ist gewiß. Doch bin ich keine Herrscherin im Reich der blaugrünen Paläste, vielmehr nur eine einsame Maid, die jetzt ihren Mut muß entfalten, um in Schaddains Welt gegen diesen zu kämpfen.

7.5 Da staunte die Unbekannte gar sehr, hob die Arme und sprach zu Isais beschwörend: Tue solches nicht, ich bitte Dich sehr, Dir zuliebe und weil guter Sinn es gebietet! Unmöglich ist’s Dir, Schaddain zu besiegen inmitten seiner eigenen Welt! Käm‘ er heraus, würden auch wir mit ihm fertig, doch da es dies weiß, verläßt er zu keiner Zeit seinen höllischen Hof, hält sich stets unter dichtem Schutz seiner finsteren Kriegerscharen. Gib also auf den übermütigen Plan, rette dich vor Schande und Qual, meide die schreckliche Höllenwelt! - Unter beschwörenden Gesten ward dies gesprochen, und so ging ihres weiteren Wegs die gütige Unbekannte.

7.6 Einen Mann, der nächst ihr begegnete, fragte Isais, was sie die Frau schon gefragt, und erhielt zur Antwort das gleiche.Und so ging es weiter, bis Isais fand, Narogol selber fragen zu sollen. Dieser ist der Dämonen Freund nicht noch Feind. Einst war er ein lichtloser Engel gewesen im fernen iluischen Reich allen Anfangs.(1) Dieses verließ er, den Schaddain noch begleitend, bis er sich mit dem überwarf.(1 So baute Narogol seine eigene Welt, zwar dunkel, jedoch nicht finster. Danach ist auch seine Welt, nicht sonnenlos, doch nur von stets dämmerndem bläulichem Schein.

1) Siehe dazu Motive aus Ilu Ischtar u. im Karthager-Buch Ilu Aschera.

7.7 Aus dunkelblauen und grauen unbehauenen Felsen ist Narogols Palast aufgetürmt. Da hinein lenkt‘ Isais nun ihre zügigen Schritte. König Narogol bot Isais Willkommensgruß, lud ein sie, bei ihm zu weilen. Auch Algika, seine Königin, bot Isaien die Gastfreundschaft an, wünschte zuvor aber von ihr zu wissen, woher die Entstellung rühre, wer habe beschnitten ihre  schimmernde Schönheit und sie der wogenden Kleider verlustig gemacht.  Die Antwort, welche Isais gab, erschütterte Algika und Narogol in gleichem Maße; und wie sie hörten von Isaiens Plan, rieten sie inständig ihr, von solcher Kühnheit zu lassen.

7.8 Da Isais indes von ihrem Mut wollt nicht weichen, bot Narogol ihr seine Hilfe an und tat dies mit folgenden Worten: Eines nur kann ich zur Unterstützung Dir geben, Isais, Du tapfere Maid: Erbekan soll Dich soweit hin auf seinem Rücken tragen, so weit wie das nur irgend möglich ist. Seine Schwingen sind kräftig und sein Rachen ist stark; schwarzes Höllengeflatter verschlingt er geschwind. Das mag Dir einen Teil des mühsamen Weges noch ebnen, ehe die schreckliche Höllenwelt selbst kein weit’res Hinein mehr erlaubt. Dies Anerbieten erfreut‘ Isais sehr, des machtvollen Drachens schnell tragende Schwingen würden gewißlich fördern das schwierige Werk.

7.9 Auf einer Waldeslichtung in Narogols Welt, ließ Isais warten  Widar, Olah und Ohm, welche ihr stille immer noch grollten. Sodann bestieg sie den Rücken von Erbekan dem gepanzerten Drachen, und hieß ihn, dem Höllenpfuhl zuzustreben.

 

7.10 Immer tiefer hinein in die Düsternis, führte der rauschende Flug, Schaddains finsterem Schlunte entgegen, der keinen Lichtschimmer kennt. Bald kamen in Sicht die Vorhöfe der Höll, und Isais hieß den tüchtigen Drachen, sie dort niederzusetzen. Mit Dank und Gruß entließ sie ihn heim, fortan allein weiterzuziehen.

 

8.1 Isais betrat der Höllenwelt Boden, karg und doch ähnlich tückischem Moor. Finsternis überall, nur an einzelnen Plätze der Widerschein offen lodernder Feuer. Und von weitem schon klangen Isais entgegen, Klage und Jammer der elenden Opfer, welche die Hölle hatte gefangen oder die selber sich dahin begeben von irriger Bosheit getrieben.

 

8.2 Sich gut tarnend schlich Isais voran, hinter felsigen Brocken und blattlosen Sträuchern mit Gewandtheit sich deckend. Schaddains finstere Garden streiften umher, hielten Ausschau, ob vielleicht zu entfliehen wer wagte. Weiter drinnen in Schaddains Land, wurden Elende grausam gequält; Männer genagelt an faulige Hölzer und Frauen geknotet mit ihren Haaren an stechende Steine. Denn wer sich nicht ganz vor Schaddain wirft zu Boden, über den hat er nie und nirgends volle Gewalt, solchen Männern kann er nicht die Sehnen entziehen und solchen Frauen die Haare nicht scheren; wenige sind‘s, die alles standhaft ertragen, und nur solche haben Aussicht auf erfolgreiche Flucht.

8.3 Zuerst nun Isais schuf sich ein bergend Versteck, von wo aus mit Bedacht sie könnt Pläne schmieden und allmählich die Wege erkunden, welche dem Ziel mochten dienen. In einer schroffen schwärzlichen Felsenwand entdeckte Isais eine klaffende Spalte. Mit Vorsicht tastete sie sich hinein und gewahrt‘ eine spröde Grotte, die vermutlich noch keines Wesens Fuß zuvor hatte betreten.

(So weit der Anfang des Originaltextes von „Isais‘ Höllenreise“, der insgesamt einen Umfang von ca. 60 Seiten hat.)

Die „Figura“ Baphomet

Ein Begriff und ein mythischer Gegenstand

Im Mittelalter gelangte die „Geheimwissenschaftliche Sektion“ des Tempelritterordens in den Besitz außergewöhnlichen Wissens. Teils aus Italien, teils durch Tauschgeschäfte mit Hasan Ibn Sabbah aus dem Orient.

Diese „Geheimwissenschaftliche Sektion“ der Templer hatte ihre Hauptsitze auf der Achse Augsburg­Wien-Genua. Diese Templerformation war es, die dem Orden seinen geheimnisvollen Flair eintrug. Denn der Templerorden war nur in administrativer und militärischer Hinsicht eine geschlossene Einheit. In spiritueller Hinsicht waren die Unterschiede sehr groß. Die Mehrheit der Templer hing einem mehr oder weniger häretischen Christentum an. In England, Nordfrankreich und Westdeutschland waren Arianische Strömungen verbreitet, in Ost- und Südfrankreich, Portugal und Mitteldeutschland herrschte das Marcionitertum vor, welches dem Glauben der Katharer verwandt war. In Süddeutschland/ Österreich und Italien entwickelten sich rein heidnische Glaubensmodelle. Auf diese geht auch der „BAPHOMET“ zurück, ein häufig mißverstandenes Sinnbild. Seit Eliphas Lévy im 19. Jahr-hundert die Templerische Darstellung der Eklesias, der Kirche, irrtümlich als Baphomet bezeichnete, geistert dieser Fehler durch die esoterische Literatur. Lévys bekannte Zeichnung geht auf die symbolische Darstellung der Kirche als gefallener Engel mit Teufelskopf zurück. Insbesondere die Marcioniter sahen in dem grausamen alttestamentarischen Gott Jahwe der Bibel den Satan, in Christus hingegen die Menschwerdung des wahren lichten Gottes, der im diametralen Gegensatz zu Jahwe steht. Sie stellten also die Kirche, welche Jahwe anbetete, als einen gefallenen Engel mit Teufelskopf dar (aus dem Teufelskopf machte Lévi später einen Bockskopf). Ein weiteres häufiges Templer-Symbol, das umgekehrte Pentagramm, kommt ebenfalls aus dem Marcionitertum. Es versinnbildlicht die Abkehr vom Pentateuch, den fünf Büchern Mose.

Die richtige Baphomet - Darstellung zeigt ein weiblich/ männliches Doppelhaupt, das von einem Zopf, der von der weiblichen Kopfhälfte ausgeht, wie von einer Säule getragen wird.. Es symbolisiert die beiden allschaffenden göttlichen Ilu - Kräfte Männlich und Weiblich. Dies entspricht dem alten babylonischen Glauben (s.a. Ilu Ischtar). Vor dem ersten Weltkrieg fand der Altorientalist Edmund Meyer einen solchen „Baphomet“ altbabylonischen Ursprungs, welcher sich heute in Bagdad befindet. Hier wird auch das Wort Baphomet klar: Es heißt eigentlich: „Bab - Kome“; das bedeutet: „Tor zum Lichtstrahl“ (Bab = Tor, Kome = Lichtstrahl). Wie auch der griechisierte Name Babylon eigentlich „Bab Ilu“ heißt = Tor zum göttlichen Licht. Durch Übertragungen vom Akkadischen/  Babylonischen ist Altpersische, von da ins Arabische, dann ins Griechische und schließlich ins Lateinische wurde „Bab Kome“ zunächst zu „Bakome“ und endlich „Baphomet“ verformt. Es ist aber sehr eindeutig, was darunter zu verstehen ist. Das Symbol des Baphomet (Bab Kome) entspricht dem Glauben an die höchsten absoluten Gottkräfte Männlich und Weiblich, welche durch die Liebesgöttin vereinigt, bewußt und schöpferisch werden.

Eine magische Apparatur

Was war die „Figura“ des „Großen Baphomet“, wenn wir dem Geiste ihrer Schöpfer folgen? Eine magische Apparatur! Ihr Sinn und ihre Funktion waren auf eine aus damaliger Sicht ferne Zeit ausgerichtet: Auf den Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert, als das Neue Zeitalter, das Wasserkrugzeitalter (fälschlich zumeist Wassermannzeitalter genannt). Es war innerhalb des Tempelritterordens nur eine verhältnismäßig kleine Formation, die sich solchen Ideen ganz und gar verschrieben hatte. Das Zentrum all dessen war Wien. Hinter alledem stand ein mystisch­kosmologisches Glaubenssystem, das zu kennen und zu verstehen für alles Nachfolgende wichtig ist.

Das mystisch/ magische System

Die höchste Gottheit sind die Kräfte Männlich und Weiblich, das weibliche Ilu und das männliche Ilu. In ihrer Berührung werden beide zu den Iluhe, der namenlosen Allschöpferkraft. Einen einzigen Gott, wie nach biblischer Vorstellung, gibt es demnach nicht. Unter den Iluhe gibt es jedoch viele mächtige Wesen des Jenseits; lichte, die unsere Ahnen die Götter nannten, und finstere Dämonen. Außerdem gibt es zahllose andere Wesen des Jenseits, die mitunter auch mehr oder weniger Einfluß auf die Erdenwelt nehmen. Diese diesseitige Welt ist nicht die „wahre Welt“ - denn die liegt im Jenseits -, sondern quasi ein Provisorium, das wir, die wir alle kleine gefallene Engel sind, zu unserer ersten Wiederverkörperung brauchen. Nach dem Sterben verkörpern wir uns dann in jenseitigen Welten wieder. Der Astralkörper, unser ewiger innerer Leib, bleibt dabei stets das Muster für unsere Form. Die Unterschiede zwischen Männlich und Weiblich sind ganz grundlegender Natur. Mann und Frau sind von verschiedenartigen Gottkräften erfüllt, eben entweder vom männlichen Ilu oder vom weiblichen Ilu.

Die bedeutsamste Gottheit unter den Iluhe ist die Göttin der Liebe (Venus, Aphrodite, Ischtar, Freyja, Aramati, Inanna etc.), denn allein durch ihre Mittlung können die beiden Urelemente zusammenkommen und schöpferisch werden (daher rühren auch die sexualmagischen Komponenten).

Die Wiener Baphomet - Darstellung, die schon im alten Mesopotamien ihre Vorbilder hat, soll all dies versinn-bildlichen. Zugleich ist sie eine magische Anlage. Aufgrund ganz bestimmter Abmessungen und Proportionen, sollen zwei mit Ilu - Schwingungen aufgeladene Kristalle in ihr belebt werden. Auch

der Schliff der Kristalle spielt dabei eine Rolle, der eine ist für die weiblichen Schwingungen geeignet und der andere für die männlichen. Die belebende Verbindung zwischen diesen beiden kann allein von einer jungen Frau durch deren lange Haare geschaffen werden, die wie „magische Saiten“ wirken. Diese Frau übernimmt dabei gewissermaßen die Funktion der Göttin. Da der weibliche Astralkörper (im Gegensatz zum männlichen) auf großer Länge die Haare umfaßt, wirken diese wie „Antennen“ in das Reich der Göttin. Der Planet Venus, der Stern der Liebesgöttin, ist die Schwingungsschleuse zum lichten Jenseits. Der Begriff Einherier, der dabei für den männlichen Teil eine Rolle spielt, stammt aus dem Germanischen, die Mythe um die Welt der ewigen Morgenröte, die einen Mittelpunkt der Mythe bildet, stammt hingegen aus Rom. Kaiser Augustus, der ihr anhing, hatte eine Geliebte halb germanischer Herkunft. Durch diese dürfte jener germanische Begriff nach Rom eingewandert sein. Die Mythe besagt, daß es in ganz bestimmten Fällen zu Verkörperungen von Halbgöttern auf Erden kommen kann, wie auch zur Wiedergeburt bedeutender Persönlichkeiten. Dazu bedarf es mehrerer magischer Vorgänge, die immer in einer Verbindung von Mann und Frau gipfeln - in der Vereinigung der Iluhe im Licht der ewigen Morgenröte, den Strahlen der alles bewirkenden Liebesgöttin.

Magische Maschine

Die „Figura“ des Großen Baphomet ist als eine „magische Maschine“ zu verstehen. Durch sie können ganz bestimmte Schwingungen geballt und in Funktion versetzt werden. Wenn dieser Vorgang gelingt, geht vom Scheitel des baphometischen Doppelhaupts ein Strahl aus, der in Schwingungsaffinität zu „Ilum“ steht, jener unsichtbaren magischen Sonne, durch welche die göttlichen Ilu - Kräfte vom Jenseits ins Diesseits dringen (diese magische Sonne ist mißverständlicher Weise mitunter auch schwarze Sonne genannt worden, was aber nur besagen will, daß sie für das irdische Auge unsichtbar ist).

Wenn jene magische Apparatur also in Kraft tritt, so glaubten die Geheimwissenschaftler unter den Templern, dann würde die Macht ihres Geistes sich über die ganze Erde ausbreiten und ein neues Reich in einem neuen Zeitalter entstehen lassen.

Zur Figur des „Großen Baphomet“

Der sogenannte „Große Baphomet“ muß um 1200 entstanden sein, kaum früher und kaum wesentlich später. Er hat vielleicht etwa zwischen 1225 und 1243 von Fall zu Fall im Templer-Ordenshaus in der Wiener Blutgasse gestanden, wofür es aber keine unmittelbaren Zeugnisse aus dem Orden gibt, sondern lediglich Annahmen von Seiten der Inquisition.

Die Figur hat sich, falls überhaupt, sicher nie permanent in der Blutgasse befunden. Wie gesagt, es ist nichteinmal ganz sicher, ob überhaupt! (Es haben sich manche Legenden gebildet.) Sicher befand sich die Figur zeitweilig an einem geheimen Ort in der Nähe des heutigen Klosterneuburg, bzw. heute zwischen der Stadtgrenze von Wien und Klosterneuburg (damals war das natürlich alles noch anders). Es gab ein ordenseigenes Gebäude, das völlig verschwunden ist, an der Stelle ist heute nur ein Gebrauchtwagenplatz, oder so war es jedenfalls eine Weile. Das war aber vermutlich nicht jener geheime Ort, der muß näher Richtung Wien gewesen sein. Es war schon damals streng geheim, niemand weiß das mehr.

Die Figur war etwa 1,25 hoch (ohne den hölzernen Sockel). Die Köpfe waren also lebensgroß. Das männliche Gesicht soll dem des Kaisers Augustus geähnelt haben (es war auch ohne Vollbart, wie ältere Darstellungen zeigen), das weibliche Gesicht war das einer vielleicht zwanzigjährigen Frau. Im Gegensatz zu späteren Darstellungen mit zwei Zöpfen gab es einen Zopf, der von der linken Kopfseite der Frau ausging, sich um des Hals (quasi des Mannes) wand und dann etwa in der Stärke des Halses nach unten verlief. Die Figur hat also wohl massiver ausgesehen als die bekannten Darstellungen. Das Zopfende geht auseinander. Diese Figur ist soweit völlig aus Gold. Unter dem auseinandergehenden Zopfende befindet sich ein oben gewölbter und unten achtkantiger Sockel aus Holz. Dieser ist wiederum mit Gold und auch mit Edelsteinen verziert, vor allem mit Karneolen (vielleicht auch ausschließlich, denn über andere Steine ist nichts bekannt, es ist aber wahrscheinlich, daß auch andere wertvolle Edelsteine, Perlen etc. aus Kreuzzugsbeute verwendet wurden). Die Höhe des

Sockels ist nicht genau bekannt, er dürfte aber verhältnismäßig groß gewesen sein. Es befand sich in dem Sockel eine Schublade, darin lag die Spitze eines Frauenzopfs, auf welcher der untere Kristall zu lagern war (er kann also nicht allzu groß sein). Auf dem Scheitel des Doppelkopfs war eine Öffnung für den oberen Stein, die man nur von oben sehen konnte. Von oben nach unten verlief eine Bohrung durch Kopf und Zopf, die aber sehr dünn war, nur etwa einen halben Zentimeter (ca. 6 mm, nach alten Zoll-Maßen umgerechnet).

Die Figur war also massiv. Sie bestand wahrscheinlich aus einer dicken Goldschale, die in zwei Hälften um einen Holzkern zusammengeschweißt war. Das ist nur eine Annahme, manche meinen, sie sei aus massiv Gold gewesen (das Vermögen dazu wäre vorhanden gewesen).

Hergestellt wurde die Figur sicher im Raum Wien. Einige Details sollen von einem Handwerker in oder aus Augsburg angefertigt worden sein. Diese Figur war kein „offizielles“ Templerwerk, sondern gehörte dem süd-deutsch/ österreichisch/ nordilalienischen Ordenszweig Augsburg-Wien-Genua.

Der untere Stein „Garil“ (Gral) ist geklärt, er stammt aus dem Besitz des Königs Nebukadnezar II. von Babylon, der ihn bis auf Sargon I. zurückgeführt haben soll (so lautet die Annahme). Ob der obere Stein der „Schwarze Stein“ im Untersberg ist, ist eine Annahme. Dagegen spricht, daß die Figur sicher vor 1226 hergestellt wurde. Die Mythe kann jedoch leicht älter gewesen sein (eventuell sogar assyrischen Ursprungs, man denke an die Erscheinung der Isais bei den Resten von Ninive, wo Hubertus sie erstmals sah und Anweisungen empfing). Dieser Punkt ist also unklar. Allerdings würde die Form der Einlassung im Doppelhaupt ganz genau passen. Auch Darstellungen mit der spitz oben herausragenden Hälfte des Steins würde genau passen. Es paßt auch die Übergabe durch ein weibliches Wesen (Isais), da es der „weibliche“ Kristall ist, während der untere, „männliche“ auf einen König zurückgeht.

Die Spur der Figur verliert sich 1243/ 44. Die letzten Informationen darüber kommen von der Inquisition, worin angenommen wird, sie sei nach Berlin geschafft worden. Quasi intern gibt es darauf keine Hinweise. Später wurde aber allgemein angenommen, die Figur sei nach Berlin geschafft worden. Wie gesagt: Es gibt für diese verbreitete Annahme kein unmittelbares Zeugnis. Ebenso nicht über die Blutgasse. Intern läßt sich nur sicher sagen, daß die Figur irgendwo zwischen (nach heutiger Ortslage) Wien und Klosterneuburg war und dort wohl auch bleiben sollte, zumindest ursprünglich. Wenn man spekulieren will, käme auch Genua als „Fluchtort“ in Frage, und falls das zuträfe, später Murano bei Venedig, ein Refugium des Bucintoro (siehe auch dazu).

Genua wurde zu einem Schwerpunkt, weil dort zahlreiche von einem der Kinderkreuzzüge gestrandete deutsche Kinder blieben und von dortigen Adselsfamilien aufgenommen wurden, und die deutsch­italienische Achse daher sehr eng war. Aber, nochmal, es gibt kein internes Zeugnis darüber, daß die Figur ihren Entstehungsplatz jemals verlassen haben muß!

Ferner wäre zu sagen, daß die Titulierung „Der große Baphomet“ aus jüngerer Zeit stammt, während ursprünglich immer nur von „Der Figur“ (FIGURA) die Rede war und sie nicht im Rahmen des offiziellen Templerordens bestand. Wahrscheinlich hatten auch die „Ritter vom schwarzen Stein“ nichts oder nur indirekt mit ihr zu tun bzw. in untergeordneter Stellung (eventuell als Hüter des oberen Steins oder ähnlich). Es gibt Hinweise darauf, daß es eine Frau gab, die vorwiegend in Wien war, aber aus Genua stammte, welche bei alledem Regie führte. Eine solche Frau ist mehrfach intern erwähnt. Man muß dazu wissen, daß der Templerorden in Italien nicht sonderlich ausgeprägt und daher auch kaum von Ville neve du Temple in Paris aus kontrolliert wurde, wo ja bis zuletzt zwar Häresie, aber doch bis zu einem gewissen Grade Christentum herrschte, während auf der Achse Augsburg-Wien-Genua „die Göttin“ verehrt wurde, welche, eindeutig mit der römischen Venus und der babylonischen Ischtar gleichzusetzen ist.

So weit also, wie sich diese Fragen im Augenblick beantworten lassen. Die Frage nach dem materiellen Wert der Figur ist wohl klar: Er war sehr hoch. Man muß daher auch damit rechnen, daß sie im Laufe der Zeit gefunden und um ihres Materialwertes willen zerstört worden sein könnte.

Aus der Wiener Blutgasse ist weitgehend sicher bloß das lebensgroße Wandbild der Göttin mit den flügelartig ausgebreiteten Haaren. Das Zeugnis stammt zwar nur von der Inquisition, ist aber glaubhaft. Intern ist über diese Darstellung in der Blutgasse nichts überliefert - wie es überhaupt über

das Haus in der Blutgasse so gut wie nichts gab, es war ja kein geistliches Haus, sondern ein Kontor! Die Darstellungsweise der Göttin in dieser Form ist aber mehrfach und sehr sicher bezeugt.

Das Beleben der „Figura“ des großen Baphomet

Die Figur

Diese ist so vorzubereiten, daß ohne Umstände sowohl der Sockel wie auch das Doppelhaupt erreicht werden kann. Die Höhe der Figur ist 127 cm, vom Scheitel des Doppelhaupts bis zum Sockelbeginn. Auf dieser ganzen Länge, durch Doppelhaupt, Frauenzopf und auseinandergehendes Zopfende, verläuft auch die vertikale runde Bohrung mit einem Durchmesser von 0,6 cm. Auf der Mitte des Doppelhaupts befindet sich eine vierkantige, nach unten konisch zulaufende Vertiefung; die Tiefe beträgt 7,3 cm, die Kantenbreite oben 5,2 cm. Dies ist die Einlassung für den oberen Stein/ Kristall, den weiblichen „Ilua“, dessen untere Spitze dann in den Anfang der Bohrung reicht, während die obere Spitze zum Himmel hin ausgerichtet ist. Der untere Stein/ Kristall, der männliche „Garil“, liegt unten flach und berührt den unteren Bohrungseinlaß. Über den Sockel sind keine exakten Beschreibungen vorhanden. Er ist halbkugelförmig und unten auf einem abermaligen achtkantigen Sockel befestigt. Über den oberen, halbkugelförmigen Teil des Sockels breitet sich das offene Zopfende aus. In diesem Sockel befindet sich eine Schublade.

Die Braut

Sie soll eine schöne, würdige Frau in einem Alter zwischen 17 und 27 Jahren sein. Sie braucht besonders dichte, füllige und dabei möglichst glatte Haare von mindestens 85 cm Länge. Für den Akt der Belebung der Figur müssen diese genau 3 magische (babylonische) Ellen plus eine Fingerbreite haben, das heißt eine Länge von ca. 79 cm, gemessen vom Ende des Mittelscheitels am Hinterkopf bis zu den Spitzen; die Länge muß völlig gleichmäßig sein. Auf dieses Maß werden die Haarspitzen am Anfang des Vorgangs rituell geschnitten. Da sie keinen einzigen Millimeter kürzer als 79 cm geraten dürfen, damit die Figur belebt werden kann, wohl aber ein wenig länger sein können, ist ein Sicherheitsmaß von ca. 81 bis 82 cm vorgesehen, mehr jedoch nicht. Die abfallenden Spitzen werden sodann in den Sockel gelegt; es genügt, wenn diese Schnipsel ca. 3 cm messen, falls es mehr ist, kommt alles hinein. Sodann wird die Braut gekrönt. Die Krone hat die Form eines Diadems, welches aus goldenen Lorbeerblättern in Größe ca. 1:2 besteht, die auf einem silbernen Reifen angebracht sind. Der Reifen entspricht einem Haarreifen, der auf den Kopf gesteckt wird und an beiden Seiten vor die Ohren reicht, wo das Silbergeschmeide breiter wird und somit festen Halt gewährleistet. Oben hat der Silberreifen zwei halbrunde, nach hinten gerichtete Ansätze, welche rechts und links des Mittelscheitels in die Haare geschoben werden.

Die Belebung

Dann werden der Braut die Haare in zwei gleichen Hälften vor die Schultern gehoben und nochmals glattgekämmt. Zuerst wird ihr jetzt der untere, der männliche Stein/ Kristall angereicht. Diesen schiebt sie, hochkant, in die Enden ihrer Haare, und zwar so, daß er völlig in diesen verschwindet. So hält sie ihn mit der linken Hand fest. Dann wird ihr der obere, der weibliche Stein/ Kristall angereicht. Diesen schiebt sie zwischen ihren Brüsten senkrecht in die Haare, so daß auch dieser völlig von ihnen umhüllt ist. So hält sie diesen mit der rechten Hand fest. In dieser Weise verharrt die Braut, bis die Schwingungen voll fließen, was einige Minuten dauern wird. Dann beginnt von ihrem Scheitel und auch von den Haarenden her ein Leuchten in hellroter Farbe. Wenige Augenblicke darauf erfaßt ein rötliches, leicht ins Violette gehendes, Leuchten ihre gesamten Haare (diese sind fortan, wie sie überhaupt, unverletzlich). Bald nimmt das rötliche Leuchten an Scheitel und Haarenden der Braut eine violette Farbe an. Dieses Leuchten umhüllt dann die ganze Braut für einige Augenblicke und zieht dann unten durch die Haarenden nach innen, ehe es aufhört. Jetzt werden die beiden Steine/ Kristalle an ihre Plätze in der Figur gegeben. Nach wenigen Augenblicken beginnt der sichtbare obere Teil des oberen Steins/ Kristalls auf dem Doppelhaupt zu leuchten, gleich darauf sendet er den affinen Ilu-Strahl aus.

Die magische Ehe der Braut mit dem Erwählten findet in der folgenden Nacht statt (das Baphomet-Symbol ist ein sexualmagisches Zeichen). Die Darstellungsweise in der Geschichte „Die Braut des Baphomet“ kommt der Wahrheit sicher sehr nahe.

Apokryphe Spuren

Um den Verbleib der goldenen „Figura“ des Großen Baphomet haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Gerüchte und Legenden gebildet, die durchwegs wenig Wahrscheinlichkeit für sich haben. Dennoch soll aus Gründen der Vollständigkeit darüber gesprochen werden.

Berlin-Tempelhof

Das zeitweilig am verbreitetsten gewesene dieser Gerüchte wollte wissen, die Figur sei nach Tempelhof (Berlin) geschafft und dort in einem unterirdischen Tempel versteckt worden. Die Wahrscheinlichkeit, daß es so gewesen sein könnte, erscheint äußerst gering. Man muß sich nur vorstellen, welche Risiken mit dem Transport dieses Heiligtums über eine so weite Strecke zu jener Zeit verbunden gewesen wären. Trotzdem hat kein Geringerer als Heinrich Schliemann sich mit dem Gedanken getragen, die „Figura“ Baphomet in der Gegend von Tempelhof zu suchen.

Die geheimnisumwobene unterirdische Tempelanlage dürfte tatsächlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts angelegt worden sein. Dabei haben vermutlich die beiden sogenannten „Templeroffenbarungen“ eine Rolle gespielt. Zweifellos war die „Geheimwissenschaftliche Sektion“ des Ordens davon überzeugt, daß dieser Ort in kommender Zeit noch Bedeutung gewinnen würde (was ja zumindest teilweise auch eingetroffen ist). Also hat der Orden im Raum des heutigen Berlin-Tempelhof fraglos ein geheimes Refugium geschaffen, das zur Beherbergung besonderer Heiligtümer bestimmt gewesen war. Sogar noch die Nazis sollen danach gesucht haben - so vergeblich wie alle übrigen, die den Versuch unternahmen. Es ist anzunehmen, jener unterirdische Tempel von den Tempelrittern selbst noch verschüttetet und damit unauffindbar gemacht worden ist. Ein geeignetes Versteck hätte um 1243 in Tempelhof also wohl zur Verfügung gestanden - sofern es möglich gewesen wäre, die „Figura“ von Wien aus dort hin zu schaffen.

Murano

Eine nächste Legende will wissen, die Figur sei über Genua auf die Insel Murano bei Venedig geschafft worden. Das stets unauffällig gewesene Templerquartier in Genua muß bis Mitte des 13. Jahrhunderts noch verhältnismäßig unangefochten, wenngleich inoffiziell, bestanden haben. Auch hier stellt sich allerdings die Transportfrage. Sollte es gelungen sein, die Figur nach Genua zu bringen und dort sicher zu verbergen, so wäre vorstellbar, daß es geheimen Anhängern der Bruderschaft später hätte gelingen können, sie nach Murano zu schaffen, wo bis ins 18. Jahrhundert hinein eine Besitzung des Bucintoro - Geheimbunds bestanden hat. Diesem geheimen Orden, welcher fraglich direkte Bezüge zu den Templererben hatte, muß es gelungen sein, in der Republik Venedig erheblichen Einfluß zu erlangen, der später sogar bin an einige deutsche Fürstenhöfe reichte (auch Friedrich v. Schillers unvollendeter Roman „Der Geisterseher“ berührt übrigens diese Thematik).

Niederösterreich

Die wohl wahrscheinlichste Behauptung spricht davon, die „Figura“ sei an einen geheimen Platz im heutigen Niederösterreich verbracht worden. Dies erscheint aufgrund des verhältnismäßig günstigen Transportwegs am ehesten vorstellbar. Um welchen Ort es sich dabei ggf. handeln kann, läßt sich nicht sagen. Spekulationen sind darüber schon zahlreiche angestellt worden. Mit Sicherheit dürfte man nicht dort suchen, wo schon damals Templerbesitzungen bestanden haben, sondern müßte von einem besonders unauffälligen Platz ausgehen, vielleicht von einem Gebäude, das inzwischen längst nicht mehr besteht oder über dessen Fundamenten inzwischen ein anderes errichtet worden ist.

Im Elsaß

Eine weitere Legende spricht davon, die Figur sei in eine kleine Templerniederlassung im Elsaß geschafft worden. Diese Variante erscheint besonders unwahrscheinlich, da im nahen Frankreich (das Elsaß gehörte damals noch nicht zu Frankreich) und dem ganzen westlichen Europa die Templerverfolgung massiv war. Schon der Weg dort hin wäre voller Risiken gewesen, und eine ehemalige Templerniederlassung würde ganz sicher der ungeeignetste Ort gewesen sein.

Die allgemeine Logik spricht dafür, daß die wertvolle Figur irgendwann von irgendwem gefunden und in Materialwert verkauft wurde. Doch es hat auch schon so mancher Schatz Jahrhunderte und Jahrtausende in einem Versteck überdauert - auch das wäre also für den „Großen Baphomet“ möglich. Schließlich kann auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, daß die Figur während all der Zeit mehr oder weniger unter der Obhut einer geheimen Templer-Erbenorganisation gestanden haben mag; etwa so, wie es in der Geschichte „Die Braut des Baphomet“ angenommen wird. Dann gäbe es die „Figura“ noch heute, doch kein Außenstehender würde sie finden. Dies ist jedoch von allen Möglichkeiten wohl die phantastischste.

Zu der Schlüssel-Erzählung

„Die Braut des Baphomet“

Im Jahre 1983 hatte eine Wienerin namens Agnes, damals im Alter von 19 Jahren, ein merkwürdiges Erlebnis. Sie schrieb es in einem Tagebuch nieder, so weit es sie unmittelbar anbetraf und für sie überschaubar war. Später fügte sie Ergänzungen hinzu, teils, was sie vor der zeitweiligem Wahnsinn verfallenen Lydia noch hörte, teils auch Resultate ihrer persönlichen Nachforschungen hinsichtlich der historischen Hintergründe. Agnes ist eine Frau mit kühlem Kopf, sie neigt nicht zu Phantasmen. Um so mehr haben sie die seinerzeitigen Ereignisse beeindruckt. Das Bild des „Baphomet“ wurde tatsächlich gemalt, die Malerin (die nicht Agnes‘ Schwester, sondern eine Freundin war), wurde tatsächlich wahnsinnig, es erfolgte auch ein tätlicher Angriff gegen Agnes, der sie veranlaßte, Wien zu verlassen (sie lebt inzwischen bei Düsseldorf, ist glücklich verheiratet und mehrfache Mutter). Erst im Dezember 1997 entstand unter dem Titel „Die Braut des Baphomet“ eine authentische Fassung der Geschichte.

Die Geschichte, die unter dem Titel „Die Braut des Baphomet“ entstanden ist, hat die von Agnes niedergeschriebenen Texte zur Grundlage, ist jedoch außerdem dramaturgisch erweitert worden. Es lohnt sich dennoch für Interessierte, diese Geschichte zu lesen; sie ist die vielleicht einzige Quelle, die einige echte Aufschlüsse über die mythischen Hintergründe des Großen Baphomet der Tempelritter und die damit verbundenen Vorstellungen und Ziele geben kann.

Diese Geschichte, die in Skriptform bestellt werden kann. steht also zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Wirklichkeit ist das Tagebuch der Agnes S.-N., auf dem die Geschichte hauptsächlich beruht, wie auch in der Beschreibung des Äußeren jener schönen jungen Frau, an dem sich Tag nichts geändert hat. Die erwähnten Schauplätze sind zutreffend. Allerdings befand sich das Atelier der Malerin, in einer anderen Gasse der Wiener Innenstadt. Hinsichtlich dieses Schauplatzes nimmt sich die Geschichte eine Freiheit, weil eben jener Ort, die Wiener Blutgasse, den Tempelritterorden betreffend wiederum historisch ist. Im übrigen steht fest, daß gerade dort schon vor Zerschlagung des Ordens sehr eigenständige Wege gegangen worden sind. Reale Hintergründe haben auch die Mythen, von denen die Rede ist, sowie viele Einzelheiten. Dies betrifft etwa die durchaus nicht aus der Luft gegriffene Legende um den „großen Baphomet“, die „Welt der ewigen Morgenröte“, das Reich der Göttin Venus, an welches der Kaiser Augustus glaubte, eine wichtige Rolle spielt. Zutreffend ist auch die Verbindung all dessen mit dem Untersberg. Bei Salzburg. Richtig sind sicher die Schilderungen der lichten Magie, der Bedeutung der langen Haare der Frauen sowie die angedeutete quasi sexualmagische Komponente. So weit es die Perspektive der Agnes anbelangt, sind alle magischen Aspekte richtig und auf sicheren Boden bauend geschildert.

Was hingegen die schwarzmagischen Angriffe anbelangt, wurden durch Zuhilfenahme fremder Quellen Eventualitäten rekonstruiert. Erfunden sind auch die widerstreitenden Organisationen, was nicht unbedingt bedeuten muß, es könne solche nicht vielleicht geben. Alles in allem steckt jedoch in dieser Geschichte - insbesondere im Hinblick auf die geistig-magischen Details - womöglich mehr Wahrheit als Dichtung.

Anhang 3

Der Untersberg

Kaum ein Berg im Land Salzburg hat die Menschen früherer Jahrhunderte so sehr beschäftigt wie der scheinbar aus der Ebene steil aufragende Hausberg der Salzburger, der Untersberg. Schon zur Zeit der Germanen vermutete man auf seinen Gipfeln den Sitz der Götter, später nahm man an, daß sich Kaiser und Fabelwesen in seinem Inneren befinden. Von ca. vierhundert Höhlen sind gerade einmal ca. 140-150 zumindest teilweise erforscht. Die bekanntesten beiden Höhlen sind die Kolowrathöhle mit 15 Km - Länge und die Schellenberger Eishöhle. Markant ist die Mittagsscharte (1800 m) sichtbar und trennt den Berechtesgadener Hochtrohn(links) und den Salzburger Hochthron (rechts).

Totale Untersberg

Aufnahme talwärts von der Mittagsscharte nach Marktschellenberg

In der Mittagsscharte

In der Schellenberger Eishöhle

Blick auch über 3000 Jahre alte Eisschichten der Schellenberger Eishöhle

Blick vom Schellenbergsattel auf Walserfeld und Salzburg Unzählige Sagen, Erzählungen und Bräuche ranken sich um den „Wunderberg“.

Untersberg-Sagen

Der Untersberg oder Wunderberg liegt eine kleine deutsche Meile von der Stadt Salzburg an dem grundlosen Moos, wo vorzeiten die Hauptstadt Helfenburg soll gestanden haben. Er ist im Innern ganz ausgehöhlt, mit Palästen, Kirchen, Klöstern, Gärten, Gold- und Silberquellen versehen. Kleine Männlein bewahren die Schätze und wanderten sonst oft um Mitternacht in die Stadt Salzburg, in der Domkirche daselbst Gottesdienst zu halten.

Kaiser Karl im Untersberg

In dem Wunderberg sitzt außer andern fürstlichen und vornehmen Herren auch Kaiser Karl, mit goldner Krone auf dem Haupt und seinen Zepter in der Hand. Auf dem großen Walserfeld wurde er verzückt und hat noch ganz seine Gestalt behalten, wie er sie auf der zeitlichen Welt gehabt. Sein Bart ist grau und lang gewachsen und bedeckt ihm das goldne Bruststück seiner Kleidung ganz und gar. An Fest- und Ehrentagen wird der Bart auf zwei Teile geteilt, einer liegt auf der rechten Seite, der andere auf der linken, mit einem kostbaren Perlenband umwunden. Der Kaiser hat ein scharfes und tiefsinniges Angesicht und erzeigt sich freundlich und gemeinschaftlich gegen alle Untergebenen, die da mit ihm auf einer schönen Wiese hin und her gehen. Warum er sich da aufhält und was seines Tuns ist, weiß niemand und steht bei den Geheimnissen Gottes. Franz Sartori erzählt, daß Kaiser Karl V., nach andern aber Friedrich an einem Tisch sitzt, um den sein Bart schon mehr denn zweimal herumgewachsen ist. Sowie der Bart zum drittenmal die letzte Ecke desselben erreicht haben wird, tritt dieser Welt letzte Zeit ein. Der Antichrist erscheint, auf den Feldern von Wals kommt es zur Schlacht, die Engelposaunen ertönen, und der Jüngste Tag ist angebrochen.

Die wilden Frauen im Untersberge

Die Grödicher Einwohner und Bauersleute zeigten an, daß zu diesen Zeiten (um das Jahr 1753) vielmals die wilden Frauen aus dem Wunderberge zu den Knaben und Mägdlein, die zunächst dem Loche innerhalb Glanegg das Weidvieh hüteten, herausgekommen und ihnen Brot zu essen gegeben. Mehrmals kamen die wilden Frauen zu der Ährenschneidung. Sie kamen frühmorgens herab, und abends, da die andern Leute Feierabend genommen, gingen sie, ohne die Abendmahlzeit mitzunehmen, wiederum in den Wunderberg hinein. Einstens geschah auch nächst diesem Berge, daß ein kleiner Knab auf einem Pferde saß, das sein Vater zum Umackern eingespannt hatte. Da kamen auch die wilden Frauen aus dem Berge hervor und wollten diesen Knaben mit Gewalt hinwegnehmen. Der Vater aber, dem die Geheimnisse und Begebenheiten dieses Berges schon bekannt waren, eilte den Frauen ohne Furcht zu und nahm ihnen den Knaben ab, mit den Worten: „Was erfrecht ihr euch, so oft herauszugehen und mir jetzt sogar meinen Buben wegzunehmen? Was wollt ihr mit ihm machen?« Die wilden Frauen antworteten: „Er wird bei uns bessere Pflege haben und ihm besser bei uns gehen als zu Haus; der Knabe wäre uns sehr lieb, es wird ihm kein Leid widerfahren.« Allein der Vater ließ seinen Knaben nicht aus den Händen, und die wilden Frauen gingen bitterlich weinend von dannen. Abermals kamen die wilden Frauen aus dem Wunderberge nächst der Kugelmühle oder Kugelstadt genannt, so bei diesem Berge schön auf der Anhöhe liegt, und nahmen einen Knaben mit sich fort, der das Weidvieh hütete. Diesen Knaben, den jedermann wohl kannte, sahen die Holzknechte erst über ein Jahr in einem grünen Kleid auf einem Stock dieses Berges sitzen. Den folgenden Tag nahmen sie seine Eltern mit sich, willens, ihn am Berge aufzusuchen, aber sie gingen alle umsonst, der Knabe kam nicht mehr zum Vorschein. Mehrmals hat es sich begeben, daß eine wilde Frau aus dem Wunderberg gegen das Dorf Anif ging, welches eine gute halbe Stunde vom Berg entlegen ist. Alldort machte sie sich in die Erde Löcher und Lagerstätte. Sie hatte ein ungemein langes und schönes Haar, das ihr beinahe bis zu den Fußsohlen hinabreichte. Ein Bauersmann aus dem Dorfe sah diese Frau öfter ab- und zugehen und verliebte sich in sie, hauptsächlich wegen der Schönheit ihrer Haare. Er konnte sich nicht erwehren, zu ihr zu gehen, betrachtete sie mit Wohlgefallen und legte sich endlich in seiner Einfalt ohne Scheu zu ihr in ihre Lagerstätte. Es sagte eins zum andern nichts, viel weniger, daß sie etwas Ungebührliches getrieben. In der zweiten Nacht aber fragte die wilde Frau den Bauern, ob er nicht selbst eine Frau hätte? Der Bauer aber verleugnete seine Ehefrau und sprach nein. Diese aber machte sich viel Gedanken, wo ihr Mann abends hingehe und nachts schlafen möge. Sie spähete ihm daher nach und traf ihn auf dem

Feld schlafend bei der wilden Frau. „O behüte Gott«, sprach sie zur wilden Frau, „deine schönen Haare! Was tut ihr da miteinander?« Mit diesen Worten wich das Bauersweib von ihnen, und der Bauer erschrak sehr hierüber. Aber die wilde Frau hielt dem Bauern seine treulose Verleugnung vor und sprach zu ihm: „Hätte deine Frau bösen Haß und Ärger gegen mich zu erkennen gegeben, so würdest du jetzt unglücklich sein und nicht mehr von dieser Stelle kommen; aber weil deine Frau nicht bös war, so liebe sie fortan und hause mit ihr getreu und untersteh dich nicht mehr, daher zu kommen, denn es steht geschrieben: ›Ein jeder lebe getreu mit seinem getrauten Weibe‹, obgleich die Kraft dieses Gebots einst in große Abnahme kommen wird und damit aller zeitlicher Wohlstand der Eheleute. Nimm diesen Schuh von Gold von mir, geh hin und sieh dich nicht mehr um.«

Goldsand auf dem Untersberg

Im Jahre 1753 ging ein ganz mittelloser, beim Hofwirt zu St. Zeno stehender Dienstknecht, namens Paul Mayr, auf den Berg. Als er unweit dem Brunnental fast die halbe Höhe erreicht hatte, kam er zu einer Steinklippe, worunter ein Häuflein Sand lag. Weil er schon so manches gehört hatte und nicht zweifelte, daß es Goldsand wäre, füllte er sich alle Taschen damit und wollte vor Freude nach Haus gehen; aber in dem Augenblick stand ein fremder Mann vor seinem Angesicht und sprach: „Was trägst du da?« Der Knecht wußte vor Schrecken und Furcht nichts zu antworten, aber der fremde Mann ergriff ihn, leerte ihm die Taschen aus und sprach: „Jetzt gehe nimmer den alten Weg zurück, sondern einen andern, und sofern du dich hier wieder sehen läßt, wirst du nicht mehr lebend davonkommen.« Der gute Knecht ging heim, aber das Gold reizte ihn also, daß er beschloß, den Sand noch einmal zu suchen, und einen guten Gesellen mitnahm. Es war aber alles umsonst, und dieser Ort ließ sich nimmermehr finden. Ein andermal verspätete sich ein Holzmeister auf dem Berge und mußte in einer Höhle die Nacht zubringen. Anderen Tages kam er zu einer Steinklippe, aus welcher ein glänzend schwerer Goldsand herabrieselte. Weil er aber kein Geschirr bei sich hatte, ging er ein andermal hinauf und setzte das Krüglein unter. Und als er mit dem angefüllten Krüglein hinwegging, sah er unweit dieses Orts eine Tür sich öffnen, durch die er schaute, und da kam es ihm natürlich vor, als sehe er in den Berg hinein und darin eine besondere Welt mit einem Tageslicht, wie wir es haben. Die Tür blieb aber kaum eine Minute lang offen; wie sie zuschlug, hallte es in den Berg hinein wie in ein großes Weinfaß. Dieses Krüglein hat er sich allzeit angefüllt nach Haus tragen können, nach seinem Tode aber ist an dem Gold kein Segen gewesen. Jene Türe hat in folgender Zeit niemand wieder gesehen.

Riesen aus dem Untersberge

Alte Männer aus dem Dorfe Feldkirchen, zwei Stunden von Salzburg, haben im Jahr 1645 erzählt, als sie noch unschuldige Buben gewesen, hätten sie aus dem Wunderberge Riesen herabgehen gesehen, die sich an die nächst dieses Berges stehende Grödicher Pfarrkirche angelehnt, daselbst mit Männern und Weibern gesprochen, dieselben eines christlichen Lebens und zu guter Zucht ihrer Kinder ermahnt, damit diese einem bevorstehenden Unglück entgingen. Sodann hätten sich die Riesen wiederum nach ihrem Wunderberg begeben. Die Grödicher Leute waren von den Riesen oft ermahnt, durch erbauliches Leben sich gegen verdientes Unglück zu sichern.

Anhang 4

Nachtrag eines Lesers zu „Nicht alle UFO’s waren rund“:

Die DM-1 war ein Versuchsgleiter für das Lippisch-Projekt 13a das als Überschalljäger konzipiert war.D=Darmstadt, M=München. Während die P13a (ebenso die Varianten P12 und P13b) nicht über das Zeichenbrett-Stadium hinauskahmen, wurde die DM-1 als Versuchgleiter aus Holz gebaut, im Windkanal getestet, jedoch nie im Fluge erpropt. Da das Flugzeug ohne eigenen Antrieb war, war ein Huckepackschlepp mit Dreipunktfesselung durch eine zweimotorige Siebel Si 204 A vorgesehen. Die DM-1 sollte auf eine bestimmte Höhe geschleppt werden, dort ausgeklinkt werden und im Bahnneigungsflug hohe Geschwindigkeiten erreichen (errechnete Fluggeschwindigkeit: 560 km/ h. Die angeblichen Muster die 1360 km/ h erreicht haben sollen, halte ich für nicht glaubwürdig). Die Flugerprobung fand so jedoch nie statt, geschweige denn ein Flug mit Raketen- oder Staustrahltriebwerken. Selbst die Amerikaner, die nach dem Kriege die Erprobung weiterführen wollten (unter ihrer Leitung wurde die DM-1 erst fertig gebaut), sahen davon ab. Fotos, die die DM-1 im Fluge zeigen, sind Amerikanische Propagandafotos. Die DM-1 wurde am 9. November 1945 nach Virginia USA ins Langley Memorial Laboratory gebracht, wo die Amis zahlreiche Windkanaltests in ursprünglicher Form und zahlreichen Umbauten der DM-1 vornahmen. Für ganz „Findige Dedektive“: die DM-1 soll noch heute im National Air and Space Museum (NASM) im einem Lagerschuppen stehen.

Nachzulesen in: Waffen-Arsenal, Band 102 des Podzun-Pallas-Verlag. Autor: H.P. Dabrowski ISBN: 3-7909-0298-5

In diesem Band sind etliche Fotos und Zeichnungen der P13a als Modell, sowie der DM-1 im Aufbau, nach Fertigstellung, beim Verlad durch die Amis und viele mehr.

Auch ich glaube, das die Vril Projekte (und Andere) Verwirklicht wurden, aber bei der P13a irrt Ihr bestimmt.

Vril-Technik

Technische Hintergründe

Bewaffnung der Flugscheiben -weitere Details

Folgende Anmerkungen sind als Ergänzung zu der Schrift „Das Vril-Projekt“ gedacht

Endkampf um die Erde?

von Norbert Jürgen-Ratthofer

Anmerkung:

Die hier vorliegende Schrift „Demnächst Endkampf am die Erde?“ ist als aktuelle, kleine Ergänzung der schon erschienenen Arbeit „Das Vril-Projekt“ der Autorengemeinschaft Ralf Ettl & Norbert Jürgen Ratthofer gedacht.

Der Verfasser

Mars - Mond

- seltsame Spuren auf unserem Nachbarplanenten und dem Erdtrabanten -

Demnächst „Endkampf um die Erde“?!

Am Samstag, den 2. 9. 1995, erklärte ein Sprecher Im „ORF 1“, den 1. Programm des Österreichischen Fernsehens, um 19,22 Uhr in der Sendung „Wissenschaft aktuell“, dass die NASA die US-Marssonde „Observer“ endgültig aufgegeben hat, nachdem am 24. 8. 1995 der „Observer“ in Marsnähe plötzlich seinen Funkkontakt mit der NASA-Erdstation abbrach. Seither gibt es keinerlei Mög-lichkeit zu erfahren, was nun mit dem „Observer“ geschehen ist, ja ob er überhaupt noch existiert! Doch bereits 1989 widerfuhr der Sowjetsonde „Phobos 2“ in Marsnähe ähnliches, wie im August 1995 der US-Sonde. Ehe „Phobos 2“ nämlich ein Landefahrzeug auf dem kleinen Marsmond Phobos absetzten konnte, nachdem die Sonde vorher in einer Marsumlaufbahn bereits einige Marsfotos zur Er-de funkte, brach ebenso aus bisher nie geklärten Gründen der Funkkontakt mit ihr für immer ab.

Die am 24. August 1995 (übrigens, dem Geburtstag des Verfassers) „verlorengegangene“ US-Marssonde „Observer“ sollte unter ander-em auch das nach einer Computerüberprüfung eindeutig als künst-lich klassifizierte sogenannte „Marsgesicht“, die gebirgsgroße Skulptur eines menschlichen, nur aus dem Weltall sichtbaren Ge-sichtes, dessen künstlicher Ursprung jedoch bisher von der NASA abgestritten wird, erforschen, sowie dann noch in dessen Umgeb-ung befindliche „Marspyramiden“, bei deren genauer Betrachtung jeder halbwegs vernünftige Mensch zugeben muss, dass sie unmöglich auf natürliche Weise entstanden sein können. Die von der NASA und diversen „ Schulwissenschaftlern“ hier präsentierte „Erklärung“, hier handle es sich vermutlich um „Vulkankegel“ kann wohl nur als ein schlechter Scherz angesehen werden, außer diese seltsamen „Geistesriesen“ betrachten auch die ägyptischen Pyramiden als „Vulkankegel“, denn zumindest ein-ige dieser Marspyramiden sind äußerlich das mehrfach vergrößerte genaue Gegenstück der ägyptischen Cheopspyramide einer Marspyramidenruine kann man wieder einen genau rechteckigen Innenraum erkennen, der wohl an bestes den rein künstlichen Ursprung der Marspyramiden belegt, denn nicht nur genau geometrisch rechteckige pyramidenförmige Vulkane, sondern auch ebenso genau geometrisch rechteckige Vulkankrater gibt es ganz einfach nicht! Doch auch noch weit größere Gesteinsformationen vom Ausmaß einer Gebirgskette mit ebenfalls genau rechteckigen Strukturen, welche wie die Grundmauern einer Titanenmetropole wirken, lassen zumindest vermuten dass es sich hier um die Ruinen einer einstigen Marsgroßstadt handelt. Dies muss sogar den NASA-Wissenschaftlern so sehr in den Augen gestochen haben, dass sie diese „Gebirgskette“ wenn auch offiziell nur ironisch „Inkastadt“ (Inkacity) tauften. Doch es wurden bisher von den US-Marssonden in den Siebzigerjahren nicht nur titanische, ganz offensichtlich künstliche Gebilde auf dem Mars fotografiert und die Bilder dann zur Erde gefunkt, sondern auch sehr kleine. Nur wenige Tage, nachdem die Sonde „Viking 1“ im Juli 1976 am Mars landete, funkte sie von seiner Oberfläche ein Foto zur Erde, auf dem ganz klar ein Felsbrocken mit eines eingrav-ierten oder aufgemaltem „B“, „G“, oder einer „8“ zu sehen war. Selbstverständlich war auch hier die offizielle Erklärung von „Geologen’, die sie wie aus der Pistole abgeschossen von sich gaben folgende; „Es handelt sich um das Ergebnis ein es natürlichen Schattenfalls auf die verwitterte Felsfläche“. An der Marsoberfläche sind also noch heute ganz eindeutig er-kenn-und unübersehbare, sowie zumeist ganz gewaltige Überreste einer einstiger großartigen menschlichen Superkultur land aus hierher noch vor Kriegsende transportierten Einzel-teilen zu einem walzen- bis zigarrenförmigen Fernraumschiff zusammengebaut wurde, welches auch als Mutterraumschiff 1 Haunebu-II- und 4 Vril­

1 Raumflugscheiben transportieren konnte. Vermutlich gelangten auf diese Weise die bei den US-Mondexpeditionen am Erdmond fotografierten Haunebu-II- und Vril-l-“UFOs“ auf den Mond, denn vor allem bei den Vril-1 -Disken ist es fraglich, ob Ihre Reichweite für einen Mondflug groß genug war. Alle Haunebu- und Vril-Raumflugscheiben sowie auch aas „Andromeda-Gerät“, welches wie das große Haunebu-III-Rundraumschiff nur als Einzelexemplar gebaut worden sein dürfte verfügten und verfügen über eine Art von „ elektromagnetischen Antigrafitationseffekt-Antrieb den bis heute niemand anderer auf unserer Erde nachbauen -funktionsfähig nachbauen (S), konnte.

Sowohl die Marsreise des Haunebu-III-Rundraumschiffes, als auch die Stationierung der Haunebu-II-, Vril-1- und Andromedagerätraumschiffe auf dem Erdmond knapp vor und nach dem Ende des 2. Weltkrieges, hatte alleine den Zweck auf dem Mars und dem Erdmond die von der reichsdeutschen Führung Vermutet- und dann tatsächlich vorhanden, intakten Anlagen unter den Oberflächen der beiden Himmelskörper zu relativieren. und für die Ankunft einer „ Befreiungsraumkreuzerarmada vor außerirdischen Menschen vom 68 Lichtjahre von der Erde entfernte Sonnenplanetensystem Aldebaran vorzubereiten.

Durch die Tatsache, dass die USA in den Siebzigerjahren das bemannte Apollo-Programm der NASA nach wenigen Mondlandungen plötzlich abbrachen und dann sie mehr einen Astronauten zum Mond schickten, sowie nach dem unbemannten Viking-Marslandeprojekt keine erfolgreiche Marsoperation mehr aufweisen konnte, was sicher nicht rein zufällig auch für die Marssonden der UdSSR zutraf, darf hier neben verschiedenen anderen Kleinigkeiten auch die in Betracht gezogen werden die besagt, dass wohl hier den USA und der inzwischen einstigen UdSSR gegen-über wenig Sympathie empfindende Intelligenzen dafür die Verantwortung tragen. Diese auf dem Erdmond und dem Mars von den USA und UdSSR mit ihren Mond- und Marsexpeditionen belästigten Intelligenzen sind nun sowohl die nach 1945 auf diesen beiden Himmelskörpern sesshaft gewordenen reichs-deutschen Raumschiffbesatzungen und ihre Nachkommen, als auch die mit einigen Spähraumschiffen als Vorhut ihrer Raumkreuzerarmada bereits auf Mond und Mars eingetroffenen Aldebaraner. Die vereinigten Reichsdeutschen & Aldebaraner auf Mond und Mars machten also den USA und UdSSR zunächst am Erdmond unmissverständlich klar, dass sie hier total un-erwünscht sind. Als dann die beiden „Hauptalliierten“ USA & UdSSR mit zunächst unbemannten Marslandem bemannte Marsexpeditionen wie die US-Mondunternehmen Apollo vorbe-reiten wollten, deaktivierten die reichsdeutschen und aldebaranischen „Marsianer“ nach dem unbemannten US-Viking-Unternehmen ganz einfach alle dann folgenden UdSSR- und US-Marssonden in Marsnähe. Ob dabei die Marssonden nur leicht beschädigt, oder aber ganz zerstört wurden, ist bisher un-klar und unbekannt. Zum Thema „Aldebaraner“ ist hier folgendes von Interesse:

Nach der Auswertung der allerneuesten bisher eingegangenen diesbezüglichen Überlieferungen und Informationen wäre ohne das „Vril-7-Fernrundraumschiff-Projekt“-der geheimen deutschen Vril-Gesellschaft ein unmittelbarer persönlich-leiblicher Kontakt zwischen Erdenmenschen und den außerird-ischen und dennoch durchwegs voll menschlichen Aldebaranern wohl nicht zustande gekommen, zumindest nicht mehr in dies-em Jahrhundert. Vor allem aber gäbe es ohne das Vril-7­Projekt mit großer Wahrscheinlichkeit keine bereits seit Jahren unser Sonne-Planeten-Uonde-System frequentierenden aldebaranischen Raumschiffe, von denen zumindest ein Teil die berühmt­berüchtigten sogenannten „UFOs“ darstellen. Im Rahmen des deutschen Vril-7-Projektes entstanden insge-samt zwei unterschiedliche und unterschiedlich erfolgreiche Raumfahrzeuge:

Vril 7

1) Vril-7, interstellares Fernrundraumschiff, leichter Fernraumkreuzer, - überlieferte, rekonstruierte und errechnete technische Angaben:

Durchmesser

= 45 Meter.

Höhe

=15 Meter; einstöckige Raumschiffpiloten- und Passagierzelle oben.

Antrieb

= Triebwerk Y-7/ 0.

Horizontaldurchmesser 58 m, mit SM-Levitator E-24 V.,und Y-Schwing-Glocke verstellbar, Höhe 140 cm, Breite 50 x 70-90 x 50 cm.

Steuerung

= Magnet-Feld-Impulser 4a.

Geschwindigkeit

= maximal Fastlichtgeschwindigkeit = ca. 500 000 km/ sec., im normalkosmischen     Antigravitationsraumflug;    5 x Lichtgeschwindigkeit = ca. 900 000 km/ sec., = Dreifachüberlichteffekt im überräumlichen    Dimensionskanalflug.

Reichweite

= rein theoretisch unbegrenzt, in der Praxis war das geplante Maximum 68 Lichtjahre = ca. 640    Billionen km=64x10 (hoch 13) km= Entfernung zum Aldebaran im Sternbild Stier bei einigen    Wochen Bordzeit und 22,5 Jahren Erd-Universums-Zeit.

Bewaffnung

= 4 x Mk-108-Drillingsbatterien = 4 drehbare Geschützhalterungen mit je 5 gebündelten    Maschinenkanonen Kaliber 5 cm

Kadenz

= Schussfolge 660 Schuss je Mk-108,    2 x Mk-108 Drillingsbatterien an der Raumschiffoberseite,    2 x Mk-108-Drillingsbatterien an der Raumschiffunterseite, vorübergehende Montage eines KSK-

  „Donar“-Strahlgeschützes Kaliber 11 mm im Experimentalstadium in einem schmalen Panzerturm an    der zentralen Raumschiffunterseite leicht seitlich versetzt; Fernsteuerung aller Geschütze an der    Raumschiffunterseite.

Außenpanzerung

= Doppel-Viktalen-Panzerung 1945/ 44, Dreischott-Viktalen-Panzerung 1944/ 45.

Besatzung

= maximal ca. 14 Mann, 2 Mann bei Test Januar 1944.

Weltallfähigkeit

= 100%.

Stillschwebefähigkeit

= vermutlich ca. 25 Minuten wie bei Haunebu-III.

Allgemeines Fugvermögen

= wetterunabhängig Tag und Nacht.

Grundsätzliche Einsatztauglichkeit

= Januar 1944 erster Dimensionskanal-Testflug bei einigen Stunden Bordzeit und einigen Monaten    Erd- und Universumszeit mit Rückkehr in stark beschädigtem Zustand, da sich die Raumschiffzelle   als zu schwach gebaut erwies, wonach Vril-7 nach einer Generalüberholung mit Zellenverstärkung    und zusätzlichen Verkleidungen bis zur Übergabe an die SS im April 1945 nur mehr für    Geheimtransporte auf der Erde verwendet wurde. Sowohl konstruktiv als auch antriebsmäßig war das Vril-7 nur eine stark vergrößerte Version des Vril-1. Ob jedoch auch Vril-1 so wie Vril-7 zu einer

   Dimensionskanalreise fähig war, ist unbekannt.

2) „Vril-Odin“, interstellares Fernrundraumschiff, leichter Fernraumkreuzer, - überlieferte, rekonstruierte und errechnete technische Angaben:

Durchmesser

= 45 Meter.

Höhe

= 22,50 Meter; zweistöckige Raumschiffpiloten- und Passagierzelle oben.

Antrieb Möglichkeit A

= wie bei Vril-7:   Triebwerk Y-7/ 0, Horizontaldurcbmesser 58 m, mit SM-Levitator E-24 V., und Y-Schwing-Glocke    verstellbar, Höhe 140 cm. Breite 50 x 70-90 x 50 cm.

Steuerung

= Magnet -Feld-Impulser 4a.

Antrieb und Steuerung Möglichkeit B

= Y-7/ 0-Vril-7 und Thule-Tachyonator-7c-Haunebu-H-Antrieb in Form einer weiterentwickelten    Rekombination beider ohne bewegliche Teile und dadurch verschleißfrei.

Geschwindigkeit

= maximal Fastlichtgeschwindigkeit = ca. 300 000 km/ sec., im normalkosmischen    Antigravitatlonsraumflug,    3 x Lichtgeschwindigkeit = ca. 900 000 km/ sec., Dreifachüberlichteffekt im überräumlichen    Dimensionskanalflug.

Reichweite

= rein theoretisch unbegrenzt, in der Praxis war das geplante Maximum 68 Lichtjahre = ca. 640    Billionen km = 64-x10 (hoch 13) km = Entfernung zum Aldebaran im Sternbild Stier bei einigen    Wochen Bordzeit und 22,5 Jahren Erd-Universumszeit.

Bewaffnung

= 1 Kuppelpanzerdrehturm von Haunebu-II mit KSK-“Donar“-Strahlgeschütz (Donar KSK HIV) vonVril­   7 Kaliber 11 mm an der Raumschiff Oberseite in der Mitte auf der Raumschiffpilotenzelle; 5 kleinere    abgeflachte Panzerdrehtürme von Haunebu-II mit je 2 von dessen KSK-Strahlgesehütz-Robformen    Kaliber 8 mm an der Raumschiffunterseite in kreisförmiger Anordnung.

Außenpanzerung

= Dreischott-Viktalen-Panzerung.

Besatzung

= 28 Personen (14 Männer, 14 Frauen) im April 1945.

Weltallfähigkeit

= 100%.

Stillschwebefähigkeit

= vermutlich ca. 25 Minuten wie bei Haunebu-III.

Allgemeines Flugvermögen

= wetterunabhängig Tag und Nacht.

Grundsätzliche Einsatztauglichkeit

= im April 1945 Start zum Aldebaran vermutlich von der Gegend Untersberg-Berchtesgaden,

   Deutschland, aus. Vermutlich davor Flugtests auf und im Bereich der Erde, aber ohne

   Dimensionskanalflugtest, da dafür die Zeit nicht mehr ausreichte, denn die militärische Niederlage

   Großdeutschlands stand ja unmittelbar bevor. „Vril-Odin“ war der erste und letzte gelungene

   Prototyp einer Mischung von Vril- und Haunebu-Bauweise, -Antrieb und Bauteilen, denn wahrend

   der reine Haunebu-Antrieb sich für eine Dimensionskanal reise ungeeignet erwies, vermutlich

   verschwand bei einem derartigen Versuch das Glockenraumschiff Haunebu-II „Idun“ auf

   Nimmerwiedersehen im Dimensionskanal, zeigte sich die reine Vril-Bauweise für den

   Dimensions-kanalflug als zu leicht und zu schwach, so daß das Vril-7 nach seinem Dimensionskanal­

   Testflug fast schrottreif wieder landete. Vril-Odin wurde aus verschiedenen Ersatzteilen für das Vril­

 7 und einen Haunebu-II zusammengebaut, was vermutlich wesentlich weniger Zeit brauchte, als der

   Bau des Vril-7.

Vril-Odin

Möglicherweise entstand „Vril-Odln“ erst nach Oktober 1944 basierend auf einer Gedankenstudie eines Haunebu-Vril II/ 3-Kombinationsraumschlffes von dem eine Skizze wie die Klein-version des Vril-Odin aussieht.

Wie die überlieferten Medialberichte besagen, kam „Vril-Odln“ mit seiner Besatzung wohlbehalten im fernen Sonne-Planeten-system Aldebaran-Sumi an und landete dort auf dem Planeten SumiEr, einer sehr erdähnlichen und nur um eine Spur kleineren welt als unsere Erde. Die Führung von SumiEr war bereit, nach der Zusammenstellung einer Raumarmada von 280 Raumkreuzern, diese unter dem Kommando ihres bewährten Raumadmirals Zoder und der ihn begleitenden Vril-Odin-Mannscbaft, über den Dinensionskanal zu unseren Sonne-Planetensystem bis zur Erde zu entsenden, um ihren Bündnispartner Deutschland von seinen Feinden zu befreien. Über transmediale Kontakte zwischen weiblichen Medien der deutschen Vril-Gesellschaft und ebensolchen auf SumiEr, erfolgte nämlich bereits während des 2. Weltkrieg-es zugunsten Großdeutschlands ein Hilfsabkommen militärischer Art mit SumiEr, falls die reichsdeut s ehe Wehrmacht den Krieg verlieren sollte.

Der Medialkontakt zwischen auf der Erde verbliebenen weiblich-en Medien der ehemaligen deutschen Vril-Gesellschaft und ihren Kolleginnen auf dem deutschen Interstellar-Raumschiff „Vril-Odin“, dauerte bis zu rund 2 Jahre nach Landung des deutschen Fernraumschiffes auf SumiEr an. Etwa Anfang 1947 brach dann der Medialkontakt unvermittelt ab. Der Grund dafür blieb bis- her unbekannt. Ebenso bisher unbekannt ist auch, ob irgend-wann später wieder ein solcher Medialkontakt aufgenommen wer-den konnte. Wenn man nun bedenkt, dass das Raumschiff „Vril-Odin“ durch die Zeitverschiebung in Dimensionskanal bei zwar nur wenigen Wochen Bordzeit jedoch erst 22,5 Jahre später, etwa Ende 1967, in der Nähe von Aldebaran-Sumi aus dem Dimensionskanal wieder ins Normaluniversum übertrat und dann mit einer bereits wartenden aldebaranischen Raumkreuzereskorte auf SumiEr landete, dann erfolgte der Medialkontakt zwischen den Vril-Odin-Medien auf SumiEr und den Vril-Medien auf der Erde nicht nur über eine Distanz von 68 Lichtjahren hinweg, sondern auch zwischen zwei Zeitebenen, einer rund 22,5 Jahre früheren und einer rund 22,5 Jahre späteren, also zwischen der bereits realen Gegenwart und einer davon ausgehend nur möglichen Zukunft. Nur durch den Umstand, das alle diese Medien ursprünglich aus der gleichen irdischen Zeitebene von 1945 stammen, ist es wohl zu verdanken, dass zwischen diesen in der Folge dann über einen Zeltraum von rund 22,5 Jahren hinweg überhaupt ein Medialkontakt möglich war. Vermutlich verursacht durch die kosmisch­evolutionsbedingte „unschärfe“ aller zukünftigen nur möglichen, aber nicht so wie die gegenwärtigen unmittelbar realen Zeitebenen, brach dann zwischen diesen beiden der Medialkontakt nach immerhin zwei Jahren plötzlich ab, was nach Erdzeit etwa Anfang 1947 und nach der Dimensionskanalreise von Vril-Odin zeitverschobener SumiEr-Zeit 1969/ 70 gewesen sein muß. Möglicherweise brach jedoch der Medialkontakt zwischen der Erde von Anfang 1947 und SumiEr 1969/ 70 deshalb ab, weil es zwischen

der Erde von 1969/ 70 und dem SumiEr 1969/ 70 wie-der einen Medialkontakt gab, einen Medialkontakt zwischen den Vril-Odin-Medien und vermutlich den weiblichen Nachkom-men der irdischen Vril-Medien. Da nun dieser Medialkontakt auf der gleichen Zeitebene ablief, war er wahrscheinlich ähnlich wie bei Rundfunkwellen so stark und intensiv, dass er den von 1947-1969/ 70 total überlagerte und damit abbrach. Es stellt sich hier nun die berechtigte Frage, ob und wann nun diese „Befreiungsraumflotte“ von Aldebaran-Sumi, vermut-lich mit der Vril-Odin-Besatzung an Bord des Raumflaggschif-fes, endlich zur Erde kommt und damit die Militärführung von SumiEr ihr Hilfsabkommen mit Großdeutschland einhält.

Spekulationen?

Gibt es vielleicht etwa inzwischen gar schon Indizien, die auf ein relativ baldiges Kommen dieser Raumflotte hinweisen? Rekonstruieren wir einmal was geschieht, wenn eine ganze Flotte von riesigen interstellaren Fernraumschiffen aus dem überräumlichen Dimensionskanal, vergleichbar dem hypotheti-schen „Tachyonenraum“, kommend, in kosmisch gesehen relativ-er Nähe von Sonne-Erde mit allerhöchster Fastlichtgeschwind-igkeit in unser Normaluniversum überwechselt und hier dann allmählich bis auf einen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit abbremst. - Zunächst einmal müssen wir uns klar machen, dass, sagen wir in immerhin 1 Lichtjahr von Sonne und Erde entfernt, eine plötzlich im Weltraum mit Fastlichtgeschwindigkeit auftauchende Armada von 280 riesigen Raumschiffen von Asteroidengröße und -masse im Weltraum einen starken Gravitations-schock erzeugt, der nicht nur im Randbereich unseres Sonne-Planetensystems, sondern abgeschwächt bis zum Erde-Sonne-Be-reich Auswirkungen hat.

Diese Auswirkungen im solaren Randbereich betrifft vor allem die hier befindliche Kometenwolke, die „Oortsche Wolke“, be-nannt nach dem niederländischen Astronomen «Jan Hendrik Oort, der ihre Existenz bisher rein rechnerisch postulierte, welche sich in einer Sonnenentfernung von 2 bis 7,5 Billionen Kilo-metern, also bis zu 5/ 4 Lichtjahre in den Weltraum erstreckt. Hinter der Neptunbahn zwischen 5 Milliarden bis 2 Billionen Kilometern befindet sich die „innere Kometenwolke“ und zwi-schen der Uranus- und der Neptunbahn, zwischen 5 bis 5 Milli-arden Kilometern, liegt dann der „Kuiper - Kometengürtel“, benannt nach dem niederländischen Astronomen Gerard Kuiper. In diesen beiden Kometenwolken und dem Kometengürtel befinden sich einige Billionen Kometen mit einer Gesamtmasse von maxi-mal 10 Erdmassen.

Allgemein besser bekannt ist wohl der sogenannte „ASTRIDEN-GÜRTEL“ zwischen Mars und Jupiter, bestehend aus staubkorngroßen bis rund 1.000 Kilometer großen, kugelförmigen, atmosphär-enlosen Himmelskörpern. Über die Gesamtmasse der Asteroiden gibt es unterschiedliche Berechnungen und Schätzungen die sich zumeist unterhalb der Masse des Erdmondes bewegen. Vielleicht stellt dieser in einer Entfernung von rund 450 Millionen Kilo-metern die Sonne umkreisende kosmische Staub- und Kleinplanet-enring die noch verbliebenen Kerne aus Gestein und Erzen eines einstigen „inneren Kometengürtels“ in einem urzeitlichen Sonne-Planetensystem dar, oder aber es handelt sich einer schon etwas älteren Theorie zufolge, um einen kleinen, noch vorhand-enen Bruchteil eines vor Urzeiten geborstenen, erdähnlichen transmarsianischen Planeten, dessen Hauptmasse im Laufe von Äonen sowohl auf seine ehemaligen beiden Nachbarplaneten Mars und Jupiter als Kleinmonde verteilt wurde, oder auf deren Oberflächen niederstürzten, als auch auf einer in der Sonne endenden Spiralbahn zum Teil auch auf den inneren Planeten Erde (und auf dem Erdmond), Venus und Merkur niedergingen und sie verwüstet-en (Mars wird unbewohnbar, auf der Erde sterben plötzlich die Dinosaurier aus, die erdähnliche wasserreiche Venus wird zur Planetenhölle, Merkur erhält eine Krateroberfläche wie der Erdmond) .

Sowohl Kometen, gigantische „schmutzige Schneebälle0 aus Wassereis, gefrorenen Gasen, kosmischem Staub und Asteroiden im Kerngebiet, als auch Asteroiden aus dem Asteroidenring, er-fahren bei starken gravitationellen Einwirkungen aus dem interstellaren Raum erhebliche Bahnstörungen, die einige von ihn-en eine sonnenwärts führende Spiralbahn einnehmen lassen. Auf den solaren Planeten, für uns vor allem von Interesse auf der Erde, führen „Gravitationsschocks“ aus dem Interstellarraum bei entsprechender Stärke zu Serien von Erdbeben und Vulkanausbrüch-en, begleitet von fallweise überdurchschnittlich zahlreichen Meteoritenniedergängen und sich der Erde kosmisch gesehen be-drohlich nähernden meter- bis kilometergroßen Asteroiden. Nun, all das ist seit

Anfang der Neunzigerjahre der Fall und geschehen, wie man wohl in allen Zeitungen nachlesen konnte und sogar für erdbebensicher gehaltene Gebiete wie Ägypten, wurden von schweren Erdbeben mit Todesopfern heimgesucht! Auch verhielten sich manche „Meteoriten“ innerhalb der Erdat-mosphäre und „Asteroiden“ in Erdnähe eher wie kleine und große Aufklärungsraumschiffe, also wie künstliche und nicht wie na-türliche kosmische Objekte.

In diesem Zusammenhang ist eine gelinde gesagt sehr seltsame Pressemeldung aus Nordamerika Mitte 1990 von Interesse, die in einem derjenigen englischsprachigen obskuren Blätter erschien, die ausschließlich zur Belustigung ihrer Leser stets nur frei erfundene und total verrückt erscheinende Berichte veröffentlichen. In wenigen Worten besagte nun dieser „Bericht“, der wohl ganz offensichtlich und unmißverständlich als „April-scherz“ gedacht war, „am 2. April 1990 wäre im Nordatlantik eine birnenförmige Raumkapsel mit drei jungen reichsdeutschen Astronauten an Bord gelandet und von einem US-Kriegsschiff geborgen worden. Die drei Männer waren 1945 mit einer drei-stufigen deutschen Weltraumrakete, einer Weiterentwicklung der legendären „V-2-Rakete“, ins All gestartet, aus unerklär-lichen Gründen aber ohne längere Bordzeit erst 1990 wieder auf der Erde völlig ungealtert gelandet“!

Bald nach diesem „Aprilscherzbericht“ kam nun „zufällig“ die Erde vor lauter Erdbeben bis heute nicht zur Ruhe, brachen rund um die Erde herum immer wieder Vulkane aus, kamen allerlei Asteroiden angeschwebt und gab es die spektakulärsten Meteorsichtungen und Niedergänge.

In Kenntnis der Medialberichte von „Vril-Odln“ könnte man nun durchaus zu dem Schluß gelangen, dass diese scheinbare „Zeit-ungsente“ bis auf die Sache mit dieser Art „Super-V-2-Welt-raumrakete“ tatsächlich stimmt, oder zumindest teilweise richt-ig ist. War vielleicht hier bereits eine reichsdeutsche Ab-ordnung im Auftrag der Aldebaraner-Raumarmadaführung in den USA gelandet und stellte diesen ein Ultimatum? - Nun, wie auch immer, am 5. Oktober 1990 erfolgte die Teilwiederverein-igung Deutschlands durch die Fusionierung der BRD und der DDR zu einer „Groß-BRD“ und nur wenig später zerfiel die „UdSSR in Rußland und mehrere sich teilweise bekriegende, bankrotte Staaten, womit nur mehr die USA als „Supermacht“ existiert. Doch diese „Supermacht USA“ die ziemlich offensichtlich im Auftrag von Israel Anfang 1991 einen Angriffskrieg gegen den Irak führte, brach diesen völlig überraschend urplötzlich knapp vor dem bereits greifbar nahen Sieg ab, so als ob je-mand den USA ein Friedensultimatum gestellt hätte. - Ein Ultimatum von Aldebaran?

Falls nun diese ganzen hier aufgezählten Indizien mit dem Eintreffen der Aldebaraner-Raumarmada um 1990/ 91 in etwa 1 Lichtjahr (= 9,46 Billionen km) von Erde-Sonne entfernt zu tun hätten, dann sind wir nun in der Lage grob abzuschät-zen und zu kalkulieren, innerhalb welcher Zeitspanne diese Baumflotte von Aldebaran die Erde erreichen könnte:

Wenn also die Aldebaraner-Raumarmada 1990/ 91 aus dem Über-raum-Dimensionskanal 1 Lichtjahr von der Erde-Sonne entfernt wieder ins Normaluniversum überwechselte, dann mußte sie schleunigst ihren fastlichtschnellen Flug abbremsen, denn ein fastlichtschneller Raumflug der Gesamtflotte zur Erde würde infolge der im „hochrelativistischen Geschwindigkeitsbereich“ von den Raumschiffen erzeugten „Gravitationsschocks“ unser Sonne-Planetensystem nicht nur arg verwüsten, sondern vor allem den Zielpunkt Erde womöglich bersten lassen, womit dann ein zweiter „innerer Asteroidengürtel“ entstünde. Mit Sicherheit würde die Raumarmada also nur mit einem Bruch-teil der Lichtgeschwindigkeit bis zu Erde vorstoßen. Hier nun eine kleine Tabelle, bei welcher Geschwindigkeit ohne eine Gefährdung der Erde und gleichzeitig bei Einhaltung einer nicht allzulangen Reisezeit die Raumflotte bei der Erde eintreffen könnte, wenn sie rund 1 Lichtjahr von unserer Sonne entfernt startet:

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 5 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1993/ 94;

Abflug 1990/ 91 bei ¼ Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1994/ 95;

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 5 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1995/ 96;

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 6 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1996/ 97;

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 7 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1997/ 98;

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 8 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1998/ 99; Abflug 1990/ 91 bei 1/ 9 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 1999/ 2000;

Abflug 1990/ 91 bei 1/ 10 Lichtgeschwindigkeit = Erdankunft 2000/ 2001; - usw.

Die Raumflotte würde also vermutlich mit einem Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit mit der Sonne als Sichtschirm bis vielleicht zur Marsbabn vorstoßen, doch hier dann weiter bis auf wahrscheinlich 20 bis 50 km/ sec., abbremsen, um erst dann sichtbar auf Erdkurs zu gehen, bei der Erde ange-langt eine Kreisbahn einschlagen, um dann ihren Auftrag zu erfüllen. Genausogut bestünde jedoch auch die Möglichkeit, dass die Aldebaraner und ihre irdischen Verbündeten so wie bisher im Geheimen weiterwirken und ihre Invasionsraumnotte nur „für den Fall der Fälle“ für unbestimmte Zeit an den Grenzen unseres Sonne-Planetensystems abwartend bereithalten!

Quellenangabe: Fortlaufender Text basiert auf Quellen aus dem Templer-Archiv Wien. Die Quellen von Text- und Bildauszügen sind auf den jeweiligen Tafeln angegeben und ersichtlich.

Vril

Die Zeitmaschine, das Prinzip, der Untersberg, Tornados

Es hat nie eine Vril - Gesellschaft gegeben ...

Logo der Vril - Gesellschaft

Um die Jahreswende 1921/ 22 löste sich aus der Peripherie der Thule-Gesellschaft eine zunächst kleine Gruppe heraus, die vorwiegend aus jungen Damen bestand.

Ihr Anliegen war u.a. der Kulturkampf gegen die in den Zwanzigerjahren zunehmend aufkommende Mode kurzer Frisuren für Frauen, was als kulturlos und Entwürdigung der Frau verstanden wurde ­aber auch wegen der Wichtigkeit als „magische Antennen.“ Pferdeschwanzfrisuren, die damals ansonsten noch niemand kannte, wurden zur internen Vereinstracht in jenem Kreise, der sich „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ nannte. Im Untertitel stand die Bezeichnung Vri - Il, aus der später „Vril“ wurde. Das Signet dieser spirituellen Vereinigung wurde ein Frauenkopf mit langem Pferdeschwanz (genannt: Seepferdchen).

Maria, Vril Chefin

Dieser Zirkel junger Damen, geleitet von Maria und Traute, einer Wienerin und einer Münchnerin, erwies sich als ebenso geschickt wie tatkräftig. Die Damen traten nicht als esoterische Vereinigung auf (damals sprach man von okkult), vielmehr schufen sie sich einen Firmenmantel. Als 1941 dann alle esoterischen Vereinigungen in Deutschland verboten wurden, betraf die sie „Antriebstechnischen Werkstätten Vril“ naturgemäß nicht.

 Traute        Sigrun

Inzwischen hatte sich ein florierendes Unternehmen entwickelt, das u.a. für die Adam Opel AG tätig war, obwohl das Schwergewicht der Bemühungen im Bereich der Luftfahrt lag - oder richtiger; der Weltraumfahrt, denn die Damen wollten ein „Sternenschiff“ bauen, resp. bauen lassen, dafür engagierten sie Männer.

Schwarze Sonne

Von der Flugzeugfabrik Arado war ein Gelände in Brandenburg übernommen worden.

Dort entstanden vermutlich zwischen 1943 und 1944 die diskusförmigen Geräte Vril 7 und Vril 8. Es dürfte aber auch ein unmittelbares Zusammenwirken mit Arado gegeben haben. Etwa der Entwurf Ar E 555 stammte von den Reißbrettern der Damenriege, allerdings für einen unkonventionellen Antrieb vorgesehen; erst später schuf Arado einen Entwurf für Düsenantrieb.

Nachkriegsdarstellung über Flugscheiben

Die Vril - Damen dürften einige gute Verbindungen zu hohen Offizieren der Wehrmacht gehabt haben, etwa zu Erich von Manstein, Adolf Galland oder Karl Dönitz, insbesondere aber zu Wilhelm Canaris, dem Chef der Abwehr. Dieser unterstützte die Arbeiten an neuartigen Waffen, da das Reichsluftfahrtministerium in erschreckender Weise ignorant zeigte. Wahrscheinlich schon Ende 1941 entstand der Geheimbund „Die Kette,“ in deren Rahmen neue Technologien gefördert wurden. Der „Vril“ - Kreis war nicht nationalsozialistisch, es wäre aber auch falsch, ihn dem Widerstand gegen das NS - System zuzuordnen. Der Krieg nötigte zur Loyalität.

Die „Vril - Damen“ spielten in diesem Kreis zweifellos eine wichtige Rolle. Eine „Vril - Gesellschaft“ hat es jedoch unter diesem Namen nach außen hin nie gegeben. Nur unter sich verwendeten die Damen diese Berechnung.

Doppelsignet

Kette

Vril-Gesellschaft - Geheimnis im Ungewissen

Der Z-Plan kann separat bezogen werden. Das Original hat nun ein definitives Ende bekommen. Andere Versionen, welche nicht ganz legal im weltweiten Netz kuriseren unterscheiden sich somit vom Original.

Bezugsquelle von „Der Z-Plan“ von Ralf Ettl: Damböck-Verlag, Markt 86, A-3321 Ardagger (Österreich), Tel: 0043/ 7479/ 6329

Ein kleiner Textauszug aus dem letzten Teil von der Z-Plan:

...So verließ Lukowsky das Haus an der Rheinalle; voller Gedanken an seine Tochter und an Vera, die Siglinde zu ihrer Erbin gemacht hatte - und damit, genaugenommen, auch ihn. Siglinde hatte das offenbar sehr genau verstanden, viel besser als er, der er erst jetzt allmählich begriff, was dies hieß: 'Es ist wohl wahr, wir sind unser Schicksal - Du bis das meine und ich bin das Deine.' - Und: 'Wir sind die Vollstrecker der Apokalypse.' Ernst Lukowsky - Vera Jörgens' Erbe. Und was bedeutete das? Den großen Drachen zu besiegen, mitkämpfen in der letzten, entscheidenden Schlacht, der Schlacht von Hermaggedon! Lukowsky lenkte den Wagen auf die nächtliche Autobahn, in Richtung Berlin. Dort gab es etwas zu tun. Er hatte keine Ahnung, was das sein mochte. Sicher nur ein Kleines auf dem großen Weg. Das war auch nicht wichtig, wichtig war, daß er dabei sein würde wenn die Fanfaren ertönten und die Trommeln gerührt wurden über dem Walserfeld und die Flagge mit dem Zeichen des Menschensohns stieg. ...

Mit jedem Versuch, den realen Hintergründen der „Vril“-Gesellschaft und den mit dieser zusammen­hängenden Rätseln näher zu kommen, eröffnen sich neue Labyrinthe des Ungewissen, ein Verwirrspiel an Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten, Eventualitäten. Kaum scheint es so, als habe man an diesem oder jenem Punkt weitgehende Sicherheit gewonnen, lugt auch schon wieder das Ungewisse dazwischen hervor. Was wir neulich schon als fast sicher annahmen, wissen wir dann doch wiederum nicht wirklich ... Wenn dies alles mehr als bloße Mystifikation ist, so haben wir es mit einem derart perfekt verschlüsselten System vollkommener Geheimhaltung zu tun, daß es buchstäblich unmöglich bleiben dürfte, diesen Dingen jemals auf den Grund zu kommen. Gerade darin aber liegt vielleicht ein Hinweis darauf, daß wir von durchaus realen Dingen sprechen. Zwangsläufig müssen diese - hat es sie gegeben - unter einem vielschichtigen Mantel von Tarnung, gezielter Irreführung und Geheimhaltung nach allen Regeln der Kunst verborgen liegen. Wäre es anders, ergebe das ganze keinen Sinn.

Die eben geschilderte Lage gibt engagierten Autoren sicher ein gewisses Recht, mit Schlußfolgerungen zu arbeiten. Auf diesen Blättern indes soll auch dies vermieden werden. Den Rahmen des „wahrscheinlich Wahren“ zu finden, ist hier ohnehin schwierig genug.

Was wissen wir also - sofern wir überhaupt etwas wissen - nachdem es vor Jahr und Tag verhältnismäßig einfach zu sein schien, das „Vril-Projekt“ zu durchschauen, einschließlich mancher sehr phantastisch anmutender Komponenten. Das hätte im Grunde schon mißtrauisch stimmen müssen. Aber mitunter vergeht Zeit, ehe Menschen die nötige Distanz zu interessanten Themen gewinnen. Dabei hätten vergleichende Betrachtungen schnell zu der Erkenntnis führen können, daß technische Neuerungen in jener Zeit zwar in großem Umfange von der deutschen Industrie geschaffen wurden, daß die politische Führung diese jedoch fast ausnahmslos ignorierte. Deshalb ging der technische Vorsprung Deutschlands während des Kriegs an den Fronten verloren - obwohl dieser Vorsprung bei den Industrie immer größer wurde, auf allen Gebieten, bei den Flugzeugen ganz besonders. Die Amerikaner ermittelten den technischen Vorsprung Deutschlands 1945 auf zehn bis 15 Jahre.

Die deutsche Führung aber erkannte dies erst in der Schlußphase des Krieges, als es längst zu spät war. Das Konzept, der größeren Quantität des Gegners die eigene höhere Qualität entgegenzustellen (wie z.B. General Galland es immer wieder forderte), wurde nicht in die Tat umgesetzt, obschon dies ohne weiteres möglich gewesen wäre. Für die deutschen Soldaten an den Fronten aber schlug sich der technische Vorsprung nicht nieder. So lag beispielsweise die Hauptlast der Luftraumverteidigung bis zuletzt auf den Schultern der bei Kriegsende schon elf Jahre alten Me 109, während neue, überlegene Flugzeuge, die längst verfügbar waren, nicht in Serienproduktion gingen. Dasjenige Land, daß über die modernste Technik verfügte, die besten Flugzeuge und U-Boote hatte, versäumte alle damit verbundenen Chancen - bis es dann viel zu spät war, das Blatt noch zu wenden. Die Verantwortung dafür lag nicht bei der Truppe und nicht bei der Industrie, sondern ausschließlich bei der politischen Führung. So manchen, die behaupten, wir hätten den Zweiten Weltkrieg durch Verrat oder sonstige Unwägbarkeiten verloren, sei gesagt: Nein, wir haben diesen Krieg durch laufende Fehler der nationalsozialistischen Regierung verloren. Dies betraf sowohl unqualifizierte Einmischung in die Strategie wie insbesondere auch Ignoranz gegenüber den technischen Erfordernissen. Erst in der letzten Kriegsphase sollten dann plötzlich Wunderwaffen retten, was zuvor versäumt worden war.

Diese Anmerkung ist wichtig, weil sie zeigt, das Entwicklungen wie das „Vril-Projekt“ ganz gewiß nicht aufgrund weitsichtigen Handelns der politischen Führung entstanden sein können. Im Gegenteil ist davon auszugehen, daß solche Ideen ebenso behindert wurden wie etwa die Düsenflugzeuge oder die Elektro-U-Boote; zwei ggf. kriegsentscheidende Waffen, die ohne weiteres rechtzeitig hätten zum Einsatz gelangen können. Der Krieg würde dann einen anderen Ausgang genommen haben. Technik kann nicht lügen, somit sehen wir hier objektive Faktoren.

Im Lichte dieser objektiven Fakten erscheinen jene Quellen glaubwürdig, die aussagen, das „Vril-Projekt“ und andere unkonventionelle Fluggeräte seien aufgrund reiner Privatinitiative entstanden, ohne jede staatliche Unterstützung. Allein Admiral Wilhelm Canaris, der Chef des großdeutschen Geheimdiensts, habe Hilfestellung geleistet, insbesondere in Form von Rohstoff- und Materialbeschaffung.

Dies führt nun ziemlich direkt zu der einzigen vorhandenen Spur, der nachzugehen sich wohl lohnen könnte: Die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ (intern auch Vri-Il- und Vril-Ges. genannt), gegründet 1921 in München, hervorgegangen aus der Peripherie des „Thule-Gesellschaft,“ 1926 in die Firma „Antriebstechnische Werkstätten.“ umgewandelt, 1937 aufgrund eines nicht näher defininerbaren Zusammenwirkens mit den Arado-Flugzeugwerken vorwiegend in Brandenburg tätig, bis 1945, mit Kriegsende erloschen. Von dort kam - wenn überhaupt - das „Vril-Projekt.“

Welche Menschen betrieben dies alles? Gründerin der Gesellschaft war eine junge Wienerin, Maria O..

Sie hatte bereits während des Ersten Weltkriegs mit deutschnationalen und quasi esoterischen Persönlichkeiten Verbindung. So mit Karl Haushofer und Rudolf von Sebottendorf. Im Jahre 1919 lernte sie einen Münchner kennen, mit dem sie später verlobt war (nach 1945 soll sie ihn in Schweden geheiratet haben, was jedoch ein Gerücht ist, über den Verbleib von Maria O. ist nichts Sicheres bekannt). Maria O. beteiligte sich an der Gründung des Thule-Ordens. Sie hat dort sicher auch Männer wie Rudolf Hess und Adolf Hitler kennen gelernt. Außerdem war sie mit Erik Jan Hanussen bekannt, dieser suchte sie auf. Vielleicht hatte das keine Bedeutung. Da der Thule-Orden sich zunehmend nur mehr mit politischen Anliegen beschäftigte, gründete Maria zusammen mit ihrer engsten Freundin Traute, einer Münchnerin, sowie anderen jungen Damen eine eigene Vereinigung, die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik.“ Diese jungen Damen führten u.a. einen Kulturkampf gegen die Entwürdigung der Frau durch damals aufkommende kurze Frisuren. Auf alle Fälle: Das sind sehr fesche junge Damen gewesen, die Männern gefallen können, und dabei sehr selbstbewußt ­zumindest das steht zweifelsfrei fest. Ihre Geisteshaltung war traditionalistisch ausgerichtet, orientierte sich an Renaissance und Antike.

1921 taucht erstmals der Begriff „Kette“ auf (der später, in anderer Bedeutung, von Canaris ebenfalls verwendet werden sollte). Zunächst wurde unter dem Begriff „Kette“ die Linie der geistigen Tradition verstanden, die vom alten Babylon über Karthago, Rom und Germanien, die deutsche Geheimsektion der Tempelritter und den venezianischen Ordo Bucintoro der Renaissance sowie die Panbabylonische Gesellschaft bis in die Gegenwart führte. Das tragende Motiv bei alledem war die kommendeHerrschaft der Göttin (Venus/ Ischtar) in einem neuen Äon. Der Gemeinschaft um Maria O. ging esum die Überwindung der Moderne und die Wiedergeburt der Antike, um ein neues Atlantis-Ideal nach Plato. Dabei spielten sicher auch verschiedene magische Momente eine Rolle, auf die hier nicht im einzelnen eingegangen werden kann. Wichtig ist jedoch der Jenseitsglaube, der in jenem Kreise herrschte - und die Idee, durch Anwendung technischer Mittel in einem Apparat eine bestimmte Schwingung zu erzeugen, durch die es möglich sein sollte, nach der Gesetzmäßigkeit der Affinität von Schwingungen in das Jenseits zu reisen - in die Welten der Götter ... Das klingt phantastisch, doch die Vereinigung junger Damen um Maria O. bewies bald, nicht nur fest auf dem Boden der Wirklichkeit zu stehen, sondern auch außerordentlich geschäftstüchtig zu sein.

Schon 1922 engagierten die Damen geeignete Techniker für ihre Vorhaben. Unter diesen befand sich zeitweilig auch Dr. W.O. Schumann, der sich mit Schwerkraft und Elektrogravitation beschäftigte. Ob das mehrfach erwähnte Projekt „Jenseitsflugmaschine“ tatsächlich fertiggestellt worden ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Es ist aber wohl daran gearbeitet worden, und - so darf gemutmaßt werden - damit wurde der Grundstein für die späteren unkonventionellen Fluggeräte gelegt.

Die Verbindungen zum Thule-Orden sind damals wahrscheinlich sehr lose gewesen, sofern solche überhaupt noch bestanden haben. Nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus löste der Thule-Orden sich auf, zum Teil wohl in der SS. Die „Alldeutsche Gesellschaft für Metaphysik“ aber war inzwischen längst zu der Firma „Antriebstechnische Werkstätten“ geworden. Der Kreis umfaßte zu dieser Zeit etwa 40 Vollmitglieder, fast ausschließlich Damen. Ein enger Freund soll schon verhältnismäßig frühzeitig Kurt Tank geworden sein, der Chefkonstrukteur von Focke-Wulf, auch die Verbindung zu Ernst Heinkel galt später als betont freundschaftlich. Die Angestellten und Arbeiter der Firma hingegen sind in Hintergrundpläne sicherlich nicht eingeweiht gewesen.

Diese Firma hat offenbar mit gutem Erfolg gearbeitet, ohne daß dabei etwas Auffälliges offenkundig geworden wäre. In den Jahren 1931 und dann 1934 dürften die ersten Fluggeräte gebaut und er­probt worden sein. Zu dieser Zeit war der Hauptkunde der Firma scheinbar die Adam Opel AG, die möglicherweise auch in das Flugmotorengeschäft vorstoßen wollte. Vordergründig beschäftigte sich die Firma aber wohl in erster Linie mit Maßnahmen zur Leistungssteigerung vorhandener Opel-Motoren. Aber es gab offenbar auch Verbindungen zu den Firmen Adler, Dornier, Focke-Wulf und Schlieper, später auch zu Heinkel und Arado. Darüber hinaus hatten die Damen gute persönliche Kontakte zum konservativen Offizierskorps, so zu Erich von Manstein und August von Macksensen, später auch zu Adolf Galland, Karl Dönitz und anderen. Die bedeutsamste Verbindung war aber sicher die zu Wilhelm Canaris. Dabei scheint es sich um eine persönliche durch Traute gehandelt zu haben. Auf alle Fälle sieht es so aus als habe Admiral Canaris - als Chef der „Abwehr“ einer der mächtigsten Männer des Dritten Reiches - die Bemühungen der „Antriebstechnischen Werkstätten“ immer wieder unterstützt, sogar noch zwischen 1944 und 1945, als er im Konzentrationslager Flossenbrüg inhaftiert war. Wenn er dazu trotz Haft die Möglichkeit hatte, so war dies Heinrich Himmlers Einwirken zu verdanken - ein sonderbarer Aspekt, über den noch zu sprechen sein wird.

So lange Frieden herrschte, haben sich die Damen offenbar darauf konzentriert, durch ihre Firma Geld zu verdienen, um ihre phantastisch anmutenden Träume verwirklichen zu können. Bis Ende 1935 scheint die Firma ein Versuchsgelände in der Nähe von Oberschleißheim bei München besessen zu haben. Dann ist wohl der Wunsch nach einem größeren und zugleich unauffälligeren Areal aufgetaucht. 1936 dürfte die Firma für wenige Monate in einer entlegenen Gegend Nordwestdeutschlands gearbeitet haben. Dort entstanden Pläne für ein Projekt namens „Hauneburg.“ Dieses ist aber wohl nicht weiterverfolgt, sondern an die Flugzeugfabrik Arado verkauft worden. Von Arado pachtete die Firma 1937 ein brachliegendes Areal in Brandenburg. Obwohl die Büros bis Anfang 1945 in München blieben, dürften alle weiteren Arbeiten der Firma dann in Brandenburg stattgefunden haben, bis Kriegsende (die Bezeichnung jenes Areals als „Vril-Gelände“ ist nicht gesichert).

Mit Ausbruch des Kriegs, stellten die Damen ihre Visionen zurück und bemühten sich, etwas für den Sieg beizutragen. Die Firma hat offenbar an verschiedenen offiziellen Rüstungsprojekten mitgearbeitet und auch Zulieferungsaufgaben übernommen. Besonders eng war sicherlich die Zusammenarbeit mit Arado, aufgrund der Freundschaft zu Kurt Tank aber auch mit Focke-Wulf. Dies dürfte u.a. zur Mitwirkung an der Konstruktion Ar E 555 und eventuell an der FW 1000 geführt haben. Die Firma der Damen hat unterdessen aber offenbar versucht, ihre unkonventionelle Antriebstechnik für militärische Objekte nutzbar zu machen. So soll ein verhältnismäßig kleines diskusförmiges Fluggerät unter der Bereichnung VR (Vril) 1 entstanden sein, das aber wohl nicht vollendet wurde.

Inzwischen sind vermutlich anderer Orten Experimente mit verschiedenartigen Flugscheiben unternommen worden. Dabei taucht die Merkwürdige Bezeichnung „Haunebu“ auf, die an Hauneburg erinnert. Die Firma Arado, an welche die Hauneburg-Pläne verkauft worden sein dürften, hat mit den „Haunebu“-Geräten aber sicher nicht experimentiert, diese werden vielmehr in Wiener Neustadt und Augsburg vermutet.

Erst im Jahre 1943 erscheint auf dem Firmengelände in Brandenburg das Gerät VR (Vril) 7, ein diskusförmiger Flugkörper von ca. 45 Metern Durchmesser mit einem verhältnismäßig großen Aufbau für eine Besatzung. Von allen Berichten und Erzählungen über deutsche „UFOs“ erscheint dieses VR 7 am greifbarsten. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Versuchen, senkrecht startende Maschinen mit Tragschrauben zu bauen, entspricht das VR 7 durchaus den Vorstellungen eines mit völlig unkonventionellem Antrieb ausgestatteten Weltraumschiffs. Mindestens eines dieser Geräte scheint fertiggestellt worden zu sein, eventuell sogar zwei. Möglicherweise gab es darüber hinaus ein VR (Vril)

8, das für einen weitreichenden Weltraumflug vorgesehen war. Doch dieser Aspekt soll hier nicht näher erörtert werden. Nur so viel: Der Flug sollte gewissermaßen durch das Jenseits führen, unbehindert durch die Naturgesetze des Diesseits, sollte es keine Schwierigkeit darstellen, schnell zu weit entfernten Gestirnen zu fliegen - um Hilfe zu holen ... Es gibt echt wirkende Hinweise auf solche Ideen. Vielleicht ist dies in der verzweifelten Lage Anfang 1945 noch versucht worden? Damals wurde manches versucht. Und die Damen hegten solche Träume schließlich schon lange ... Wer weiß!

Welche konkreten Spuren können wir heutzutage von alledem auffinden? Fast gar keine! Eine mögliche Spur führt zu dem geheimnisumwobenen „Z-Plan“ von Admiral Canaris, einen Plan, den es offiziell niemals gab. Diese Bezeichnung meint nicht den alten Z-Plan der Marinerüstung, sondern den „Zukunfts-Plan,“ der in der Abteilung „Z“ der Abwehr in aller Heimlichkeit ausgearbeitet und ins Werkgesetzt wurde. Dies ist vielleicht das letzte wirkliche Geheimnis aus der Ära des Dritten Reiches.

Im Februar 1944 wurde Admiral Canaris unter dem Verdacht des Verrats festgenommen. Beweise gegen ihn gab es nicht, er wurde auch nicht verurteilt. Es ist vorstellbar, daß diese Verhaftung nichts anderes als eine Tarnung gewesen ist. Nach dem Krieg kam die Behauptung auf, es seien verräterische „Canaris-Tagebücher“ gefunden worden, doch solche hat es nie gegeben. Von der Haft aus konnte Canaris weitgehend frei agieren. Dafür sorgte insbesondere Himmler, der offenbar auch engen Kontakt mit ihm unterhielt. Himmler versuchte, einen Separatfrieden mit den Westmächten auszuhandeln. Canaris glaubte nicht an eine solche Möglichkeit, er wollte vielmehr Vorkehrungen für kommende Generationen treffen und eine allerletzte Reserve schaffen, gewissermaßen eine Abschreckungswaffe gegen Morgenthau-Plan oder Ähnliches. Am 9. April 1945 wurde Canaris hingerichtet. Doch zu diesem Zeitpunkt war wahrscheinlich schon alles Notwendige getan.

Admiral Canaris soll einen Geheimbund ins Werk gesetzt haben, darauf ausgerichtet, notfalls über mehrere Generationen zu halten: „Die Kette“ Diesem Geheimbund sollten für den Fall des Falles oder zur gegebenen Zeit die nötigen Mittel zur Verfügung stehen, in mehreren unterirdischen Anlagen verborgen. Wir wissen nicht, was es damit wirklich auf sich hat. Falls aber von den geheimnisvollen „Fliegenden Untertassen“ des deutschen Reiches noch etwas vorhanden sein sollte, dann wahrscheinlich in einer der nie aufgefundenen Angalgen von Wilhelm Canaris' Z-Plan.

Niemand weiß, was ist von alledem wahr, was womöglich gezielte Irreführung, was Trug oder auch unbeabsichtigte Selbsttäuschung. Sehr leicht nehmen solche Dinge Eigendynamik an. Was uns gestern nur möglich vorkam, erscheint morgen vielleicht, als ob es wirklich so war - und das stimmt ja womöglich sogar ... Wer weiß? Denken und Träumen vermengen sich in solchen Themenkreisen allzu leicht. Was wirklich war - wir wissen es nicht! Wilhelm Canaris könnte eventuell Antwort auf manche Fragen geben - doch der würde es sicher nicht tun. Von den Damen der „Vril-Gesellschaft“ gibt es seit Kriegsende keine erkennbare Spur, nicht mehr als vage Gerüchte und das Wissen, daß sie ihre Haare lang trugen und daß es sie gegeben hat - vor nun mehr als einem halben Jahrhundert. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gelten viele Menschen als verschollen - noch immer. So ungewöhnlich ist auch das also nicht. Vielleicht trafen Bomben ihre Brandenburgisches Quartier.

Doch gerade wenn dies alles Wirklichkeit wäre - dann eben so gut versteckt, getarnt und verschleiert, daß keiner von uns es zu ergründen vermöchte! - Das wüßte dann allein: Die Kette!

Ralf Ettl Z-PLAN

Das Leben ist immer heute; nie gestern, nie morgen ­immer, heute.

George Armstrong Custer

Admiral Wilhelm Canaris

Nachstehend nun, aus den Quellen des Deutschen Historischen Museums Berlin, eine Kurzbiographie über Admiral Wilhelm Canaris:

Wilhelm Canaris

Militär

1887

7. Dezember: Wilhelm Canaris wird in Aplerbeck (Westfalen) als Sohn des Industriellen Carl Canaris und dessen Frau Auguste (geb. Popp) geboren.

1905

Nach dem Abitur tritt Canaris in die kaiserliche Marine ein, wo er zahlreiche Fahrten in südamerikanische Gewässer unternimmt.

1914

Im Ersten Weltkrieg dient er auf dem Kleiner Kreuzer „Dresden“ und nimmt an der Seeschlacht bei den Falklandinseln teil.

1915

Nach der Selbstversenkung der „Dresden“ flieht Canaris nach Chile und wird interniert. Er kann jedoch von dort fliehen und nach Deutschland zurückkehren.

1916

Als Kapitänleutnant führt er im Auftrag der Admiralität einen Geheimauftrag in Spanien aus.

1917/ 18

Auf eigenen Wunsch wird er wieder an der Front eingesetzt und hat das Kommando über ein U-Boot im Mittelmeer.

1918/ 19

In der Novemberrevolution unterstützt Canaris als Verbindungsoffizier die Bildung von Bürgerwehren zur Niederschlagung der revolutionären Bewegungen.

1919

Er ist Mitglied des Kriegsgerichts, das die des Mordes an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg beschuldigten Angehörigen des Freikorps der Garde-Kavallerie-Schützendivision größtenteils freispricht. Canaris wird zur Adjutantur von Reichswehrminister Gustav Noske berufen. Heirat mit der Industriellentochter Erika Waag, mit der er zwei Kinder hat.

1920

März: Canaris unterstützt den Putsch von Walther von Lüttwitz und Wolfgang Knapp. Er wird inhaftiert, aber nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Trotz seiner Ablehnung der Weimarer Republik und des Versailler Vertrag verbleibt er in seiner Position. Juli: Als Admiralstabsoffizier in der Ostseeflotte wird er Erster Offizier auf dem Kreuzer „Berlin“.

1924-1928

Canaris ist in der Marineleitung tätig.

1928

Erster Offizier auf dem Linienschiff „Schlesien“.

1930

Canaris wird Chef des Stabs der Nordseestation.

1932

Als Kapitän übernimmt er das Kommando über die „Schlesien“.

1933

Aus seinem Antikommunismus heraus begrüßt Canaris die Machtübernahme der Nationalsozialisten und hofft auf eine Revision von Versailles.

1934

Canaris erhält als Festungskommandant von Swinemünde einen sogenannten Verabschiedungsposten.

1935

Überraschend wird Canaris als Konteradmiral zum Chef der Abwehrabteilung im Reichskriegsministerium berufen, nachdem sein Vorgänger mit dem NS-Regime in Konflikt geraten war. Obwohl kein grundsätzlicher Gegner der Nationalsozialisten, bringen Hitlers Kriegsvorbereitungen Canaris in größere Distanz zum NS-Regime, zumal er sich auch dem zunehmenden Druck des Sicherheitsdiensts (SD) ausgesetzt sieht. Zu dessen Chef Reinhard Heydrich hat er ein freundschaftliches Konkurrenzverhältnis.

1938

Nach der Blomberg-Affäre und den Rücktritten von Wener von Blomberg und Werner Freiherr von Fritsch nutzt Canaris seine Stellung zur Organisation von Widerstand in der Wehrmacht. Er deckt die Widerstandsaktivitäten seines Stabschefs Hans Oster, fördert die Oppositionshaltungen von Ludwig Beck und gibt mehreren Widerstandsgruppen Informationen für einen Staatstreich. Seine Oppositionsaktivitäten werden durch seine Erfolge in der Spionageabwehr lange Zeit verdeckt.

1939

Um Adolf Hitler von einem Krieg abzuschrecken, warnt Canaris zahlreiche Vertraute Hitlers vor einem Krieg und versucht über seine Auslandskontakte auch Italiens Regierungschef Benito Mussolini zu beeinflussen.

1940

Beförderung zum Admiral.

1941-1944

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion und mit zunehmendem Zweifel an der Handlungsbereitschaft der Generalität gegen Hitler verringern sich Canaris' organisatorische Widerstandsaktivitäten. Er nutzt jedoch weiterhin seine Position gegen das NS-Regime: Er protestiert gegen die Erschießung russischer Kriegsgefangener und ermöglicht zahlreichen Verfolgten die Flucht.

1943

Mit der Verhaftung seines Mitarbeiters Hans von Dohanyi gerät Oster unter Verdacht und wird beurlaubt. Damit steht auch Canaris von nun an unter ständiger Beobachtung.

1944

Februar: Das Überlaufen eines Abwehragenten zu den Briten ist der Anlaß, Canaris seines Postens zu entheben. Die Abwehrabteilung im Reichskriegsministerium wird vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) übernommen. Juli: Canaris wird drei Tage nach dem Attentat vom 20. Juli verhaftet. Obwohl er ein Attentat auf Hitler abgelehnt hat, wird er durch die bei Angehörigen von Widerstandsgruppen gefundenen Informationen belastet.

1945

9. April: Kurz vor Einrücken der amerikanischen Truppen wird Canaris gemeinsam mit Oster und Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg (Oberpfalz) von Angehörigen der Schutzstaffel (SS) gehängt.

Ein Widerstandszentrum war die militärische Abwehr unter Admiral Wilhelm Canaris, der auch die Aktivitäten seines Stabschefs Generalmajor Hans Oster deckte. Seit der „Sommerkrise“ 1938 arbeitete Oster mit Ludwig Beck an Putschplänen. Enttäuscht über das Ausbleiben einer militärischen Aktion gegen Adolf Hitler, informierte er Norwegen und die Niederlande über die bevorstehenden Angriffe. Als Hans von Dohanyi, ein enger Mitarbeiter Osters, 1943 verhaftet wurde, geriet auch dieser unter Verdacht. Nach dem 20. Juli 1944 verhaftet, wurde Oster mit Canaris und Dietrich Bonhoeffer auf Befehl Hitlers am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg umgebracht.

War Hitler zunächst davon ausgegangen, daß es sich bei den Verschwörern vom 20. Juli 1944 um eine „ganz kleine Clique ehrgeiziger Offiziere“ handelte, so stellte sich bald heraus, daß die hinter dem Attentat Stauffenbergs stehende Gruppe weit über das Militär hinausreichte und sich bis in vermeintlich „parteitreue Kreise“ erstreckte. Die zur Verfolgung der Attentäter gegründete „Sonderkommission 20. Juli“ wuchs schnell auf über 400 Beamte an. Etwa 5.600 Personen, darunter auch alle ehemaligen Abgeordneten und Funktionäre der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und des Zentrums, wurden in den Monaten nach dem 20. Juli verhaftet. Allein im Jahr 1944 fällte der Volksgerichtshof über 2.000 Todesurteile.

Gegen Kriegsende gingen Terror und Verfolgung weit über den Widerstand hinaus. Bis zum letzten Kriegstag - und in einigen Fällen selbst nach der Kapitulation -wurden Menschen wegen „Wehrkraftzersetzung“ hingerichtet.

Der Z-PLAN von Admiral Wilhelm Canaris

Eines der letzten weitgehend ungelösten Rätsel aus der Ära des Dritten Reiches ist nach wie vor der Z-PLAN der deutschen Abwehr, ins Werk gesetzt von Admiral Wilhelm Canaris: Z-Plan - Ziel-Plan - Zukunfts-Plan.

In der allgemeinen militärhistorischen Literatur wird der Begriff 'Z-Plan' als Bezeichnung für ein frühzeitig aufgegebenes deutschen Flottenrüstungsprogramm erwähnt. Damit hatte der Z-PLAN nichts

zu tun - obwohl die Übernahme dieser Bezeichnung möglicherweise auch als günstige Tarnung gedacht war. Der Ursprung ist jedoch die Abteilung 5 der Abwehr gewesen, die intern auch als 'Abteilung Z' bezeichnet wurde. Die allgemeine Geschichtsschreibung weiß über diese 'Abteilung Z' nur, daß dort die geheimsten und ungewöhnlichsten Dinge vor sich gingen. Da weitgehend im Dunkel liegt, welcher Natur diese Dinge waren, wird der 'Abteilung Z' mitunter alles mögliche unterschoben, womit sie sicher überhaupt nichts zu schaffen hatte - je nach politischer Tendenz reicht die Bandbreite von angeblicher Widerstandstätigkeit bis zu Sonderaufgaben für Hitler. Die Wahrheit ist - so viel kann gesagt werden -, daß von der 'Abteilung Z' all jene Aktivität der Abwehr ausging, die in die mittelfristige oder sogar fernere Zukunft reichten, resp. reichen sollte. Dies umschließt mit hoher Wahrscheinlichkeit die meisten der weitreichenden Geheimmaßnahmen, die zwischen 1936 und 1944 geplant und zum Teil auch verwirklicht wurden.

Zunächst ist eine Betrachtung der Persönlichkeit des Chefs der Abwehr, des großdeutschen Geheimdiensts, nötig: Admiral Wilhelm Canaris. Heutzutage gilt er allen Seiten als undurchschaubar. Die einen behaupten, er sei ein Widerständler gegen den Nationalsozialismus gewesen - wofür es keinen einzigen stichhaltigen Beweis gibt. Die anderen meinen, er wäre aus dem Hintergrund einer der ambitioniertesten Helfer Hitlers gewesen. Auf alle Fälle war er ein engagierter Patriot. Es trifft zu, daß Wilhelm Canaris sich mit Adolf Hitler ausnehmend gut verstand, dem er seine bedeutende Karriere verdankte, ebenso mit Heinrich Himmler. Weltanschaulich war Canaris das, was als rechts-konservativ bezeichnet werden kann. Die Demokratie lehnte er schon seit der Weimarer Zeit entschieden ab. Er war aber auch ein Gegner des Totalitarismus und verwendete sich beispielsweise für die anständige Behandlung russischer Kriegsgefangener. Wilhelm Canaris war dem Dritten Reich sicher loyal und vertrat grundsätzlich auch dessen Ideen, doch dem 'realexistierenden Nationalsozialismus' stand er nicht unkritisch gegenüber.

Vielleicht ist es am besten, an dieser Stelle zu zitieren, was Rudolf J. Mund in seinem Werk „Vom Mythos der Schwarzen Sonne“ schreibt:

Wilhelm Walter Canaris, geboren am 1. Jänner 1887 in Aplerbeck, Kreis Dortmund, ins Unbekannte eingegangen am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenburg. Dazwischen lag ein Leben voll von so ungeklärter, zwielichtiger Konzeption, wie es nur das der großen Initiierten oftmals sein kann, ja sein muß. Als Admiral und deutscher Offizier stand er an der Spitze einer gigantischen Organisation, die unter dem Namen 'Abwehr' zum geschichtsbildenden Faktor de Zweiten Weltkriegs ward. Er wuchs jedoch weit darüber hinaus. Für ihn war diese Organisation Vorhof manches Vertrauten, den er in eine ganz andere Aufgabe einführen wollte. Man hat versucht, diese Aufgabe als Weltorganisation deutscher Einflüsse zu definieren. Sie war und ist mehr als das. Canaris war ein geschichtliches Regulativ, das sich weder der NS-Aggression noch der Widerstandsleistung ganz verschreiben konnte. Deshalb gilt er vielfach nach beiden Seiten als Verräter. Er war es nicht, denn er diente der unbekannten, übergeordneten Aufgabe. Er war das, was Dr. H. Fritsche vielleicht als „merlineske“ Persönlichkeit bezeichnen würde. Sein Abtritt von der profanen Weltbühne fügt sich harmonisch in dieses Bild. Wir wissen nicht, welchen Mysterien Canaris angehörte, aber wir fühlen und erkennen ihn als einen der großen Realesoteriker unseres Jahrhunderts. Wir verspüren sein Genie und sein legendäres Schnelldenken an allen Ecken und Enden unserer Gegenwart. Es liegt etwas von seinem feinen, sensiblen Humor in der Luft. Wir entbieten ihm, der unserer Zeit so sehr das Siegel seiner Persönlichkeit aufzudrücken vermag, unseren Gruß:

Möge Dir die Schwarze Sonne noch lange leuchten.

Die Frage, welchen Mysterien Wilhelm Canaris angehörte, läßt sich zumindest insoweit beantworten, wie er u.a. mit jenem 'magischen Damenkreis' in Verbindung stand, der -intern -auch 'Vril -Gesellschaft' genannt wurde. Ein weiterer Hinweis mag sein, daß er die Schwarze Sonne in das Siegel seiner Organisation 'Kette' aufnahm.

Bezüglich der Umstände um sein Verlassen dieser Welt gibt es viele Unklarheiten. Die Hinrichtung ist offenbar ohne Befehl von oben durch Über-eifrigen erfolgt. Canaris besaß bis zuletzt das Vertrauen Himmlers und wahrscheinlich auch Hitlers. Einiges spricht dafür, daß die Inhaftierung überhaupt nur eine Tarnungsmaßnahme war, denn Canaris konnte von dort aus ungehindert seine Pläne weiter verfolgen, sogar mit zunehmender Unterstützung durch die SS und Himmler. Es gibt auch nicht den geringsten glaubhaften Hinweis auf einen Verrat (angebliche verräterische 'Canaris-Tagebücher' gab es nie, sie sind eine Erfindung der Nachkriegszeit). Menschen, die Wilhelm Canaris besonders nahe standen, schließen nicht aus, daß er seine Hinrichtung selbst inszenierte, um nicht in Feindeshand zu geraten - und zugleich, um seine Geheimnisse vollkommen zu decken; denn wenn der Feind ihn für einen NS-Gegner hielt, würde das die beste Tarnung gewesen sein ...

Wie es sich im einzelnen wirklich verhielt, das wissen wir nicht - weil Admiral Canaris nicht wollte, daß es irgend ein Außenstehender es weiß. Was wir jedoch wissen - bis zu einem gewissen Grade -, bezieht sich auf seinen Z-PLAN, auf dessen Ursprung und Ziel.

Gegen Ende 1941 wurden durch die Ausweitung des Kriegs mit Rußland und den USA die Kräfteverhältnisse für Deutschland immer ungünstiger, von einem schnellen Sieg konnte keine Rede mehr sein. Die politische Führung erkannte dies nicht. In Erwartung eines schnellen Siegs wurde von

dieser die folgenschwere Entscheidung, alle neuen Rüstungsprogramme zu stoppen, die nicht binnen eines Jahres Frontreife erlangen konnten. Insbesondere für die Luftwaffe und die U-Boote mußte sich dies verhängnisvoll auswirken. Menschen wie Canaris und andere weitsichtige Offiziere, ebenso Techniker und Industrielle sahen die Gefahren sehr klar. Wichtige neue Entwicklungen, etwa die als neuer Standardjäger geplante Me 309 und auch der Düsenjäger Me 262, ebenso andere fortschrittliche Waffensysteme, sollten laut Führungsentscheidung nicht weiterbetrieben werden; noch immer glaubte die Regierung an einen baldigen Sieg, und offener Widerspruch war zu jener Zeit kaum möglich. Zu diesem Zeitpunkt erwiesen sich die deutschen Waffen dank des technischen Gesamtvorsprungs denen der Gegner noch als überlegen. Doch die Feindmächte arbeiteten mit Hochdruck an neuen Waffengenerationen. Die Deutsche Industrie tat dies aus Eigeninitiative ebenfalls

- jedoch ohne Unterstützung durch die Führung.

Diese Lage erfüllte Admiral Canaris mit Sorge -zumal bereits Vernichtungsabsichten einflußreicher Kreise in Amerika gegen das deutsche Volk insgesamt bekannt geworden waren, wie etwa der 'Kaufman -Plan'(-> Nahum Kaufmann: „Germany must perish“ (ein Vorläufer des Morgenthau ­Plans)). Canaris' Geheimdienst hatte umfassende Informationen aus dem Ausland beschafft, die in vielerlei Hinsicht alarmieren mußten. Deutschlands neue Hauptgegner. Rußland und die USA, kannten nicht nur keinerlei Rohstoffknappheit, sondern verfügten auch über enorme Produktionskapazitäten. Diesbezüglich war nicht nur Amerika, sondern auch Rußland ein gefährlicher Gegner. Geheimdiensterkenntnisse hatten überdies ergeben, daß Rußland auch in technischer Hinsicht ein besonders ernstzunehmender Gegner war. Die zu erwartenden neuen russischen Panzer (T 34) und Flugzeuge (Jak 3/ 9 und Lagg 5) würden besser sein als die westlichen, und sie waren 1942/ 43 in großen Stückzahlen zu erwarten. In Amerika wurden neue, weitreichende Jagdflugzeuge entwickelt; die den gegenwärtig eingesetzten deutschen gleichwertig oder sogar überlegen sein würden (P 47 und P 51). Für 1942/ 43 mußte damit gerechnet werden, daß große amerikanische Bomberverbände von tausenden Jägern begleitet das Reich angreifen Würden. Canaris verfaßte zu alledem eine Denkschrift mit besonderer Betonung darauf, daß der Krieg durch die Luftherrschaft entschieden werden würde, Deutschland müßte also seinen Vorsprung insbesondere bei den Jagdflugzeugen unbedingt halten und möglichst noch vergrößern (hier hat sicherlich auch die persönliche Bekanntschaft zwischen Admiral Canaris und General Galland eine Rolle gespielt).

Bei der Führung, namentlich bei Hermann Göring, stieß dieses mahnende Papier auf Ablehnung. Es entsprach dem, was Adolf Galland (General der Jagdflieger) erst wenige Wochen zuvor dargelegt hatte und sich dafür als „Defätist“ beschimpfen lassen mußte. Hitler selbst erklärte, sein Interessensgebiet sei der Landkrieg, die Luft wäre Görings Angelegenheit.

In den Monaten September bis Dezember 1941 führte Admiral Canaris Gespräche, teils persönlich, teils telefonisch, mit verschiedenen ebenfalls besorgten Persönlichkeiten, so u.a. Adolf Galland, Erich von Manstein, Karl Dönitz, Valerio Borghese, August von Mackensen, Rolf Engel, Eugen Sänger, und Traute A.* sowie mit führenden Vertretern der Industrie, u.a. von Arado, Dornier, Focke-Wulf, Heinkel, Siemens, Henschel, Daimler-Benz, DSF, Gotha (wahrscheinlich auch Junkers, Blohm & Voss, Messerschmitt und Fiat, was jedoch ungewiß ist). Ferner führte Admiral Canaris in dieser Angelegenheit ein Gespräch mit Heinrich Himmler, der die technische Truppe der SS anwies, ggf. mit der Canaris-Initiative zusammenzuarbeiten, wozu es jedoch vorerst nicht kam.

* Der Nachname wird mit Rücksicht auf die Familie nicht genannt.

Es wurde beschlossen, einen Fonds zur Förderung neuer, technisch besonders fortschrittlicher Waffen zu schaffen. Daran beteiligten sich die Firmen Arado (nebst Antriebstechnische Werkstätten), Dornier, Heinkel, Siemens, Daimler-Benz, DSF und Henschel sowie die 'Abwehr' des Admirals Canaris, also der deutsche Geheimdienst. Das Projekt wurde in der Abteilung 5 - auch Abteilung Z genannt- der Abwehr organisiert, es erhielt die Bezeichnung „Z-PLAN“ (Ziel-Plan). Die so gegründete Organisation bekam den Namen „Die Kette.“ Sie war eine Angelegenheit strengster Geheimhaltung, jedoch durchaus mit Duldung durch die Führung, Hitler und auch Himmler wurden informiert.

Fortan beschäftigte sich die Abteilung Z des großdeutschen Geheimdiensts mit nichts anderem mehr als der Verwirklichung des Z-Plans. Dieser sah zunächst die Schaffung von Kampfmitteln zur weltweiten Erringung der Luftherrschaft vor, auch über Amerika. Die fortschrittlichsten Fluggeräte ­

Jagdflugzeuge, schnelle Fernbomber, auch Lenkwaffen - wurden ins Werk gesetzt, sofern nicht bereits in Grundentwicklungen vorhanden.

Die Aufgabenteilung innerhalb der Kette war, daß die Abwehr Devisen und schwer zu beschaffende Rohstoffe besorgte und gleichsam die Abschirmung sicherte, während die Techniker und Industriellen für die Verwirklichung der Projekte sorgten und die Offiziere praktischen Rat gaben.

Aus dieser Initiative resultierten u.a. folgende Projekte:

Ar 240, Ar 234, Ar 555, Fw 190D/ Ta 152, Ta 154, Fw „Neos“, Do335, Do 317, He 162, He 219, Vr 7, Vr 8, Vr 9, Go 228, DSF 146, Hs 172, Hs 193, Hs 194, DFS 346, D-B Z/ E, Marschflugkörper Fritz und Enzian, etc.

Die geheimsten Projekte des Z-Plans waren zweifellos die Ar 555, die Fw Neos, die He 1078 und die Vr - Geräte - die „Vril“ - Raumschiffe. Die Produktionsstätten dieser Waffen lagen, so weit bekannt, in Brandenburg, Niederbayern, im Raum Dresden, Krefeld und in der Steiermark.

Einige dieser Projekte kamen über das Planungsstadium nicht hinaus, andere gelangten bis zur Frontreife, verschiedene wurden noch mit Erfolg eingesetzt. Zu einer umfassenden Unterstützung der Z-Plan-Projekte und Übernahme für den Fronteinsatz kam es jedoch nicht, im Gegenteil, Maschinen wie die He 219 oder die Do 355 wurden behindert; nur die Fw 190 D und, sehr spät, die Ar 234 sowie die Marschflugkörper können als ein praktische Resultate der Initiative bezeichnet werden. Als bei der Führung endlich die Erkenntnis der Notwendigkeit neuer Waffen durchdrang, wurden solche bevorzugt, die nicht aus der privaten Z-Plan-Initiative hervorgegangen waren. So die sicher wertvollen V1 und V2 und die zweifellos hervorragende Me 262, die allerdings um Jahre zu spät wahrgenommen und dann auch noch falsch eingesetzt wurde. Zu spät ging auch die Ju 188 in Serie gegangene sowie weitere Maschinen insbesondere von Messerschmitt und Junkers, die überwiegend nicht mehr zur Frontreife gelangten. Hier ist auch der „Amerikabomber“ Me 264 zu nennen, der zwar etwa der amerikanischen B 29 entsprach, aus deutscher Sicht jedoch schon im Entwurfsstadium veraltet war und auch im Falle der Fertigstellung ohne weit-reichende Begleitjäger verloren gewesen wäre. Arado und Focke-Wulf boten sehr viel bessere Lösungen an; auch das Daimler-Benz-Projekt Z/ E hätte den Zweck besser erfüllen können. Inwieweit die Vr - Geräte (Rundflugzeuge/ 'Flugscheiben') rechtzeitig zur Fronttauglichkeit hätten gebracht werden können, ist schwer zu beurteilen (es ist im übrigen auch nicht restlos sicher, ob die VR-Geräte wirklich Flugscheiben waren). Diesbezüglich setzte man

womöglich mehr auf die BMW-Entwicklungen und auf die H-Geräte (Haunebu/  Hauneburg) der technischen Truppe der SS, die auch an der Kraftstrahlkanone 'Donar' arbeitete.

Endlich zum Jahreswechsel 1943/ 44 dürften auch in Kreisen der politischen Führung erstmals ernsthafte Sorgen bezüglich der Kriegsentwicklung wach geworden sein. Es kam zu einem Treffen führender Köpfe der 'Kette' und der technischen Truppe der SS und wahrscheinlich sogar zu einem Gespräch mit Adolf Hitler selbst. Das Ergebnis war ein partielles Zusammenwirken, über dessen Einzelheiten jedoch nicht viel bekannt ist.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944 kam es zu einer Veränderung in der Struktur der Kette - aus dem Forschungsförderungsfonds wurde ein Geheimbund. Admiral Canaris war unter Verratsvorwurf inhaftiert worden. Insbesondere Dank Himmlers ungebrochenem Vertrauen in ihn, konnte er seine Arbeit jedoch weitgehend unbehindert fortsetzen. Die Hinrichtung von Canaris am 9. April 1945 erfolgte höchstwahrscheinlich ohne Befehl von Hitler, auf alle Fälle ohne Wissen Himmlers.

Beginnend mit Sommer 1944 nahm der Z-PLAN eine neue Gestalt an, aus dem Ziel-Plan wurde der Zukunfts-Plan - die Schaffung allerletzter Reserven, die auch nach einer militärischen Niederlage des Reiches noch wirksam werden konnten - eine 'Kette', die notfalls über mehrere Generationen halten mußte! Für diesen neuen, sehr weitreichenden Z-PLAN wurden ausgedehnte unterirdische Anlagen geplant und zumindest teilweise fertiggestellt. In diesen Anlagen wurden die letzten Geheimwaffen des Großdeutschen Reiches für einen eventuellen Gegenschlag bereitgehalten, um Kaufman - und Morgenthau -Plänen vorzubeugen - und darüber hinaus, um in Zukunft der Wiedererhebung des deutschen Volkes eine Grundlage zu geben.

Während seiner Inhaftierung unterhielt Canaris besonders engen Kontakt zu Himmler, beziehungsweise dieser zu ihm. Es ist anzunehmen, daß in der sich abzeichnenden Schlußphase des Krieges nun alle Kräfte zusammenwirkten. Die bei der technischen Truppe der SS in Wiener Neustadt entwickelte 'Kraftstrahlkanone' dürfte zur Ausrüstung der wahrscheinlich in einsatzbereitem Zustand vorhandenen Einzelstücken der Vr 7, außerdem wurden einige Ju 288 und Do 317 mit dieser Waffe bestückt. Somit verfügte das Reich über einige wenige, jedoch äußerst wirksame Waffen für einen eventuellen letzten Gegenschlag.

Parallel zu diesen Bemühungen des Z-Plans fand die Weiterführung von Projekten statt, die bereits früher aufgenommen worden waren: Die überseeischen Stützpunkte des Großdeutschen Reiches.

Auch hier war die Initiative von Wilhelm Canaris ausgegangen. Schon während des Ersten Weltkriegs hatte er mit dem Kreuzer 'Dresden' die antarktische Region bereist und auch zur Antarktis gehörende vorgelagerte Inseln betreten. Der Gedanke, daß geheime Stützpunkte dort für Deutschland sehr wertvoll sein müßten, kam ihm schon damals.

Seit 1936 rechnete Canaris mit einem gegen Deutschland gerichteten zweiten Weltkrieg. Insbesondere die geheimdienstlich beschafften Informationen über die strategische Rüstungspolitik Großbritanniens und der USA erhärteten diese Befürchtung. Seine Warnungen fanden bei der deutschen Regierung jedoch kein Gehör, die deutsche Rüstung blieb rein taktisch ausgelegt, nur für begrenzte Konflikte geeignet.

Allein der damalige Großadmiral Reader teilte Canaris' Befürchtungen. Er unterstützte die Idee geheimer überseeischer Stützpunkte. Damit wurde der Grundstein für die deutsche Antarktis -Unternehmung gelegt, die 1938 zur völkerrechtlichen Inbesitznahme des Gebiets 'Neuschwabenland' für das Großdeutsche Reich führte.

Gleichfalls schon vor Kriegsausbruch hatte Admiral Canaris einen deutschen Geheimstützpunkt auf den Kanarischen Inseln ins Werk gesetzt. Dazu hatte er sich mit dem dort lebenden Deutschen Gustav Winter ins Einvernehmen gesetzt. Unter stiller Duldung der befreundeten spanischen Regierung, wurde die Halbinsel Jandia auf Fuerteventura zu einer deutschen Luft-Basis ausgebaut (später, in Zusammenwirken mit Karl Dönitz, soll Jandia auch zur Versorgung von U-Booten genutzt worden sein).

Jandia, im Atlantischen Ozean gelegen, war ein idealer Stützpunkt zur Zwischenlandung für weitreichende See-Fernaufklärer (Fw 200 C). Es dürften auch einige deutsche Flugzeuge zeitweilig auf Jandia fest stationiert gewesen sein; zumindest zwei Me 110, deren Hauptaufgabe es darin bestand, eventuell erscheinende feindliche Fernaufklärer abzuschießen, noch ehe solche das Geheimnis hätten weitermelden können. Später soll diese Aufgabe von zwei oder drei Ar 240 wahrgenommen worden sein, gegen Kriegsende womöglich durch zwei Do 335 verstärkt. Hier handelte es sich um Prototypen besonders leistungsfähiger Flugzeuge, die jedoch nicht zur Serienfertigung gelangt waren.

Unbestätigten Berichten zufolge sollen dort auch einzelne Ju 390, P 108 (italienisch), Do 317 und Flugboote Bv 222 auf dem Weg nach Neuschwabenland Station gemacht haben, möglicherweise auch auf Flügen nach Südamerika, wo seitens der SS namentlich in Peru an einem weiteren Geheimstützpunkt gearbeitet worden ein soll.

Auf jeden Fall tat der geheime Stützpunkt Jandia auf Fuerteventura gute Dienste. Unbestritten ist, daß dieser auf Canaris zurückging. Wäre dieser Mann ein Verräter gewesen, so hätte der Gegner sicher nicht erst Monate nach Kriegsende entdeckt, daß sich dort ein deutscher Stützpunkt befand.

Inwieweit die überseeischen Basen mit dem Z-PLAN in Verbindung stehen, ist ungewiß, wahrscheinlich in keiner direkten. Die Mittel des Z-Plans dürften in unterirdischen Anlagen in der Heimat konzentriert worden sein, in der heutigen Bundesrepublik Deutschland und in Österreich. Daß solche geheimen Anlagen existieren, ist längst kein Geheimnis mehr - wo sie sich aber befinden und was sie enthalten, das ist noch immer ein großes Geheimnis.

Auszüge aus der Z-Plan zur Apokalypse

Jahwe, El Schaddai - Z-Plan (neunter Teil) S. 477

Wer die Wahrheit kennt, findet deren Spuren auch noch im Neuen Testament, etwa im 8. Kapitel des Johannes-Evangelium oder im Brief des Paulus an Titus. Er zeigte in die Richtung seiner ungezählten Bücher: „Sie müssen halt einmal selber nachlesen! - Auf alle Fälle: Christus ist keineswegs der Sohn des Hebräergottes Jahwe, wie die Kirche behauptet! Nein. Christus ist Gott - Jahwe ist der Teufel! So einfach! Jahwe stellt sich ja auch mit dem Satz: ‚Ich bin El Schaddai‘ vor - im Originaltext: ‚Ani ha El Schaddai‘, Genesis, erstes Buch Mose, 17.1. Wo Sie heute in der Bibel lesen, ‚der Allmächtige‘ oder ‚Gott‘, da steht im Originaltext ganz etwas anderes, nämlich El Schaddai, Jahwe oder Zebaoth. Das Wort ‚Gott‘ gibt es im hebräischen Alten Testament nicht. Höchstens ‚Adonai‘, das heißt ‚Herr‘. Im Grunde ist es einfach zu durchschauen, wenn man einmal darüber nachzudenken begonnen hat. Nicht ohne Grund ist ja die ‚Alttestamentarische Grausamkeit‘ sprichwörtlich - es ist eben das Buch des Teufels!“

Die wichtigsten Fragen - Z-Plan (neunter Teil) S. 477 - 478

Die Fragen, die uns Menschen seit jeher in dieser oder jener Weise bewegen, sind doch: Wer sind wir? Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Wohin wird es uns nach unserem Sterben führen? Die Menschen - wie auch alle anderen Lebewesen, Tiere, Pflanzen - sind nicht erschaffen worden. Sie sind mit und neben der Gottheit Wesen ewigen Seins. Der Anfang fand in der raumlosen Unendlichkeit und der zeitlosen Ewigkeit statt. Dies ist die rein göttliche Seins-ebene, die wir nicht begreifen können, weil wir ohne Raum und Zeit nicht existieren können. Darum hat die göttliche Macht für uns Zeit und Raum geschaffen. Und das war - für uns - der Anfang. Stellen Sie sich vor, seit aller Ewigkeit lagen Myriaden von Samen kommenden Lebens bereit. In diesem Stadium bestanden all jene Samen aus Schale und Kern. Die Schale entspricht der Seele, der Kern dem Geist. Die Seele ist die Form, das quasi astral Körperhafte, der Geist ist der Charakter, sind die Begabungen und so weiter. In diese noch leb-lose Zweiheit hinein gab die göttliche Macht ein Drittes: Die Kraft des Lebens. Und mit der Belebung all der unzählbaren Samen wurde aus jedem Wesen die ewige Dreiheit Geist-Seele-Leben.“

Wer war Jahwe oder El Schaddai? - Z-Plan (neunter Teil) S. 478

„Die Kraft des Lebens, die wir alle aus der Gottheit empfangen haben, ist unverlierbar - es gibt keinen Tod. Das Sterben ist nicht mehr als ein Wechseln der Körperkleider, die dann in einer anderen Welt nach dem inneren Muster unseres Astralkörpers erneut aufgebaut werden. Es gibt auch keine Auslöschung des Ich - Bewußtseins im Sterben, kein Vergessen, wer wir sind, sondern ein bewußtes Übergehen von dieser in eine jenseitige Welt. Dort nimmt unser Leben dann seinen Fortgang. Daß es überhaupt ein Sterben gibt, liegt bloß daran, daß wir einmal den Weg durch die grobstoffliche diesseitige Welt gehen müssen. Wieso? Weil wir einstmals ausgezogen sind aus unserer Urheimat, dem Gottesreich des ewigen Lichts, und dabei unsere himmlischen Leiber verloren, also die rein lichtstofflichen Umsetzungen unserer Astralkörper, um es einmal so auszudrücken. In der Leerenendlosigkeit konnten wir nicht existieren. Wir verloren unser Bewußtsein und sanken in einen Samenzustand zurück. Wir sind in gewisser Weise alle gefallene Engel! Wie es dazu kam? Nun, weil eben der bewußte Jahwe zum Schaddain wurde, zum Verworfenen. Auch Worte wie Schatten und Shaddow kommen sprachlich aus diesem Stamm. Sein ursprünglicher Name im Himmelreich war Balael. In der Bibel kommt dieser Name in verdrehter Weise noch als Belial vor. Balael, das heißt, ganz wörtlich genommen: Werfer des Feuers - Bal-a-El, also Luzifer. Bloß ist die häufige Übersetzung des Namens Luzifer mit ‚Lichtbringer‘ falsch, es müßte Feuerwerfer heißen, weil ‚Elu‘ das Feuer ist, ‚Il‘, beziehungsweise 'Ilu', hingegen das Licht, das göttliche Licht aber ‚Ilu‘. Nun, dieser Balael, der selbst Gott sein wollte, zog mit einigen Anhängern aus dem Reiche des ewigen Lichts aus, um sich seine eigene Welt zu bauen und dort Gott zu spielen. Dazu verwendete er jene untauglichen Stoffe, die er außerhalb des Himmelreichs vorfand. Was er schuf, war - die Hölle! Von dort aus log er den im Reiche des Lichts verbliebenen Engeln vor, seine neue Welt sei ganz großartig gelungen. Christus nennt ihn daher den ‚Vater der Lüge‘. Auch das steht noch im Johannes-Evangelium zu lesen. Etwa ein Drittel der Engel des Himmelreichs - unter diesen auch wir! - glaubten dem Schaddain und machten sich auf den Weg. Doch, wie schon gesagt, diese alle - unter ihnen wir! - verloren dabei ihr Bewußtsein und ihren himmlischen Körper.

Weltenkampf und Hintergründe zu „666“ - Z-Plan (neunter Teil) S. 477 - 483

„Dieser Kampf zwischen Licht und Finsternis, spricht von dem nicht auch die Apokalypse des Johannes? Kommt danach nicht mit dem 14. Kapitel der Sieg des Lichts? Ich hörte davon reden.“ Der alte Mann lächelte verschmitzt und nahm die Bibel zur Hand. „Ja,“ antwortete er, „ja, daran ist viel Wahres. Denn diese Zusammenfassung des letzten Teils der Apokalypse - mehr ist es nämlich nicht! ­hat Marcion verfaßt. Und weil er wußte, daß alle Wahrheit Christi verfälscht werden würde, verschlüsselte er diese Schrift gleich so, daß allein Eingeweihte sie richtig deuten konnten! Die Verfälscher kannten sich damit nicht aus! Zwar schoben sie hier und da einige Begriffe aus dem Alten Testament hinein, wie sie das im ganzen sogenannten Neuen Testament taten - liest man nach, paßt es nie zusammen - und so kommt also auch in der Apokalypse der Name Moses vor und so weiter. Doch dank der schon zuvor von Marcion vorgenommenen Verschlüsselung, konnten die Verfälscher bloß wahllos vorgehen und darum den Sinn nicht zerstören. Für die Unterrichteten liest sich dieser Text noch immer sehr klar! Schauen Sie einmal her.“ Er schlug die Bibel auf und blätterte bis zur Apokalypse: „Im 13. Kapitel kulminiert die Jetztzeit. Dabei müssen Sie sich vorstellen, wie ein Seher im ersten Jahrhundert die Dinge der heutigen Zeit sah. Bomber, Panzer, Fernsehen und all Solches war ihm unbekannt. Er mußte daher Beschreibungen wählen, die ihm anschaulich erschienen. Aber zunächst die wichtigsten Schlüssel zur N.T. - Apokalypse: Das Lamm ist Christus, der Gott des Lichts. Der Drache ist Jahwe, der Satan. Das erste Tier sind die Anbeter Jahwes. Das zweite Tier sind deren Dienstwillige. Die Heidenvölker sind jene, die das Tier anbeten und diesem dienen. Die Heiligen hingegen sind diejenigen, die sich gegen das Tier und dessen Knechte stellen. Die Große Hure ist die Kirche. Babylon - dieser Name wurde nachträglich hineingefälscht, Marcion schrieb nur ‚große Stadt‘ ­ist die Hauptstadt der Anbeter des Tiers in der Endzeit. Das ist also ohne Zweifel New York. Die Zahl 666 ist die Geldmacht; dies bezieht sich auf das Alte Testament, 1. Buch Könige, Kapitel 10, Vers 14, wo es heißt: 'Das Gewicht des Goldes, das alljährlich bei Salomo einging, betrug 666 Goldtalente.‘ Der Berg Zion ist hier der Berg Sin, der Mitternachtsberg, was übrigens besonders deutlich im 48. Psalm zum Ausdruck kommt - die meisten Psalmen gehen auf babylonische, assyrische oder phönizische Texte zurück. - Dies sind die Ausgangspunkte, die Sie brauchen, um die Apokalypse zu lesen. Schauen wir uns jetzt das 13. Kapitel ein wenig an; es betrifft dieses Jahrhundert. Vers 13.1 meint, das ‚Tier‘ steigt aus dem Meer der Völker auf und gewinnt sich viel Einfluß. Das meint die Anbeter Jahwes. Vers

13.2 schildert die beiden Weltkriege. Die Gegner Deutschlands: Der Leopard, gefleckt,

verschiedenfarbig, kommt über das Meer.